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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Augen geführt, wie sehr. Er sah zu dem Mann hinunter, den Neunfinger nur wenige Augenblicke zuvor getötet hatte und in dessen Kopf noch immer das große Loch klaffte. Vielleicht war es im Augenblick besser, wenn er einfach tat, was man ihm sagte.
    »Überhaupt nicht«, antwortete er.
    »Schön!« Neunfinger grinste, klopfte ihm auf die Schulter und ließ ihn gehen. »Die Pferde müssen immer noch eingefangen werden, und ich würde mal sagen, das ist eine Aufgabe für Euch.«
    Jezal nickte und stolperte von dannen, um nach den Tieren zu suchen.

DIE HUNDERT WORTE
    Es lag etwas Seltsames in der Luft, so viel stand fest. Oberst Glokta versuchte, seine Glieder zu rühren, konnte sich aber nicht bewegen. Die Sonne blendete ihn direkt.
    »Haben wir die Gurkhisen geschlagen?«, fragte er.
    »Aber ganz bestimmt«, antwortete Haddisch Kahdia, der, als er sich hinunterbeugte, in Gloktas Blickfeld geriet. »Mit Gottes Hilfe haben wir sie dem Schwert überantwortet. Wie Vieh abgeschlachtet.« Der alte Einheimische begann wieder an der abgetrennten Hand zu nagen, die er festhielt. Ein paar Finger hatte er sich bereits einverleibt.
    Glokta hob den Arm, um sie ihm wegzunehmen, aber da war nichts, nur ein blutiger Stumpf, der am Handgelenk abgefressen worden war. »Unglaublich«, sagte der Oberst, »das ist ja meine Hand, die Sie da essen.«
    Kahdia lächelte. »Und sie ist ganz und gar köstlich. Ich gratuliere Ihnen.«
    »Äußerst köstlich«, machte General Vissbruck, der Kahdia die Hand abnahm und einen Fleischfetzen davon abbiss. »Das liegt sicher daran, dass Sie als junger Mann so viel gefochten haben.« Sein rundliches, lächelndes Gesicht war blutverschmiert.
    »Es liegt sicher am Fechten«, stimmte Glokta zu. »Ich freue mich, dass sie Ihnen so gut schmeckt«, fügte er hinzu, obwohl die ganze Angelegenheit ein wenig seltsam war.
    »Das tut sie, aber wirklich!«, rief Vurms. Er hielt die Reste von Gloktas Fuß mit beiden Händen wie ein Stück Melone und knabberte daran. »Wir sind alle vier begeistert! Schmeckt wie gegrilltes Schweinefleisch!«
    »Wie ein guter Käse!«, tönte Vissbruck.
    »Wie süßer Honig!«, schmeichelte Kahdia und streute ein wenig Salz auf Gloktas Bauch.
    »Wie süßes Geld«, schnurrte Magisterin Eiders Stimme von weiter unten.
    Glokta stützte sich auf den Ellenbogen. »Ach, was tun Sie denn da unten?«
    Sie sah auf und lächelte ihn an. »Sie haben meine Ringe genommen. Da ist es doch das Mindeste, dass Sie mir im Austausch etwas anderes anbieten.« Sie schlug ihre Zähne in seinen rechten Schenkel, und sie drangen tief ein wie kleine Dolche und rissen ein schönes, rundes Fleischstück heraus. Dann schlürfte sie Blut aus der Wunde, und ihre Zunge fuhr über seine Haut.
    Oberst Glokta hob die Brauen. »Da haben Sie natürlich recht. Völlig recht.« Es tat viel weniger weh, als man hätte erwarten können, aber es war anstrengend, sich die ganze Zeit aufzustützen, und so ließ er sich wieder in den Sand fallen, lag einfach nur da und blickte in den blauen Himmel. »Sie alle haben völlig recht.«
    Sie hatte sich jetzt bis an seine Hüfte vorgearbeitet. »Ha«, kicherte der Oberst, »das kitzelt!« Es war ein wahrer Genuss, dachte er, von einer so schönen Frau verzehrt zu werden. »Noch ein wenig nach links«, murmelte er und schloss die Augen, »noch ein kleines bisschen weiter nach links …«
    Glokta schrak mit einem schmerzhaften Ruck hoch. Sein Rücken war so fest durchgestreckt wie ein gespannter Bogen. Sein linkes Bein prickelte unter dem klammen Laken, verdorrte Muskeln, in quälenden Krämpfen verknotet. Er biss sich mit den verbliebenen Zähnen auf die Lippe, um nicht laut zu schreien, atmete in schweren Stößen durch die Nase ein und aus, und sein Gesicht war von dem wilden Versuch verzerrt, den Schmerz in den Griff zu bekommen.
    Als es gerade schien, als wolle sein Bein innerlich zerreißen, entspannten sich die Sehnen plötzlich. Glokta fiel auf das klamme Bett zurück und lag schwer atmend da.
Diese verdammten, beschissenen Träume.
Alles tat ihm weh, sein ganzer Körper war geschwächt, schmerzgeplagt und von kaltem Schweiß überzogen. Mit finsterer Miene starrte er ins Dunkel. Ein seltsames Geräusch erfüllte das Zimmer. Ein gleitendes, zischendes Geräusch.
Was ist das?
Langsam und vorsichtig rollte er sich auf die Seite und schob sich aus dem Bett, humpelte zum Fenster und sah hinaus.
    Es war, als sei die Stadt unterhalb seiner Gemächer verschwunden. Ein grauer Vorhang

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