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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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die Achseln. »Aber für uns hat er immer gut gesorgt. Wenn ich Euch kurz über Eure Lage aufklären darf: Wir haben Euch umzingelt!« Ein ernst dreinblickender Mann mit Kurzschwert und Schild trat hinter dem abgestorbenen Baumstamm hervor. Dann tauchten zwei weitere auf, und noch drei, die hinter Felsblöcken und Büschen gelauert hatten, allesamt ebenso ernst dreinblickten und auch äußerst ernst zu nehmende Waffen trugen. Jezal fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er hätte jeder Gefahr ins Gesicht gelacht, natürlich, aber jetzt, da es so weit war, schien es wenig Grund zum Lachen zu geben. Er sah über die Schulter. Noch mehr Männer erhoben sich hinter den Felsen, an denen sie gerade vorbeigekommen waren, und versperrten ihnen den Rückweg.
    Neunfinger verschränkte die Arme. »Nur einmal«, brummte er, »wäre ich gern derjenige, der andere überrascht.«
    »Es sind noch ein paar mehr Leute da«, rief Finnius, »hier oben bei mir! Gute Leute mit Bogen, die mit ihren Pfeilen sehr genau zielen können.« Jezal sah deren Umrisse gegen den weißen Himmel, mitsamt den gebogenen Linien ihrer Waffen. »Ihr seht also, dass Ihr auf dieser Straße nicht mehr weiterreisen werdet!«
    Bayaz breitete die Hände aus. »Vielleicht können wir zu einer Übereinkunft kommen, die beiden Seiten dient! Ihr braucht nur Euren Preis zu nennen und …«
    »Euer Geld interessiert uns nicht, alter Mann, und den Vorschlag allein empfinde ich bereits als Beleidigung! Wir sind Soldaten, keine Diebe! Wir haben den Befehl, eine bestimmte Gruppe von Leuten zu finden, eine Gruppe, die durch das große Nichts wandert, abseits der viel bereisten Straßen! Ein alter kahler Drecksack und ein kränklich aussehender Jüngling, ein hochnäsiger Unionistentrottel, eine vernarbte Hure und ein Affe von einem Nordländer. Habt Ihr vielleicht jemanden gesehen, auf den diese Beschreibung passen würde?«
    »Wenn ich die Hure bin«, brüllte Neunfinger, »wer ist dann der Nordländer?«
    Jezal zuckte zusammen. Keine Witze, bitte jetzt keine Witze, aber Finnius lachte nur in sich hinein. »Sie haben mir nicht gesagt, dass Ihr Humor habt. Das ist natürlich eine hübsche Dreingabe. Zumindest, bis wir Euch umbringen. Wo ist der andere, hä? Der Wegkundige?«
    »Keine Ahnung«, grollte Bayaz, »leider. Wenn hier einer stirbt, sollte er das sein.«
    »Nehmt es nicht zu schwer. Wir werden ihn später noch einholen.« Finnius stieß ein gut gelauntes Lachen aus, und seine Männer grinsten und hantierten mit ihren Waffen. »Wenn Ihr dann bitte so freundlich wärt, Eure Waffen den Herren vor Euch zu überreichen, dann können wir euch verschnüren und noch vor Anbruch der Dunkelheit nach Darmium zurückkehren!«
    »Und wenn wir dann dort ankommen?«
    Finnius hob fröhlich die Schultern. »Das geht mich nichts an. Ich stelle dem Kaiser keine Fragen, und Ihr solltet mir besser auch keine stellen. So wird niemandem bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen. Versteht Ihr, was ich meine, Alter?«
    »Das kann man wohl nicht missverstehen, aber ich fürchte, Darmium liegt überhaupt nicht auf unserem Weg.«
    »Was ist mit Euch«, rief Finnius, »seid Ihr nicht bei Verstand?«
    Der Mann, der ihnen am nächsten stand, trat vor und griff nach Bayaz’ Zaumzeug. »Das reicht jetzt«, knurrte er.
    Jezal fühlte jenes furchtbare Ziehen im Bauch. Die Luft um Bayaz’ Schultern begann zu flimmern wie die heiße Luft über einer Schmiede. Der Vorderste der Männer runzelte die Stirn, öffnete den Mund und wollte etwas sagen. Sein Gesicht schien plötzlich ganz flach zu werden, dann platzte sein Kopf, und er wurde so plötzlich weggeschleudert, als habe ihn ein unsichtbarer Riese mit dem Finger weggeschnippt. Er hatte nicht einmal Zeit zu schreien.
    Ebenso wenig wie die vier Männer, die hinter ihm gestanden hatten. Ihre gebrochenen Körper, die geborstenen Überbleibsel des grauen Baumstamms und jede Menge Erde und Steine um sie herum wurden vom Boden in die Höhe gerissen und durch die Luft gewirbelt, bevor sie hundert Schritte entfernt mit dem Geräusch eines einstürzenden Hauses gegen die steilen Wände der Schlucht prallten.
    Jezal stand der Mund weit offen, und er stand da wie gelähmt. Es hatte nur einen winzigen, schrecklichen Augenblick gedauert. Eben noch hatten dort fünf Männer gestanden, und jetzt waren sie totes Fleisch auf einem Haufen Schutt und Dreck. Irgendwo hinter sich hörte er eine Bogensehne surren. Dann ertönte ein Schrei: Ein Mann stürzte in die

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