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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und ab, während er lief. Er stürzte, stand auf und rannte weiter. Er knickte mit dem Fuß in einem Erdloch um und, als er wieder stürzte, stieß er einen verzweifelten Schrei aus. Er rappelte sich auf und rannte weiter. Manchmal schien es, als renne er allein, dann wieder kam es ihm vor, als liefe jemand mit. Es spielte keine Rolle. Wichtig war nur, daß er wegkam, weg von diesem brennenden Bündel Lumpen, das vor Minuten Al Steinowitz gewesen war, weg von der brennenden Wagenschlange, weg von Bruce Cook, der mit einem spitzen Stück Holz durch den Hals in dem kleinen Garten lag. Weg, weg, nur weg. Der Revolver glitt aus dem Halfter und traf ihn schmerzhaft am Knie. Die Waffe fiel ins Gras, aber OJ achtete nicht darauf. Er rannte durch ein Waldstück und stolperte über einen umgefallenen Baum. Der Länge lang lag er da und spürte heftige Stiche. Er hielt sich die Seite. Sein Atem ging pfeifend. Er weinte vor Angst und Entsetzen. Nie wieder New York, dachte er. Nie wieder. In New York soll arbeiten wer will. Ich werde den Staat nicht mehr betreten, und wenn ich zweihundert Jahre alt werde.
    Nach einer Weile stand OJ auf und humpelte zur Straße hinüber.
16
    »Wir müssen ihn von der Veranda wegschaffen«, sagte Andy. Er hatte Charlie draußen auf den Rasen gelegt. Die eine Seite des Hauses brannte schon, und wie große Glühwürmchen senkten sich Funken auf die Veranda herab.
    »Verschwinden Sie«, sagte Norma rauh. »Rühren Sie ihn nicht an.«
    »Das Haus brennt«, sagte Andy. »Lassen Sie mich Ihnen helfen.«
    »Verschwinden Sie! Sie haben genug angerichtet!«
    »Schluß jetzt, Norma.« Irv sah sie an. »Dieser Mann ist nicht schuld an dem, was hier passiert ist. Halt also deinen Mund.«
    Sie sah ihn an, als ob sie eine Menge zu sagen wüßte, aber sie schwieg.
    »Helfen Sie mir auf«, sagte Irv. »Meine Beine sind wie Gummi. Ich glaube, ich habe mir in die Hose gepißt. Sollte mich nicht wundern. Eins von den Schweinen hat mich angeschossen. Ich weiß nicht welcher. Helfen Sie mir, Frank.«
    »Ich heiße Andy«, sagte er und legte Irv einen Arm um den Rücken. Ganz langsam stand Irv auf. Andy sagte: »Ich mache Ihrer Frau keinen Vorwurf. Sie hätten heute morgen an uns vorbeifahren sollen.«
    »Wenn ich es noch einmal tun müßte, würde ich genauso handeln«, sagte Irv. »Die verdammten Hunde! Mit Kanonen auf mein Grundstück zu kommen. Diese verfluchten Hurensöhne und … aauuau. Verdammt!«
    »Irv?« rief Norma.
    »Ruhig, Frau. Es geht schon. Kommen Sie, Frank oder Andy oder wie immer Sie heißen. Es wird heiß hier.«
    Es wurde wirklich heiß. Der Wind blies einen Funkenregen auf die Veranda, als Andy Irv die Stufen hinabhalf und vom Haus wegzog. Der Hauklotz auf dem Vorhof war ein schwarzgebrannter Stumpf. Von den Hühnern, die Charlie in Brand gesetzt hatte, waren nur ein paar verkohlte Knochen und ein wenig Asche – wahrscheinlich von den Federn – übrig. Die Tiere waren nicht gebraten, sie waren vollständig verbrannt.
    »Setzen Sie mich bei der Scheune ab«, keuchte Irv. »Ich will mit Ihnen reden.«
    »Sie brauchen einen Arzt«, sagte Andy.
    »Ich werde meinen Arzt schon holen lassen. Was ist mit Ihrer Tochter?«
    »Sie ist ohnmächtig.« Er lehnte Irv mit dem Rücken gegen das Scheunentor. Irv sah zu ihm auf. Sein Gesicht hatte wieder ein wenig Farbe, und seine Lippen waren nicht mehr so blau. Er schwitzte. Hinter ihnen ging das große weiße Farmhaus, das seit 1868 an der Baillings Road gestanden hatte, in Flammen auf
    »Solche Fähigkeiten wie sie dürfte kein Mensch haben«, sagte Irv.
    »Das mag sein«, sagte Andy und schaute von Irv weg in Norrnas versteinertes, unversöhnliches Gesicht. »Aber dann dürfte auch kein Mensch Querschnittslähmung haben oder Muskelschwund oder Leukämie. Aber diese Dinge gibt es. Es gibt sie sogar bei Kindern.«
    Irv nickte. »Sie wurde nicht gefragt.«
    Andy sah immer noch Norma an. »Sie ist genausowenig ein Monstrum wie ein Kind in einer eisernen Lunge oder in einem Heim für geistig behinderte Kinder«, sagte er.
    »Es tut mir leid, daß ich das gesagt habe«, erwiderte Norma und schlug die Augen nieder. »Ich habe mit ihr nur die Hühner gefüttert. Ich habe zugeschaut, wie sie die Kuh streichelte. Aber Mister, mein Haus brennt nieder, und es hat Tote gegeben.«
    »Es tut mir leid.«
    »Das Haus ist versichert, Norma«, sagte Irv und streckte die gesunde Hand nach ihr aus.
    »Das ändert nichts daran, daß Mutters Geschirr verloren ist, das sie von

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