Feuerhimmel (German Edition)
ihre Probleme zu lösen. Andere Menschen hatten so schreckliche Erfahrungen gemacht, dass ihr dagegen selbst der Verlust ihres ungeborenen Kindes fast wie eine Kleinigkeit erschien.
Ich bin jung, hatte sie sich gesagt. Ich kann noch immer Kinder bekommen. Doch von Marks Verrat hatte sie sich nie so richtig erholt. Seitdem hatte sie keinen Mann mehr getroffen, der sie genug interessierte, um ihr Misstrauen zu besiegen und sich auf eine Beziehung einzulassen.
Doch sie war immer noch eine Frau. Zum ersten Mal nach sehr langer Zeit hatte Gabriel Raines dafür gesorgt, dass sie sich auch wie eine Frau fühlte. Sie dachte daran, wie er sie zum Schluss angesehen hatte. Die Hitze in seinem Blick und das offensichtliche Interesse an ihr. Dann dieses lässige, sinnliche Lächeln. Er hatte sie betrachtet wie ein hungriger Kater, der sie lebendig verschlingen wollte. Vielleicht war er nicht ihr Typ, aber ihr Körper sprach eine andere Sprache. Auch wenn sie ihn vom Kopf her ablehnte, ihr Bauch reagierte heftig auf seine männliche Ausstrahlung.
Matties Verstand riet ihr, sich von Gabriel Raines besser fernzuhalten.
Nachdem er das Wochenende durchgearbeitet hatte, watete Gabe am Montagmorgen durch die Trümmer, die einmal eine fast fertige Lobby der Dallas Towers gewesen waren. Mit seinen hohen schweren Gummistiefeln arbeitete er sich durch nasse Wandplanken, verbranntes Holz und zerbrochenes Glas. Er schob zusammengeschmolzene Lichtsysteme beiseite, die vonder eindrucksvollen drei Etagen hohen Decke gefallen waren.
„Ziemlich hässlich, was?“ Sam McBride kam ihm ebenfalls in dicken Gummistiefeln entgegen.
„Eine verfluchte Schande ist das!“
„Ich hab gehört, sie verdächtigen den Jungen der Brandstiftung, den wir gestern gesehen haben.“
„Der Junge ist erst siebzehn. Und es spricht einiges dafür, dass er es nicht gewesen ist.“
„Tatsächlich?“
„Vielleicht. Er war an dem Abend mit einem Kumpel in der Stadt, um Wände zu besprühen. Er meint, sie hätten die Rauchwolken gesehen und sind losgegangen, um sich das anzugucken.“
„Graffiti? Ich hasse diese kleinen Gauner! Mein Vater hätte mir den Hintern versohlt, wenn ich so was gemacht hätte.“
Gabe lachte. Da sein Dad sich aus dem Staub gemacht hatte, als er noch ein Kind gewesen war, gab er keinen weiteren Kommentar dazu. Allerdings mochte er Vandalismus ebenso wenig.
„Ich habe heute Nachmittag eine Verabredung mit dem Jungen, um mich mit ihm zu unterhalten.“ Mattie Baker hatte den Termin vereinbart und angekündigt, sie würde ebenfalls dort sein. Was dafür sorgte, dass er mehr Interesse an diesem Treffen hatte, als er sollte.
„Könnte interessant sein zu hören, was er dazu sagt“, bemerkte Sam.
„Freunde von ihm glauben fest daran, dass er es nicht getan hat. Sie schwören, dass er ein guter Junge ist. Ich hoffe, dass sie recht haben.“
„Wann trefft ihr euch?“
„Um zwei. In einem Zentrum namens Family Recovery Center.“
Sam sah auf die Uhr. „Das ist in einer Dreiviertelstunde.“
„Es ist gleich nebenan. Lass uns die Bestandsaufnahme zu Ende führen und checken, was wir an Material und Ausrüstung verloren haben.“
Sam nickte und stülpte sich den Helm wieder auf sein kurzesblondes Haar. Gabe setzte seinen Schutzhelm ebenfalls auf. Sie wateten durch die durchnässten Trümmer. Das Löschen des Feuers hatte genauso viel Schaden angerichtet wie der Brand selbst.
Eine halbe Stunde später befand sich Gabe auf dem Weg zum FRC. Als er hereinkam, stand Mattie Baker schon im Wartezimmer. Es war ein großer heller Raum mit einer Reihe von braunen Vinylsesseln und ein paar Holztischen, auf denen haufenweise zerlesene Zeitschriften herumlagen.
Sie war genauso schön, wie er sie in Erinnerung hatte. Plötzlich überkam ihn der Drang, das feurige Haar von all den Klammern zu befreien und es auf seinem Kopfkissen ausgebreitet zu betrachten. Er wollte ihr am liebsten dieses strenge graue Kostüm vom Körper reißen, diese köstlichen und aufregenden Rundungen und Linien liebkosen und erforschen.
Sein Körper reagierte sofort auf diese Vorstellung.
Er fluchte leise.
Mattie kam ihm lächelnd entgegen. „Hallo Gabe.“
„Hallo Mattie.“
„Angel wartet bereits. Jetzt, nachdem Enrique alles gestanden hat, ist er ganz scharf darauf, mit Ihnen zu reden. Er will Ihnen selbst sagen, dass er den Brand nicht gelegt hat.“
„Das klingt gut.“
Mattie führte ihn den Flur entlang. An den Wänden hingen Amateurfotos von der
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