Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
Vom Netzwerk:
geändert? In unserem Fall gibt es keine großartig neuen
Erkenntnisse!«
    »Erstens
halte ich Blutrache nach wie vor für möglich. Ich denke aber, dass unsere
Ermittlungen bei Blutrache längst was zu Tage gefördert hätten. Und zweitens
bin ich zwar jünger als Sie, finde aber, wir sollten mit dem leidigen ›Sie‹
aufhören. Per ›Du‹ arbeitet es sich angenehmer.«
    »Jan!«,
sagt Swensen, greift zu seiner Flasche Mineralwasser und hebt sie in die Höhe.
    »Okay
Jan, ich bin Jean-Claude!«
    Er
hebt seine Apfelschorle hoch und sie stoßen schalkhaft an.
    »Also
Jean-Claude, wenn Ihre … äh, deine Theorie mit der Blutrache wegfällt, dann
fürchte ich, dass wir im Moment überhaupt nicht mehr wissen, wo wir ansetzen
sollen! Bei Schutzgelderpressung hätten wir schon lange was läuten gehört in
der Stadt.«
    »Wenn
sich am Anfang nicht schnell eine heiße Spur ergibt, werden die Ermittlungen
erfahrungsgemäß zäh und dauern lange.«
    »Nützt
ja nichts, das ist nicht unsere erste Durststrecke. Um nochmal auf die
Pakistanis zurückzukommen, ich hab da doch letzten Samstag diesen
pakistanischen Imam befragt, um den sich ’ne kleine Gruppe Husumer Muslime
geschart hat …«
    »…
ist was mit dem?«
    »Nun,
wie soll ich sagen, ohne dass es gleich nach persönlichem Vorurteil klingt. Ich
finde den Mann sehr auffällig. Sämtlichen Fragen zu radikalem Gedankengut und
auffälligen Personen in seiner Gemeinde ist er bewusst ausgewichen, ist wie ’ne
Katze um den heißen Brei geschlichen und hat immer nur den Islam als die einzig
richtige Religion gepriesen.«
    »Mit
der Einschätzung rennst du bei mir offene Türen ein. Bei Pakistanis kann man
mich nicht gerade als objektiv bezeichnen. Die stehen in Sachen Vorurteil
ziemlich weit oben auf meiner Rangliste!«
    »Was
hast du denn mit Pakistanis am Hut?«, fragt Swensen erstaunt.
    »Ich
war mal kurze Zeit in Pakistan.«
    »In
Pakistan? Was hast du in Pakistan gemacht, Urlaub?«
    »So
was Ähnliches. Nach meinem Abi bin ich mit einem Freund bis nach Indien gekurvt,
in einem VW-Bus, so einer mit noch geteilter Frontscheibe!«
    »Eeeh!
Bis nach Indien? Verrückt! Das hätte ich jetzt nicht von dir erwartet! Du
machst auf mich, ehrlich gesagt, so’n etwas geschniegelten Eindruck.«
    »Schon
gut, schon gut! Einmal verzeih ich dir das! Außerdem rede ich von 1978, da war
ich voll in meiner Sturm- und Drangzeit. Ich wollte die Welt sehen, bevor der
Ernst des Lebens losgeht.«
    »Und
so kommt man zu seinen Vorurteilen gegen Pakistanis?«
    »Die
hab ich mir in Lahore geholt. Wir waren mehrere Tage dort und fanden die Leute
einfach außergewöhnlich aggressiv.«
    »Mag
ja sein«, erwidert Swensen mit leicht pastoralem Unterton, »aber ich glaube
schon noch daran, dass die meisten Menschen auf der Welt sich friedlich
verhalten.«
    »Das
glaub ich auch. Wir haben selbstverständlich auch nette Pakistanis kennen
gelernt. Trotzdem bleibt ein erster Eindruck zurück. Ich gebe zu, dass es ein
Vorurteil ist, aber wir Westler wurden beim Einkauf im Basar mehrfach ohne
Grund von Männern angepöbelt und bedroht. Ganz im Gegensatz zu Afghanistan. Da
hatten uns andere Touristen sogar vor der Einreise vor Übergriffen gewarnt. Die
Afghanen hab ich persönlich aber stets als einen besonders friedlichen
Menschenschlag erlebt.«
    »Afghanistan?
Laut Bush das Land des Bösen!«
    »Damals
war das jedenfalls nicht so! Wir waren aber noch da, bevor die Russen das Land
überfallen haben, 1980!«
    »Mensch
erzähl, wo wart ihr denn da überall?«
    »Wir
sind in Herat eingereist und über Kandahar nach Kabul gefahren. Übrigens,
damals ’ne exquisit ausgebaute Teerstraße. Von dort sind wir dann in den
Norden. Wir hatten gehört, dass in der Nähe von Masar-i-Sharif ein Buzkaschi stattfinden sollte.«
    »Ein Buzkaschi ?«
    »Ja,
ein traditionelles Reiterspiel, bei dem zwei Mannschaften um einen Ziegenkadaver
kämpfen. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen
gesehen hätte, was für Teufelskerle da aufeinander treffen, viele mit
mongolischem Einschlag. Im Sattel sitzend, lassen die ihren Oberkörper nach
unten hängen, greifen sich das Bein einer am Boden liegenden toten Ziege und
zerren es hoch. Sie reiten in vollem Galopp mit dem schweren Tier in der Hand
über den Platz, während die andere Mannschaft versucht, es ihm wieder
abzujagen.«
    »Und
ihr durftet als Fremde problemlos zusehen?«
    »Ja
klar! Das fand alles auf einer weiten Ebene statt. Dahinter die

Weitere Kostenlose Bücher