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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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und türkise Tupfen auf seinem Kleid.
    Gold umrandete seine Flügel und seinen Kopf mit einem Heiligenschein.
    Angie hielt sich die kleine Figur vor die Nase und sah sich das runde Gesicht mit den schwarzen Punkten als Augen und dem schiefen kleinen Lächeln an. Er sah glücklich und unschuldig aus, schlicht und süß.
    Alles, was du nicht bist, Angel.
    Sie war nicht so dumm, die tiefe Traurigkeit, die in ihrem Herzen gähnte, zuzulassen. Angie wandte sich vom Schreibtisch ab und steckte den Engel in ihre Jackentasche, gerade als der Türknopf klapperte. Einen Augenblick später kam Kate ins Zimmer.
    »Wo zum Teufel waren Sie?« fragte Angie.
    Kate sah sie an und verkniff sich die Antwort, die ihr auf der Zunge lag. ›Schadenskontrolle‹, war das diplomatischste, was sie sagen konnte. »Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat.«
    Angies Mut verblaßte. »Ich hab mein Bestes getan!«
    Kate bezweifelte das, aber es zu sagen, würde nichts bringen. Was sie tun mußte, war, sich überlegen, wie sie der Kleinen die ganze Geschichte entlocken könnte. Sie fiel in ihren Stuhl, sperrte ihren Schreibtisch auf und holte eine Flasche Aleve aus der Bleistiftschublade. Sie schüttelte zwei heraus, schluckte sie mit kaltem Kaffee und einer Grimasse, dann hielt sie inne, um die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß ihr Herzchen von Klientin sie vielleicht vergiften wollte.
    »Mach dir keine Sorgen wegen der Zeichnung«, sagte sie und rieb sich die Verspannung in ihrem Nacken. Die Sehnen standen wie Stahlstäbe heraus. Ein automatischer Rundblick, der schon purer Reflex geworden war, wenn sie eine Klientin allein im Büro gelassen hatte. Einer ihrer Engel fehlte.
    Angie rutschte nervös auf dem Besucherstuhl herum, stützte ihren Arm auf den Schreibtisch. »Was wird passieren?«
    »Nichts. Sabin ist frustriert. Er brauchte etwas Großes, und er hat gehofft, du wärst es. Er redete davon, dich laufen zu lassen, aber ich hab ihm das ausgeredet. Für den Augenblick. Wenn er beschließt, daß du eine Betrügerin bist, die nur versucht, Belohnung zu kassieren, wird er dich laufen lassen, und ich werde dir nicht helfen können.
    Wenn du zu einem Skandalblatt gehst und versuchst, denen etwas mehr zu geben, als du der Polizei gegeben hast, wird Sabin deinen Hintern ins Gefängnis werfen, und keiner wird dir helfen können.«
    »Da kommst du vom Regen in die Traufe, Angie. Und ich weiß, dein erster Instinkt ist es, alles in dich reinzuziehen und den Rest der Welt auszuschließen, aber du darfst eins nicht vergessen. Dieses Geheimnis, das du bewahrst, das teilst du mit einem anderen Menschen – und der wird dich dafür umbringen.«
    »Ich brauch das nicht, daß Sie mir Angst machen.«
    »O Gott, ich hoffe, daß ich das nicht tue. Der Mann, den du gesehen hast, foltert Frauen, tötet sie und zündet ihre Leichen an. Ich hoffe, das macht dir mehr Angst, als irgend etwas, das ich sagen kann.«
    »Sie haben ja keine Ahnung, was Angst haben heißt«, sagte Angie anklagend, ihre Stimme verbittert vor Erinnerungen. Sie sprang aus dem Stuhl und begann, auf und ab zu laufen, kaute heftig an einem Daumennagel.
    »Dann erzähl’s mir. Sag mir was, Angie. Irgend etwas, das ich Sabin und den Cops hinwerfen kann, um sie uns vom Hals zu halten. Was hast du an diesem Abend im Park gemacht?«
    »Das hab ich Ihnen gesagt.«
    »Du bist quer durchgegangen, von woher? Woher?
    Wenn du mit jemandem zusammen warst, sollte dir doch klar sein, daß er vielleicht den Kerl auch gesehen hat.
    Vielleicht hat er ein Auto gesehen. Er könnte schlechtestenfalls deine Seite der Geschichte bestätigen, und bestenfalls könnte er uns helfen, dieses Monster zu fangen.«
    »Was glauben Sie eigentlich?« fragte Angie und raffte von irgendwoher Empörung zusammen. »Halten Sie mich für eine Hure? Glauben Sie, ich hätte dort irgendeinen Freier für Taschengeld gefickt? Ich hab Ihnen gesagt, was ich dort getan habe. Das heißt also, Sie halten mich für eine Hure und eine Lügnerin. Ficken Sie sich ins Knie.«
    Sie war wie der Blitz aus der Tür, Kate dicht auf ihren Fersen.
    »He! Diesen Scheiß kannst du dir sparen«, befahl Kate, packte den Arm des Mädchens und erschrak, weil er so dünn war.
    Angie war genauso überrascht wie wütend. So sollte das eigentlich nicht laufen. So hätten die zahllosen Sozialarbeiter, die sie in ihrem jungen Leben schon getroffen hatte, nicht reagiert.
    »Was ist?« fragte Kate. »Du hast gedacht, ich würde mich ganz reumütig

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