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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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der Kommissar und
nimmt automatisch Stufe für Stufe. Plötzlich entsteht ein ähnliches Gefühl, wie
er es von seinen Meditationssitzungen kennt. Er folgt einem imaginären Ziel,
das die Dinge zentriert. Der Körper funktioniert an allen äußeren Ablenkungen
vorbei. Etwas Zeitloses überlagert das ewige Vorwärts. Es gibt keine Angst
mehr. Einatmen, ausatmen. Swensen erreicht den vierzehnten Stock. Er hört
Schritte. Eine Tür klappt.
    »Da
stand ein Mann am Fahrstuhl«, flüstert der Einsatzleiter ihm zu. »Als er uns
sah, ist er in seine Wohnung geflüchtet.«
    »In
welche?«
    »Die
dort«, knurrt der Einsatzleiter und deutet auf einen Eingang.
    »Das
ist unser Mann«, erwidert Swensen.
    »Mist!
Jetzt ist er gewarnt«, murmelt der Einsatzleiter und hebt den Arm.
    »Zugriff!!«
    Drei
Männer schleichen geduckt über den Flur auf die andere Seite der Wohnungstür.
An die Wand gedrückt warten sie auf die Kollegen. Der Mann, der den Rammbock
trägt, geht voran, dahinter folgen zwei Männer mit Gewehren im Anschlag. Der
Einsatzleiter steht in der Mitte des Flurs und lenkt den Einsatz mit wenigen
Handbewegungen aus dem Hintergrund. Swensen steht direkt neben ihm. Er hält
seine Sig-Sauer am ausgestreckten Arm. Wie gebannt starrt er auf die
bewegungslosen Männer. Eine Zehntelsekunde Vakuum. Er blickt über die Schulter
hinter sich und sieht Mielke. Der steht mit seiner Waffe am Ende des Flurs.
Einatmen, ausatmen. Bewegung. Eine Faust schlägt gegen die Tür. Das Geräusch
ist wie ein Startschuss, ohne dass es losgeht. Swensen stehen Schweißtropfen
auf der Stirn. Stress pur. Die Muskeln spannen sich an. Das Herz pumpt mehr
Blut durch die Adern.
    »Hier
ist die Polizei! Öffnen Sie die Tür!«, hallt die Stimme des Einsatzleiters
durch den Flur.
    Nichts!
    Kein
Geräusch. Die Tür bleibt geschlossen.
    »Machen
Sie auf! Wir wissen, dass Sie da sind!«
    Eine
Wohnungstür nebenan wird einen Spalt breit geöffnet.
    »Polizeieinsatz!
Bleiben Sie in Ihren Wohnungen!«, schreit Swensen.
    Eine
Faust schlägt mehrmals gegen die Tür.
    »Aufmachen!
Öffnen Sie!«
    Der
Beamte mit dem Rammbock tritt entschlossen vor die Tür, holt aus und lässt das
Eisen mit voller Wucht gegen das Schloss prallen. Mit einem metallenen
Knirschen springt das Türblatt auf. Plötzlich liegt der Geruch von faulen Eiern
in der Luft.
    » Allãhu
Akbar !«
    Die
grelle Stimme wird von einem blendend weißen Lichtblitz verschluckt. Es folgt
das Gebrüll der Hölle. Eine Druckwelle reißt die Tür mitsamt dem Holzrahmen aus
der Mauer, schleudert sie dem Beamten gegen die Brust und fegt beide an die
gegenüberliegende Flurwand. Gleichzeitig bricht eine Feuerwalze durch die
rechteckige Öffnung. Swensens Arme schnellen vor sein Gesicht. Er sieht noch
ein faustgroßes Teil rechts an seinem Kopf vorbeisausen. Reflexartig presst er
die Lider zusammen und merkt, dass seine Beine nicht mehr den Boden berühren.
Sein Körper fliegt in einen stillen Raum, schlägt mit dem Rücken auf und
rutscht über den Boden. Ein Schmerz zieht ihm die Brust zusammen. Totenstille.
Seine Handflächen tasten über den Boden. Er bewegt seine Zehen, öffnet die
Augen und hebt den Kopf. Im Flur steht eine schmutzigbraune Staubwolke. Der
Kommissar stützt die Hände auf den Boden und richtet den Oberkörper auf. Direkt
neben ihm öffnet sich eine Wohnungstür. Eine weibliche Gestalt torkelt über ihn
hinweg. Der Mund ist weit aufgerissen. Sie scheint zu schreien. Er hört keinen
Laut. Sein Ohr schmerzt, die rechte Hand schnellt zur Ohrmuschel. Erschreckt
stellt er fest, dass an seinen Fingern Blut klebt. Mielkes Gesicht taucht vor
ihm auf, seine sorgenvollen Augen, seine riesigen Lippen, die auf ihn einreden
und keine verständlichen Worte hervorbringen. Swensen wird schlecht. Er legt
seinen Kopf auf den Boden und stürzt in ein schwarzes Nichts.
    1974: Invasion der türkischen Armee auf Zypern
    1987: Mudschaheddin-Kämpfer gegen die russische Armee
    1995: Konflikt - Türkische Armee und kurdische Minderheit
    1996:
Terrorlager der Al-Qaida im Sudan
     
    Mittwoch,
der 24. April
     
    Der glühende Harmattan (Wüstenwind) wehte vom Süden herauf. Die
Sonne über der Nubischen Wüste stand im Zenit. Ein flimmernder Hitzeschleier
lag über dem ausgetrockneten Flussbett des Wadi Am ǔ r . Die
sichelförmige Senke grenzte an eine steinige Hügelkette, vor der einige
verdorrte Gummiakazien standen. Im wenigen Schatten der Baumskelette lagerte
ein kleiner Trupp von knapp dreißig bewaffneten

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