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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vielleicht so, weil Sie ein weißer Mann sind. Weiße Männer sehen überall Ungeheuer. Weiße betrachten ihre eigenen Schwänze und sehen Ungeheuer.« Rainbird lachte wieder.
    Cap hatte sich endlich beruhigt und konnte wieder vernünftig denken. »Warum sollte ich es gestatten, selbst wenn alles, was Sie sagen, stimmt? Ihre Tage sind gezählt, und wir wissen beide. Sie sind zwanzig Jahre lang Ihrem eigenen Tod nachgejagt. Alles andere war beiläufig, allenfalls ein Hobby. Sie werden Ihren Tod früh genug finden. Und einmal ist es für uns alle zu Ende. Warum sollte ich Ihnen also das Vergnügen gönnen, zu bekommen, was Sie haben wollen?«
    »Vielleicht ist es so, wie Sie sagen. Vielleicht bin ich meinem eigenen Tod nachgejagt – ein farbigerer Satz, als ich Ihnen zugetraut hätte, Cap. Vielleicht sollte man Ihnen öfter die Furcht vor Gott nahebringen.«
    »Sie entsprechen nicht meinen Vorstellungen von Gott«, sagte Cap.
    Rainbird grinste. »Gewiß eher denen des christlichen Teufels. Aber ich sage Ihnen eins – wenn ich wirklich meinem eigenen Tod nachgejagt wäre, hätte ich ihn wohl schon lange gefunden. Vielleicht habe ich mich zur Probe an ihn herangepirscht. Aber ich habe keine Lust, Sie in Schwierigkeiten zu bringen, Cap, und auch nicht die Firma oder die Geheimdienste der Vereinigten Staaten. Ich bin kein Idealist. Ich will nur das kleine Mädchen. Und Sie werden vielleicht merken, daß Sie mich brauchen. Sie werden vielleicht merken, daß ich etwas bewerkstelligen kann, was alle Drogen aus Er. Hockstetters Gruselkabinett nicht schaffen.«
    »Und die Gegenleistung?«
    »Wenn die Affäre McGee erledigt ist, wird auch das US-Büro für Geologische Forschung aufhören zu existieren. Ihr Computer-Chef kann seine sämtlichen Codes ändern. Und Sie, Cap, werden privat mit mir zusammen nach Arizona fliegen. Wir werden in meinem Lieblingsrestaurant in Flagstaff ausgezeichnet essen, und dann werden wir mein Haus aufsuchen, und hinter dem Haus werden wir in der Wüste unser eigenes Feuer anzünden und eine Menge Papiere und Bänder und Filme rösten. Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen sogar meine Schuhsammlung.«
    Cap dachte darüber nach. Rainbird ließ ihm Zeit. Er blieb ruhig sitzen.
    Endlich sagte Cap: »Hockstetter und seine Kollegen meinen, daß es zwei Jahre dauern könnte, bis wir das Mädchen völlig erschlossen haben. Es hängt davon ab, wie tief ihre Schutzhemmungen eingeprägt sind.«
    »Und Sie werden in vier bis sechs Monaten weg sein.«
    Cap zuckte die Achseln.
    Rainbird faßte sich mit dem Zeigefinger seitlich an die Nase und legte den Kopf schief – eine groteske Geste, wie aus einem Schauermärchen. »Ich denke, wir können Sie viel länger im Sattel halten, Cap. Unter uns, wir wissen, wo Hunderte von Leichen begraben liegen – im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Und ich bezweifle, daß es Jahre dauern wird. Am Ende werden wir beide bekommen, was wir wollen. Was meinen Sie?«
    Cap überlegte. Er fühlte sich alt und müde und den Schwierigkeiten kaum noch gewachsen. »Ich schätze«, sagte er, »Sie haben gewonnen.«
    »Fein«, sagte Rainbird schnell. »Ich denke, ich werde ihr Stubenmädchen spielen. Ich werde nicht Teil des allgemeinen Plans sein. Ich werde nicht dazugehören. Das wird für sie wichtig sein. Und sie wird natürlich nie erfahren, daß ich es war, der das Gewehr abfeuerte. Das wäre ein gefährliches Wissen, nicht wahr? Ein sehr gefährliches.«
    »Warum?« sagte Cap endlich. »Warum sind Sie denn so wahnsinnig versessen darauf?«
    »Wieso wahnsinnig?« fragte Rainbird leichthin. Er stand auf und nahm eins der Bilder von Caps Schreibtisch. Es war das Foto, auf dem Charlie auf dem Stück Pappe den verharschten Schneehang hinunterschlitterte und dabei lachte. »In diesem Gewerbe, Cap, legen wir alle unsere Wintervorräte an. Hoover hat es getan und unzählige CIA-Direktoren. Und Sie haben es auch getan, denn sonst wären Sie heute schon lange pensioniert. Als ich anfing, war Charlene McGee noch nicht einmal geboren, und ich habe mir nur den eigenen Arsch warm gehalten.«
    »Aber warum das Mädchen?«
    Rainbird antwortete lange nicht. Er studierte ausführlich das Foto, fast zärtlich. Er berührte es.
    »Sie ist sehr schön«, sagte er. »Und sehr jung. Und doch trägt sie ihren Z-Faktor in sich. Die Macht der Götter. Sie und ich werden einander nahe sein.« Sein Auge bekam etwas Verträumtes. »Ja, wir werden einander sehr nahe sein.«

Im Kasten
1
    Am 27. März entschied

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