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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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kreiselnd von den Steinen abprallte. Ein Speer. Er hörte neuerliches Schnattern hinter sich, dann sah er, wie ein weiterer Speer vor ihnen über die Straße klapperte. Er schluckte, kniff die Augen zusammen, um dem Wind zu trotzen, der ihm ins Gesicht schlug, und versuchte sich nicht vorzustellen, wie ihn ein Speer im Rücken traf. Das war nicht allzu schwierig. Es erforderte bereits all seine Konzentration, sich auf dem Pferd zu halten.
    Ferro hatte sich im Sattel umgedreht, um ihm etwas über die Schulter hinweg zuzurufen, aber ihre Worte gingen in dem Lärm unter. Er sah sie an, schüttelte den Kopf, und sie deutete mit dem Arm wild auf die Straße vor sich. Jetzt sah er es. Eine breite Spalte öffnete sich vor ihnen und rauschte im Galopp auf sie zu. Logens Mund öffnete sich ebenso weit, als er einen atemlosen, Angst erfüllten Schrei ausstieß.
    Er zerrte an den Zügeln, und die Hufe seines Pferdes rutschten und glitschten auf den alten Steinen weg, als es sich scharf nach rechts wandte. Der Sattel machte einen Satz nach vorn, und Logen klammerte sich fest, die Pflastersteine flogen unter ihm in einem grauen Schatten dahin, und die Bruchkante des großen Abgrunds eilte nur wenige Schritte zu seiner Linken vorüber. Von ihr aus erstreckten sich weitere Einschnitte quer über die verfallende Straße. Er konnte fühlen, dass die anderen in der Nähe waren, hörte rufende Stimmen, aber er verstand die Worte nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, schmerzvoll im Sattel hin und her geworfen zu werden und sich dabei mit aller Macht festzuhalten, während er immer wieder vor sich hin flüsterte: »Noch am Leben, noch am Leben, noch am Leben …«
    Ein Tempel ragte vor ihnen auf, überspannte die Straße. Die hohen Säulen waren noch heil, und ein monströses dreieckiges Gewicht aus Stein ruhte auf ihren Spitzen. Der Karren ratterte zwischen zweien der Säulen hindurch, und Logens Pferd fand einen Weg zwischen zwei anderen. Es tauchte plötzlich in dunkle Schatten und kam ebenso schnell wieder heraus, als sie alle in eine große Halle stürmten, die offen unter dem Himmel lag. Die Spalte hatte die Mauer auf der linken Seite verschluckt, und wenn es je ein Dach gegeben hatte, dann war es lange schon verschwunden. Logen ritt weiter, atemlos, die Augen auf einen breiten Torbogen direkt vor sich gerichtet, ein lichthelles Viereck in dem dunklen Stein, während er von den Bewegungen seines Pferdes durchgerüttelt wurde. Dort war er sicher, sagte Logen zu sich selbst. Wenn sie dort hindurchgelangen könnten, dann hatten sie es geschafft. Wenn sie nur dort hindurchgelangen würden …
    Er sah den Speer nicht kommen, aber auch wenn er es getan hätte, er hätte nichts mehr ändern können. Es war in gewisser Weise ein glücklicher Zufall, dass die Waffe sein Bein verfehlte. Stattdessen schlug sie tief in das Fleisch des Pferdes. Das wiederum war weniger glücklich. Er hörte das Pferd schnauben, als seine Beine nachgaben und er aus dem Sattel schoss, mit offen stehendem Mund, aus dem allerdings kein Laut kam, während der Boden der Halle ihm entgegenschoss. Harter Stein traf auf seine Brust und nahm ihm alle Luft. Sein Kinn krachte auf den Boden, und in seinem Kopf blitzte blendend helles Licht. Er prallte einmal auf, dann überschlug er sich mehrmals, und die Welt drehte sich wie verrückt um ihn, voller seltsamer Geräusche und gleißendem Himmel. Er rutschte noch ein Stück und blieb schließlich auf der Seite liegen.
    Benommen lag er da und stöhnte leise. In seinem Kopf drehte sich alles, die Ohren dröhnten, und er wusste nicht, wo er war, noch nicht einmal, wer. Dann wurde die Welt plötzlich wieder klar.
    Er hob ruckartig den Kopf. Der große Spalt war keine Speereslänge mehr von ihm entfernt, denn er hörte das Wasser auf dem Grund rauschen. Er rollte sich auf den Bauch, weg von seinem Pferd. Kleine Rinnsale von dunklem Blut bahnten sich unter dem Tier in den Rillen der Steine ihren Weg. Er sah Ferro, die ein Knie aufgestützt hatte, Pfeile aus ihrem Köcher zog und sie in Richtung der Säulen abschoss, durch die sie gerade gekommen waren.
    Dort waren Schanka, und zwar jede Menge.
    »Scheiße«, grunzte Logen, der zurücktaumelte und dabei mit den Hacken seiner Stiefel über die staubigen Steine kratzte.
    »Los, weiter!«, schrie Luthar, der aus dem Sattel sprang und dann beinahe über den dreckigen Boden hoppelte. »Los!«
    Ein Plattkopf kam auf sie zu, kreischend und mit einer großen Axt in der Hand. Er sprang

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