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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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in der Hinterhand hat.«
    West wurde noch kälter. »Zehntausend? So viele?«
    »Etwa zehntausend, ja. Vor allem Hörige.«
    »Hörige? Leichte Infanterie?«
    »Leicht, ja, aber nicht wie der Abschaum, den ihr hier habt.« Dreibaum warf einen düsteren Blick auf die schäbigen Zelte, die erbärmlichen Lagerfeuer, die nur schwach vor sich hin glommen. »Bethods Hörige sind hart und blutdürstig vom Kämpfen und zäh wie Leder vom Marschieren. Diese Bastarde können den ganzen Tag laufen und am Abend dennoch kämpfen, wenn es Not tut. Bogenschützen, Speerwerfer, alle gut ausgebildet.«
    »Und an Carls ist auch kein Mangel«, warf der Hundsmann ein.
    »Nein, überhaupt nicht, und sie haben gute Rüstungen und scharfe Klingen und zudem auch viele Pferde. Es werden zweifelsohne auch einige Namhafte Männer dabei sein. Bethod hat die Allerbesten bei sich, darunter auch einige erfahrene Kriegsführer. Außerdem noch seltsames Volk aus dem Osten. Wilde Männer vom anderen Ufer der Crinna. Er hat wohl ein paar Jungs weiter nördlich zurückgelassen, damit eure Freunde etwas zum Spielen haben, und seine besten Kämpfer hat er südlich gegen den schwächsten Teil eurer Armee geführt.« Der alte Krieger bedachte das schlampig errichtete Lager unter seinen dichten Augenbrauen mit einem grimmigen Blick. »Ohne dich beleidigen zu wollen, aber ich rechne euch nicht die winzigste Aussicht auf Sieg aus, wenn es zu einer Schlacht kommt.«
    Die schlimmste aller möglichen Entwicklungen. West schluckte. »Wie schnell kann ein solches Heer vorankommen?«
    »Schnell. Ihre Kundschafter können übermorgen bei uns sein. Das Heer an sich einen Tag später. Jedenfalls, wenn sie direkt auf uns zuhalten, und es ist schwer zu sagen, ob das so sein wird. Ich würde es Bethod durchaus zutrauen, dass er versuchen wird, den Fluss weiter unterhalb zu überqueren und uns in den Rücken zu fallen.«
    »Uns in den Rücken zu fallen?« Sie waren noch nicht einmal auf einen halbwegs berechenbaren Feind vorbereitet. »Wie konnte er nur wissen, dass wir hier sind?«
    »Bethod hatte schon immer ein Talent dafür, die Handlungsweise seiner Feinde vorauszuahnen. Er hat ein gutes Gespür. Davon abgesehen ist er jemand, der einfach viel Glück hat. Und er lässt es oft genug darauf ankommen. Im Krieg gibt es nichts Wichtigeres als ein gutes Quäntchen Glück.«
    West sah ihn blinzelnd an. Zehntausend kampferprobte Nordmänner waren im Anmarsch auf ihr schäbiges Lager. Unberechenbare Nordmänner mit einem guten Quäntchen Glück. Er stellte sich vor, wie er versuchte, die undisziplinierten Einberufenen, die bis zu den Knöcheln im Morast versanken, ordentlich in Reih und Glied Aufstellung nehmen zu lassen. Es würde ein Gemetzel geben. Ihnen stand ein zweites Schwarzenquell bevor. Aber zumindest waren sie gewarnt. Sie hatten drei Tage, um ihre Verteidigung vorzubereiten, oder, besser noch, um den Rückzug anzutreten.
    »Wir müssen sofort mit dem Prinzen sprechen«, sagte er.
     
    Sanfte Musik und warmes Licht drangen in die kühle Nacht hinaus, als West die Zelttür zur Seite schlug. Er duckte sich zögernd durch die Öffnung, gefolgt von den beiden Nordmännern.
    »Bei den Toten«, stieß Dreibaum hervor und sah sich mit offenem Mund um.
    West hatte nicht mehr daran gedacht, wie verrückt das Quartier des Prinzen auf einen Neuankömmling wirken musste, noch dazu auf jemanden, der mit Luxus wenig vertraut war. Es war weniger ein Zelt als vielmehr eine riesenhafte Halle aus purpurfarbenem Tuch, zehn Schritt hoch oder sogar mehr, mit styrischen Wandbehängen geschmückt und mit kantesischen Teppichen ausgelegt. In großen, reich verzierten Kommoden und goldbesetzten Truhen lagerte die umfangreiche Garderobe des Prinzen, mit der er ein ganzes Heer von Stutzern hätte einkleiden können. Zum Schlafen diente ein gigantisches Himmelbett, das an Größe viele der Zelte innerhalb des Lagers übertraf. Ein glänzend polierter Tisch in einer Ecke brach beinahe unter dem Gewicht der auf ihm aufgetürmten Leckereien zusammen, und silberne und goldene Teller schimmerten im Kerzenlicht. Man konnte sich kaum vorstellen, dass nur wenige hundert Schritte entfernt Männer in beengten Verhältnissen und in eisiger Kälte lagerten und nicht genug zu essen hatten.
    Kronprinz Ladisla lümmelte auf einem großen Stuhl aus dunklem Holz, einem Thron, wie man auch hätte sagen können, dessen Polster mit roter Seide bespannt waren. In einer Hand hielt er nachlässig ein leeres Glas,

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