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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Schmiede der Hölle geraten. Vielleicht hatte Glustrod unter der Stadt doch ein Tor geöffnet. Ein Tor zur Anderen Seite, und sie hatten es durchschritten, ohne es zu bemerken.
    Sein Atem ging schnell, kam in harten Stößen, und es gelang ihm nicht, sie zu verlangsamen. Jeder Atemzug war voll beißendem Rauch und voll Gestank der Schanka. Ihm traten die Augen aus den Höhlen, seine Kehle brannte, er konnte nicht schlucken. Er war sich nicht sicher, wann er das Schwert des Schöpfers gezogen hatte, aber jetzt schimmerte und flackerte das orangefarbene Licht auf dem nackten, dunklen Metall, seine rechte Hand packte zur Faust geballt schmerzhaft fest den Griff. Er konnte die Finger nicht mehr öffnen. Er starrte sie an, wie sie orangerot und schwarz glühten, wie sie pulsierten, als ob sie selbst aus Feuer seien, wie die Adern und Sehnen unter der straffen Haut anschwollen, die Knöchel weiß vor wütendem Druck.
    Nicht seine Hand.
    »Wir müssen zurück«, sagte Ferro und zog an seinem Arm, »und einen anderen Weg suchen.«
    »Nein.« Die Stimme war hart wie ein Hammerschlag, rau wie ein sich drehender Wetzstein, scharf wie eine gezogene Klinge in seiner Kehle.
    Nicht seine Stimme.
    »Geh hinter mich«, konnte er noch flüstern, als er nach Ferros Schulter griff und sie an sich vorbeischob.
    Es konnte kein Zurück mehr geben …
     
    … und er konnte sie riechen. Er legte den Kopf in den Nacken und sog die heiße Luft durch die Nase ein. Sein Kopf war erfüllt von ihrem Gestank, und das war gut. Hass war eine mächtige Waffe, jedenfalls in den richtigen Händen. Der Blutige Neuner hasste alles. Aber sein ältester Hass mit den tiefsten Wurzeln, der Hass, der am heißesten in ihm brannte, der richtete sich gegen die Schanka.
    Er glitt in die Höhle, ein Schatten zwischen den Feuern, und der Lärm zornigen Stahls umfing ihn. Ein wunderschönes, vertrautes Lied. Er schwamm darin, aalte sich darin, saugte es ein. Die Klinge lag schwer in seiner Hand, Kraft floss von dem kalten Eisen in sein heißes Fleisch, von seinem heißen Fleisch in das kalte Eisen, erstarkte, schwoll an und wuchs in Wellen mit seinem aus- und einströmenden Atem.
    Noch hatten ihn die Plattköpfe nicht gesehen. Sie arbeiteten. Waren mit irgendwelchen sinnlosen Tätigkeiten beschäftigt. Sie rechneten wohl nicht damit, dass die Rache sie dort treffen würde, wo sie lebten und atmeten und sich abplagten, aber er würde es ihnen zeigen.
    Der Blutige Neuner baute sich hinter einem der Geschöpfe auf und hob das Schwert des Schöpfers hoch in die Luft. Er lächelte, als er sah, wie sich der lange Schatten über den kahlen Kopf legte – wie ein Versprechen, das sich bald schon erfüllen würde. Flüsternd gab die lange Klinge ihr Geheimnis preis, und der Schanka wurde sauber in der Mitte zerteilt, wie eine Blume, die sich gerade öffnet. Blut spritzte hervor, warm und beruhigend, benetzte den Amboss, den Steinboden und das Gesicht des Blutigen Neuners mit feuchten kleinen Gaben.
    Jetzt sah ihn ein zweiter, und der Neuner griff ihn an, schneller und wütender als kochend heißer Dampf. Das Geschöpf hob einen Arm und sprang zurück. Aber nicht weit genug. Das Schwert des Schöpfers durchtrennte seinen Arm am Ellenbogen, und Hand und Unterarm flogen sich überschlagend durch die Luft. Bevor sie zu Boden fielen, hatte der Blutige Neuner dem Schanka beim Zurückschwingen den Kopf abgeschlagen. Blut brutzelte auf geschmolzenem Eisen, glühte orangerot auf dem stumpfen Metall der Klinge, auf der bleichen Haut seiner Hand, auf dem rohen Steinboden unter seinen Füßen, und er rief nun die anderen zu sich.
    »Kommt«, flüsterte er. Sie waren ihm alle willkommen.
    Sie hasteten hinüber zu den Gestellen an der Wand und griffen nach ihren dornbewehrten Schwertern und den scharfen Äxten, und der Blutige Neuner sah ihnen lachend zu. Bewaffnet oder nicht, ihr Tod war bereits beschlossen. Es stand in der Höhle geschrieben, in Zeilen aus Feuer und Zeilen aus Schatten. Er würde eine Zeile aus Blut hinzufügen. Sie waren Tiere, weniger noch als Tiere. Ihre Waffen stachen und verletzten ihn, aber der Blutige Neuner war aus Feuer und Dunkelheit gemacht, und er glitt zwischen ihren groben Schlägen hin und her, umging ihre ungeschickt geworfenen Speere, überhörte ihre sinnlosen Schreie und ihre nutzlose Wut.
    Es wäre leichter gewesen, eine flackernde Flamme zu erschlagen. Leichter, einen zuckenden Schatten zu töten. Ihre Schwäche war eine Beleidigung seiner

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