Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen
schinden
kann. Der mit den gekräuselten, brünetten Haaren streckt ihm einen Ausweis
entgegen.
»Hauptmann
Bretzler, BND! Mein Partner Reisch! Wir haben den behandelnden Arzt gefragt, ob
wir schon mit Ihnen reden können.«
»Was
sollte ich wissen, was Sie nicht ohnehin wissen müssten?«
»Herr
Swensen, wir haben keine Zeit für Scherze«, knurrt der große Blonde, der einen
Aktenkoffer aus braunem Leder in der Hand hält. »Alles was hier gleich
besprochen wird, ist unter allen Umständen vertraulich zu behandeln. Es geht um
die Sicherheit unseres Landes!«
Swensen
rollt mit den Augen. Er geht zum Krankenbett und setzt sich auf die Kante. Der
Brünette geht zum Fußende. Der Blonde nimmt einen Stuhl, stellt ihn falsch
herum vor den Kommissar und setzt sich mit dem Gesicht zur Lehne darauf.
»Uns
interessiert der gestrige Einsatz in dem Hochhaus, bei dem Sie dabei waren! Wir
wollen wissen, um was es dabei ging! Könnte sein, dass wir uns gegenseitig ins
Gehege kommen!«
»In
welches Gehege?«
»Der
Fall, an dem wir dran sind, könnte auch euer Fall sein! Also, um was ging es
gestern?«
»Ich
versteh nicht, was Sie wollen!«
»Kommissar
Swensen! Lassen Sie das Katz-und-Maus-Spiel. Erzählen Sie einfach, was Sie in
diesem Hochhaus wollten.«
»Wir
haben zwei Mordfälle in Husum. Bei einem gab es Anhaltspunkte auf Entführung
oder Geiselnahme. Die Spur führte in dieses Hochhaus. Wir wollten den
Tatverdächtigen in seiner Wohnung verhaften und befragen, da ist uns alles um
die Ohren geflogen. Mehr weiß ich im Moment nicht!«
»Das
ist doch schon ’ne ganze Menge«, sagt der Brünette. »Gibt es Anzeichen, dass
Muslime in diese Mordfälle verwickelt sind?«
»Wir
haben im muslimischen Umfeld ermittelt.«
»Warum?«
»Weil
einer der Ermordeten Tunesier war und der andere wahrscheinlich ein Türke.«
»Gibt
es irgendeinen Hinweis auf organisiertes Verbrechen?«, ergänzt der Blonde.
»Worauf
wollen Sie hinaus?«, fragt Swensen zurück.
»Ich
spreche vom internationalen Terrorismus!«
»Ich
bin Kommissar in Husum! Husum ist eine Kleinstadt, meine Herren!«
Der
Blonde öffnet seinen Aktenkoffer und zieht ein Foto heraus. Er wirft es neben
Swensen aufs Bett. Der rührt sich nicht. Der Blonde steht genervt auf, nimmt
das Foto und drückt es dem Kommissar übertrieben freundlich in die Hand.
»Der
Mann da links auf dem Foto ist gestern in Deutschland eingereist. Wir nehmen
an, dass er Kontakt zu extremistischen Muslimen aufnimmt.«
Swensen
sieht sich das Foto an.
»Nie
gesehen«, sagt er, deutet aber mit dem Finger auf eine Person mit Handy am Ohr.
»Den da rechts, den kenne ich! Das ist der Verdächtige aus dem Hochhaus, Razak
Sabet. Den wollten wir gestern verhaften.«
Der
Blonde wirft dem Brünetten einen kurzen Blick zu. Er nimmt Swensen das Foto
wieder aus der Hand und lässt es im Aktenkoffer verschwinden. Im selben Moment
wird die Zimmertür aufgerissen und eine junge Schwester stürmt herein.
»Wir
haben gleich Visite, können Sie bitte so lange vor der Tür warten, meine
Herren!«
»Wir
wollten sowieso gerade gehen!«, grinst der Blonde die junge Schwester an und
nickt dem Kommissar zu. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Herr Swensen. Ein
leitender Mitarbeiter aus unserer Behörde wird in Kürze in Husum vorbeischauen,
um sich über den Stand der Ermittlungen zu informieren. Nochmals vielen Dank,
Herr Swensen!«
Die
beiden Anzüge marschieren, ohne einen Blick zurück, aus der Tür. Ein Schwarm
weißer Kittel platzt herein. Er verteilt sich im Halbkreis um das Bett.
»Wie
ich sehe, sind wir ja schon wieder auf den Beinen, Herr Swensen!«, trällert ein
pummeliger Weißkittel. Er steht mit aufgeklappter Akte neben dem Bett und linst
aus dem oberen Teil der Gleitsichtgläser seiner Brille. »Wie fühlen wir uns
denn heute? Haben Sie ein Schwindelgefühl? Ist Ihnen übel?«
»Nur
ein wenig Kopfschmerzen und Ohrensausen.«
»Die
Röntgenaufnahmen vom Schädel sind o. B. «, sagt ein schmaler Kittel und
reicht dem Pummeligen das Negativ. Der hält es zum Fenster und wiegt den Kopf.
»Was
ist mit meinem Schädel, o. B. ?«
»Ohne
Befund, mein Lieber! Da scheinen wir ja einen richtigen Schutzengel gehabt zu
haben! Nur das Trommelfell hat einen leichten Haarriss davongetragen. Das wird
von selber wieder verheilen.«
»Das
heißt, ich kann gehen?«
»Wir
stecken wohl schon voller Tatendrang. Sie sollten sich aber noch schonen. Wenn
Sie das Krankenhaus verlassen, machen Sie das auf eigenen
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