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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Argumente in den kleinsten Einzelheiten. Worte, liebe Freunde. In Worten kann größere Macht liegen als in allem Stahl, den es im Weltenrund gibt.«
    »Eine Klinge im Ohr tut trotzdem mehr weh als ein Wort«, flüsterte Logen. Jezal musste unwillkürlich lachen, aber Bayaz schien das nicht zu bemerken. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, von einer Steinbank zur nächsten zu eilen.
    »Hier warnte Scarpius vor den Gefahren dekadenten Lebens und erinnerte an die wahre Bedeutung von Bürgerpflicht. Der Senat saß wie gebannt da. Seine Stimme erklang wie eine … eine …« Bayaz fuhr mit der Hand durch die Luft, als ob er hoffte, dort das richtige Wort ergreifen zu können. »Pah. Was kümmert es heute? Es gibt keine Sicherheiten mehr in der Welt. Es war das Zeitalter großer Männer, die das taten, was richtig war.« Er sah finster auf die Trümmer, die den Boden des riesenhaften Raumes bedeckten. »Heute ist das Zeitalter kleiner Männer, die tun, was sie tun müssen. Kleine Männer mit kleinen Träumen, die in den Fußstapfen von Riesen wandeln. Dennoch, man kann noch sehen, dass dies hier einst ein großes Bauwerk war!«
    »Äh, ja …«, machte Jezal, der von den anderen weghumpelte, um sich einige der Friese anzuschauen, die hinter den Sitzreihen in die Wand gemeißelt worden waren. Halb nackte Krieger in seltsamer Körperhaltung, die aufeinander mit Speeren einstachen. Alles sehr großartig, ohne Zweifel, aber es herrschte ein unangenehmer Geruch. Wie Fäulnis, Schimmel und schwitzende Tiere. Der Geruch eines schlecht ausgemisteten Stalls. Er spähte in die Schatten und rümpfte die Nase. »Was ist das für ein Gestank?«
    Neunfinger schnupperte, und schlagartig änderte sich sein Gesichtsausdruck. Größtes Entsetzen stand in seinen Augen. »Bei den …« Er riss sein Schwert aus der Scheide und machte einen Schritt nach vorn. Jezal wandte sich um, griff ungeschickt nach seinem Eisen, und eine plötzliche Angst legte sich ihm auf die Brust …
    Zuerst hielt er es für eine Art Bettler: eine dunkle Gestalt, in Lumpen gehüllt, die auf allen vieren nur wenige Schritte entfernt in der Dunkelheit hockte. Dann sah er die Hände, die verdreht und klauenartig auf dem vernarbten Stein lagen. Dann sah er das graue Gesicht, wenn man es denn ein Gesicht nennen konnte – ein Stück haarlose Braue, ein ungeschlachter Kiefer mit übergroßen Zähnen, eine flache Schnauze wie ein Schwein, winzige schwarze Augen, die ihn wutentbrannt anfunkelten. Irgendetwas zwischen Mensch und Tier, aber viel hässlicher. Jezal klappte die Kinnlade herunter, und er stand wie vom Donner gerührt da. Es schien ihm kaum notwendig, Neunfinger zu sagen, dass er ihm jetzt glaubte.
    Es war unübersehbar, dass es so etwas wie Schanka wirklich gab.
    »Schnapp ihn dir!«, brüllte der Nordmann und stürmte die Stufen der großen Kammer hinauf, das gezogene Schwert in der Hand. »Töte ihn!«
    Jezal bewegte sich unsicher auf das Ding zu, aber sein Bein war noch immer nicht recht zu gebrauchen, und das Geschöpf war schnell wie ein Fuchs. Es wuselte und hastete über den kalten Stein auf einen Spalt in der gebogenen Wand zu und war so schnell hindurchgeschlüpft wie eine Katze durch einen Zaun, bevor er mehr als ein paar hinkende Schritte hatte tun können.
    »Es ist weg!«
    Bayaz schlurfte bereits wieder auf den Eingang zu, und das Pochen seines Stabs auf dem Marmor hallte im Raum über ihnen wider. »Das sehen wir, Meister Luthar. Das sehen wir alle sehr deutlich!«
    »Es gibt mehr von ihnen«, zischte Logen, »sie sind nie allein! Wir müssen weg!«
    Es war Pech, dachte Jezal, als er wieder zum Eingang hinkte und beim Hinunterstolpern über die geborstenen Stufen den Schmerz in seinem Knie spürte. Pech, dass Bayaz ausgerechnet hier und jetzt hatte anhalten wollen. Pech, dass Jezals Bein gebrochen gewesen war und er nicht hinter dem ekligen Ding hatte herrennen können. Pech, dass sie überhaupt nach Aulcus hatten gehen müssen, statt den Strom viele Meilen flussabwärts überqueren zu können.
    »Wie sind sie hierhergekommen?«, brüllte Logen Bayaz an.
    »Das kann ich nur vermuten«, knurrte der Magus, der mit verkrampftem Gesicht heftig atmete. »Nach dem Tod des Schöpfers haben wir sie gejagt. Wir haben sie in die dunkelsten Ecken der Welt zurückgetrieben.«
    »Es gibt nur wenig Ecken in der Welt, die dunkler sind als das hier.« Langfuß eilte an ihnen vorüber dem Eingang entgegen und die Stufen hinunter, von denen er zwei auf einmal nahm,

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