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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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und Jezal humpelte hinter ihm her.
    »Was gibt’s?«, rief Ferro und zog den Bogen von der Schulter.
    »Plattköpfe!«, brüllte Neunfinger.
    Sie sah ihn verwirrt an, und der Nordmann fuchtelte mit seiner freien Hand in ihre Richtung. »Reite einfach los, verdammt noch mal!«
    Pech. Dass Jezal im Turnier Bremer dan Gorst besiegt hatte und von Bayaz für diese verrückte Reise auserwählt worden war. Pech, dass er überhaupt jemals ein Fechteisen in die Hand genommen hatte. Pech, dass sein Vater ihn zur Armee gedrängt hatte, statt ihn einfach nur in den Tag hineinleben zu lassen, so wie seine beiden Brüder. Seltsam, dass er all diese Dinge zu ihrer Zeit eher für Glück gehalten hatte. Manchmal war es einfach schwer, den Unterschied zu erkennen.
    Jezal stolperte zu seinem Pferd, packte den Aufsteigriemen und zog sich mühsam empor. Langfuß und Neunfinger saßen bereits im Sattel. Bayaz schob gerade noch mit zitternden Händen seinen Stab an seinen Platz. Irgendwo hinter ihnen begann in der Stadt eine Glocke zu schlagen.
    »Ach du meine Güte«, sagte Langfuß und spähte mit aufgerissenen Augen zwischen der Vielzahl von Statuen hindurch. »Ach du meine Güte.«
    »So ein Pech«, flüsterte Jezal.
    Ferro starrte ihn an. »Was?«
    »Nichts.« Jezal biss die Zähne zusammen und gab seinem Pferd die Sporen.
     
    So etwas wie Glück oder Pech gab es nicht. Es waren Wörter, die Idioten verwendeten, um die Folgen ihrer eigenen Unüberlegtheit, Selbstsucht und Blödheit zu erklären. Pech war oft gleichbedeutend mit schlechter Planung.
    Und hier war der Beweis dafür.
    Sie hatte Bayaz davor gewarnt, dass außer ihr und den fünf närrischen Rosigs noch jemand in der Stadt war. Sie hatte ihn gewarnt, aber keiner hatte auf sie gehört. Die Leute glauben immer nur das, was sie glauben wollen. Idioten jedenfalls.
    Sie beobachtete die anderen, während sie weiterritt. Quai, der auf dem Kutschbock des schlingernden Karrens hockte, die Augen zusammengekniffen und vorwärts gerichtet. Luthar, der die Zähne zeigte und in der Haltung eines erfahrenen Reiters im Sattel saß. Bayaz, mit zusammengebissenen Zähnen, bleichem und angestrengtem Gesicht, der sich grimmig festhielt. Langfuß, der immer wieder über seine Schulter blickte. Neunfinger, der im Sattel auf und ab wippte, heftig atmete und mehr auf die Zügel in seinen Händen blickte als auf die Straße. Fünf Idioten – und sie.
    Sie hörte ein Knurren und sah ein Geschöpf auf einem niedrigen Dach hocken. So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen – eine Art vornübergebeugter Affe, mit ungeschlachten, langen Gliedern. Affen warfen allerdings nicht mit Speeren. Ihre Augen folgten der Waffe, als sie einen Abwärtsbogen beschrieb. Sie bohrte sich in die Seitenwand des Karrens und blieb dort zitternd stecken, und dann waren sie vorbei und ratterten die von Spurrinnen durchzogene Straße entlang.
    Der eine mochte sie verfehlt haben, aber in den Ruinen vor ihnen lauerten mehr von diesen Geschöpfen. Ferro sah, wie sie in den schattenumlagerten Gebäuden herumliefen. Über die Dächer krochen, in den verfallenden Fenstern und gähnenden Türen hockten. Es reizte sie, einen Pfeil auf sie abzuschießen, aber was hätte es genützt? Es waren sehr viele dort. Hunderte, so machte es den Anschein. Welchen Zweck hatte es, einen von ihnen zu töten, wenn man sie ohnehin bald hinter sich lassen würde? Damit verschwendete man nur den Pfeil.
    Ein Stein flog plötzlich an ihr vorüber, und sie spürte, wie ein Bruchstück davon ihren Handrücken streifte. Es hinterließ einen Tropfen dunklen Blutes auf ihrer Haut. Ferro duckte sich mit finsterer Miene und hielt sich tief auf dem auf und nieder wippenden Rücken ihres Pferdes. So etwas wie Glück oder Pech gab es nicht.
    Aber es hatte auch keinen Zweck, ein größeres Ziel abzugeben.
     
    Logen hatte geglaubt, dass er die Schanka weit hinter sich gelassen hatte, aber nachdem der erste Schreck verflogen war, überraschte es ihn nicht, hier einen zu sehen. Das hätte er eigentlich wissen sollen. Man ließ nur Freunde hinter sich. Die Feinde blieben einem stets auf den Fersen.
    Die Glocken schlugen noch immer und hallten laut durch die Ruinen. Logens Kopf brummte von ihrem Geläute, das die trommelnden Hufe, die quietschenden Räder und die vorbeirauschende Luft übertönte. Sie dröhnten überall, weit weg, ganz nah, vor ihnen und hinter ihnen. Die Gebäude schossen vorüber, graue Schatten voller Gefahren.
    Er sah, wie etwas vorbeiflog und

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