Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
wir noch durchhalten?«
    »Wenn die Seewege offen bleiben und wir per Schiff versorgt werden, wenn die Gurkhisen keinen Weg finden, um die Landmauer zu überwinden, wenn wir zusammenhalten und einen kühlen Kopf bewahren, dann können wir es noch wochenlang schaffen.«
    »Und mit welchem Ziel?«
    Glokta hielt inne.
Ja, mit welchem Ziel?
»Vielleicht verlieren die Gurkhisen den Mut.«
    »Ha!«, schnaubte Kahdia. »Die Gurkhisen kennen keinen Zweifel an der eigenen Kraft! Schließlich ist ihnen die Eroberung von ganz Kanta nur gelungen, weil sie keine halben Sachen machen! Nein. Der Imperator hat gesprochen, und er verlangt, dass man ihm gehorcht.«
    »Dann müssen wir hoffen, dass der Krieg im Norden schnell zu Ende geht und uns die Truppen der Union zu Hilfe kommen.«
Eine völlig unbegründete Hoffnung. Es wird Monate dauern, bevor die Auseinandersetzungen in Angland beigelegt werden können. Und selbst wenn sie es einmal sein sollten, ist unser Heer dann nicht in der Verfassung, um sofort weiterzukämpfen. Wir sind auf uns selbst gestellt.
    »Und wann können wir eine solche Hilfe erwarten?«
    Wenn die Sterne nicht mehr leuchten? Wenn der Himmel einbricht? Wenn ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht eine Meile weit laufen kann?
»Wenn ich alle Antworten wüsste, wäre ich kaum zur Inquisition gegangen!«, fauchte Glokta. »Vielleicht sollten Sie um göttliche Hilfe beten. Eine hübsche Welle, die alle Gurkhisen hinwegspült, wäre jetzt sehr nützlich. Wer hat mir noch gesagt, dass Wunder tatsächlich geschehen?«
    Kahdia nickte langsam. »Vielleicht sollten wir beide beten. Ich fürchte, die Hoffnung auf meinen Gott könnte uns weiterbringen als das Vertrauen in Ihre Herren.« Wieder wurde eine Bahre an ihnen vorbeigetragen, auf der diesmal ein schreiender Styrer mit einem Pfeil im Bauch lag. »Ich muss gehen.« Kahdia rauschte davon, und der Vorhang schloss sich hinter ihm.
    Glokta sah ihm finster nach.
Und so beginnen die Zweifel. Die Gurkhisen verstärken langsam ihren Zugriff auf die Stadt. Unser Schicksal kommt näher, und jeder Mann hier weiß das. Eine seltsame Sache, der Tod. Wenn er noch fern ist, kann man über ihn lachen, aber wenn er näher kommt, verursacht er immer mehr Angst. Wenn er so nahe ist, dass er einen schon fast berührt, dann lacht niemand mehr. Dagoska ist voller Angst, und die Zweifel können sich nur verstärken. Früher oder später wird irgendjemand die Stadt an die Gurkhisen verraten, und wenn auch nur, um das eigene Leben zu retten oder das Leben geliebter Menschen. Möglicherweise wäre es ein erster Schritt, einen missliebigen Superior aus dem Weg zu räumen, der das ganze Unglück ausgelöst hat …
    Er fühlte plötzlich eine Berührung an der Schulter, zog scharf die Luft ein und wirbelte herum. Sein Bein gab nach, und er taumelte rückwärts gegen eine Säule, wobei er beinahe auf einen stöhnenden Einheimischen mit bandagiertem Gesicht trat. Vitari stand da und sah ihn mit düsterem Blick an. »Verdammt!« Glokta biss sich mit seinen verbliebenen Zähnen auf die Lippe und kämpfte gegen den Krampf in seinem Bein an. »Hat Ihnen nie jemand gesagt, dass man sich nicht derart von hinten an andere Leute heranschleicht?«
    »Mir hat man das genaue Gegenteil beigebracht. Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Dann reden Sie. Aber fassen Sie mich ja nicht wieder an.«
    Sie betrachtete die Verletzten. »Nicht hier. Allein.«
    »Ach, kommen Sie. Was können Sie mir schon sagen wollen, das Sie nicht in einem Raum voller sterbender Helden über die Lippen brächten?«
    »Das werden Sie merken, wenn wir draußen sind.«
    Eine Kette um den Hals, schön fest, auf Empfehlung Seiner Eminenz? Oder möchte sie sich mit mir nur übers Wetter unterhalten?
Glokta merkte, dass er lächelte.
Ich kann es kaum erwarten, das herauszufinden.
Mit einer Hand gab er Frost ein Zeichen, und der Albino verschwand wieder in den Schatten. Dann hinkte er hinter Vitari her, und sie bahnten sich ihren Weg durch die stöhnenden Verwundeten bis zur Hintertür an die frische Luft. Der scharfe Schweißgeruch wurde durch scharfen Brandgeruch verdrängt und von noch etwas anderem …
    Vor der Wand des Tempels waren bis auf Schulterhöhe längliche, ovale Pakete aufgestapelt, in grobes, graues Tuch gewickelt, das an manchen Stellen mit braunen Blutflecken durchtränkt war. Es waren viele. Leichen, die geduldig auf ihr Begräbnis warteten.
Die Ernte dieses Vormittags. Was für ein wundervoll makabrer Ort für unser kleines

Weitere Kostenlose Bücher