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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Rosensträuchern.
    »Meinst
du, Tiaret meldet sich noch?«, fragt Reisch und schaut auf die Uhr. 8.09 Uhr.
Obwohl ihre ›Quelle‹ bereits neun Minuten über der Zeit ist, nickt Bretzler
kräftig, um sich selber optimistisch zu stimmen. Sicher ist er aber nicht. Der
Kontakt zu dem Mann besitzt noch keine wirklich verlässliche Basis. Tiaret, so
sein Deckname, kommt aus dem Umfeld gewaltbereiter Algerier. Diese
sympathisieren mit der FIS (Islamischen Heilsfront) und der GIA (Bewaffnete
Islamische Gruppe), die in der Heimat ein islamisches Staatswesen errichten
wollen. Dabei sind sie nicht zimperlich, Ausländer und innenpolitische Gegner
zu ermorden. In Deutschland gibt es um die zweihundert Anhänger.
    Bretzler
weiß, ohne einen entscheidenden Hinweis aus den islamistischen Kreisen kommen
sie im Moment nicht weiter. In Kiel gibt es zu viele Moscheen, die sie
observieren müssten, um ihre abhanden gekommene Zielperson wieder aufzuspüren.
    Plötzlich
steht eine schwarzhaarige Person an einem der Blumenkübel. Der BND-Mann hat
niemanden kommen sehen.
    Wo
verdammt nochmal ist der hergekommen, denkt er und stößt seinen Partner an. Ihm
fällt nur eine einleuchtende Erklärung ein. Ihre ›Quelle‹ muss die ganze Zeit
in einer dieser Garagen gesteckt haben.
    Als
der Mann in der schwarzen Lederjacke bemerkt, dass sie ihn wahrgenommen haben,
geht er langsam auf den Hinterhof zurück. Die beiden BND-Männer folgen ihm,
bereit jeden Moment, ihre Waffe zu ziehen. Tiaret bleibt vor einer offenen
Garage stehen, in der ein blauer BMW parkt. Reisch beobachtet angespannt das
Umfeld. Nichts rührt sich. Sie sind allein.
    »Der
Kommandant! Hast du was gehört?«, fragt Bretzler und sieht der ›Quelle‹ direkt
in die Augen.
    »Er
ist hier!«
    »Das
wissen wir selbst! Hast du ihn gesehen?«
    »Nein!
Aber jemand hat ihn gesehen!«
    »Los,
erzähl!«
    »Der
Kommandant ist wegen Azra’il hier!«
    »Dem
Todesengel?«
    »Ja! Azra’il ,
der Türke! Er starb den Märtyrertod!«
    »Der
Todesengel ist tot?«
    »Keiner
sagt, was passiert ist! Es wird aber geflüstert, dass Azra’il mehrere
Kämpfer des Dschihad führte. Der Kommandant tritt an seine Stelle!«
    »Was
wird geplant?«
    »Dschihad
gegen Israel und alle Ungläubigen! Mehr weiß keiner!«
    »Wo
ist der Kommandant?«
    »Man
sagt, er betet vielleicht in der Tawhid -Moschee, heute Abend!«
     
    1974: Invasion der türkischen Armee auf Zypern
    1987: Mudschaheddin-Kämpfer gegen die russische Armee
    1995: Konflikt - Türkische Armee und kurdische Minderheit
    1996: Terrorlager der Al-Qaida im Sudan
    2001:
Taliban und Al-Qaida in Afghanistan
     
    Samstag,
der 10. März
     
    »L a hawla wa l a q ǔ wata ill a bi ’Ll a h (Es gibt keine Kraft und keine Macht außer bei
Allah)!«, brach es aus ihm heraus, als der Jeep die Berghöhe erreicht hatte.
    Ohne
es zu wollen, musste er für einen kurzen Moment den Atem anhalten. Vor ihm lag
ein atemberaubender Anblick. Eine rotbraune Felsenformation umspannt das weite
Tal. Darin blitzen fünf azurblaue Seen in der Morgensonne, die terrassenartig
nebeneinander in der Landschaft eingebettet sind und von bunt schillernden
Kalkwällen gestaut werden. Dieses unvergleichliche Naturschauspiel musste vom
mineralhaltigen Gewässer in Jahrtausenden selbst errichtet worden sein.
    Mur a d Paša befahl seinem Fahrer, den Jeep neben der
Schotterpiste zu stoppen. Er kletterte heraus und ging allein über die dünne
Schneeschicht bis an den Rand der Anhöhe, die beinahe zweihundert Meter sanft
hinabreichen. Regungslos starrte er auf die schneebedeckten Bergspitzen, die
rundherum grell leuchteten. Es wehte ein beißend kalter Wind. Ihn fröstelte,
aber er wusste, hier im berühmten Band-i-Amir , war er auf fast
dreitausend Meter Höhe.
    Von
links tönte das Röhren eines Motors. Mit dampfendem Kühler arbeitete sich der
beladene Siebentonner in niedrigem Gang den steilen Hang hinauf. Als er den
LKW-Fahrer hinter der Frontscheibe erkennen konnte, brachte der den Magirus
Mercur mit einem Zischen der Luftdruckbremsen zum Stehen, kurbelte das
Seitenfenster herunter und brüllte: »Was ist Kommandant, warum halten wir?«
    Mur a d konnte die Zahnlücken
zwischen dem pechschwarzen Vollbart sehen. Dröhnend wummerte der 150-PS-Deutzmotor
im Leerlauf. Ohne ein Wort machte er eine Handbewegung zum Weiterfahren. Mit
einem Knacken legte der Fahrer den Gang ein. Das rostige Ungetüm machte einen
Satz und tuckerte im Schritt-Tempo davon. Er wendete seinen Blick zurück

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