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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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alle großen Werke der Menschen überdauern.«
    Luthar setzte sich auf eine umgestürzte Statue, die in der Nähe lag, zog den längeren seiner beiden Degen aus der Scheide und legte ihn sich auf die Knie. Der Stahl glänzte spiegelhell, als er die Waffe hin und her drehte, mit gerunzelter Stirn betrachtete, einen Finger benetzte und an einem unsichtbaren Fleck herumpolierte. Dann holte er seinen Wetzstein hervor, spuckte darauf und begann die lange, dünne Klinge sorgfältig zu schärfen. Das Metall gab ein sanftes Klingen von sich, als der Stein darüberglitt. Es war irgendwie beruhigend, dieser Klang, dieses Ritual, das Logen von unzähligen Lagerfeuern seiner Vergangenheit so vertraut war.
    »Muss das sein?«, fragte Bruder Langfuß. »Dieses andauernde Schärfen, Polieren, Schärfen, Polieren, jeden Morgen und jeden Abend – ich bekomme davon Kopfschmerzen. Ihr habt sie bisher doch nicht einmal benutzt. Wenn Ihr Eure Eisen dann doch einmal braucht, werdet Ihr womöglich feststellen, dass Ihr sie schon ganz weggeschliffen habt!« Er lachte leise über seinen eigenen Witz. »Und was dann?«
    Luthar sah nicht einmal auf. »Wieso konzentriert Ihr Euch nicht lieber darauf, uns über diese verdammte Ebene zu führen, und überlasst die Eisen jenen, die sich damit auskennen?« Logen grinste in sich hinein. Ein Streit zwischen den beiden hochmütigsten Männern, die er je getroffen hatte, versprach seiner Meinung nach höchst unterhaltsam zu werden.
    »Phh«, schnaubte Langfuß, »zeigt mir erst einmal jemanden, der sich mit Eisen auskennt, dann werde ich mich ganz und gar zurückhalten.« Er hob den Apfel zum Mund, aber bevor er hätte hineinbeißen können, war seine Hand leer. So schnell, dass man seinen Bewegungen mit den Augen kaum folgen konnte, hatte Luthar die Frucht mit der schimmernden Spitze seines Degens aufgespießt. »Gebt mir den zurück!«
    Luthar stand auf. »Aber gern«, sagte er und schleuderte den Apfel mit einem geübten Ruck seines Handgelenks von der Degenspitze in die Luft. Bevor aber Langfuß’ Hand ihn packen konnte, hatte Luthar seine kurze Klinge aus ihrer Scheide gerissen und peitschend durch die Luft gezogen. Verblüfft jonglierte der Wegkundige für einen Augenblick mit zwei gleichmäßig geteilten Hälften, bevor er sie beide auf den Boden fallen ließ.
    »Ihr mit Eurer verdammten Angeberei!«, fauchte er.
    »Wir können ja nicht alle so bescheiden sein wie Ihr«, erklärte Luthar. Logen lachte in sich hinein, während Langfuß zum Baum zurückging und mit den Augen in dessen Zweigen nach einer weiteren Frucht suchte.
    »Ein schöner Trick«, brummte der Nordmann, während er sich einen Weg durch das Unkraut zu Luthar hinüber bahnte. »Ihr seid ziemlich geschickt mit diesen Nadeln.«
    Der junge Mann zuckte voller Bescheidenheit die Achseln. »Das hat man gelegentlich gesagt, ja.«
    »Hm.« Es war zwar etwas ganz anderes, ob man einen Apfel aufspießte oder einen Menschen, aber diese Schnelligkeit war schon mal ein guter Anfang. Logen sah auf Ferros Schwert und drehte es in seinen Händen, dann ließ er es aus der hölzernen Scheide gleiten. Ihm erschien es eine seltsame Waffe – Griff und Klinge waren sanft gebogen, der Stahl war am Ende breiter als am Heft, zudem war sie nur auf einer Seite geschärft und besaß eigentlich keine richtige Spitze. Er ließ sie ein paarmal durch die Luft zischen. Sie hatte einen seltsamen Schwerpunkt, der mehr an eine Axt als an ein Schwert erinnerte.
    »Sieht komisch aus, dieses Ding«, sagte Luthar.
    Logen prüfte die Schneide mit dem Daumen. Rau schabte sie über seine Haut. »Ist aber ziemlich scharf.«
    »Schärft Ihr Eure Waffe nie?«
    Logen verzog das Gesicht. Vermutlich hatte er schon ganze Wochen seines Lebens damit zugebracht, die Waffen zu schärfen, die er trug. Wenn sie unterwegs waren, setzten sich die Männer jeden Abend nach dem Essen hin und kümmerten sich um ihre Ausrüstung, und Stahl rieb gegen Metall und Stein und blitzte im Licht der Lagerfeuer. Schärfen, Säubern, Polieren, Straffziehen. Selbst wenn er völlig schlammbespritzt war, seine Haut steif war vor altem Schweiß und es in seinen Kleidern vor Läusen wimmelte, glänzten seine Waffen stets wie ein neuer Mond.
    Er legte die Finger um das kalte Heft und zog das Schwert, das Bayaz ihm gegeben hatte, aus der fleckigen Scheide. Im Vergleich zu Luthars Degen und auch Ferros Waffe wirkte es schwerfällig und hässlich. Die schwere graue Klinge glänzte kaum. Er drehte sie ein

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