Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
sagen, daß Kate Bondurant hinten in der Versammlung entdeckt hatte, wo er sich unter dem gemeinen Volk versteckt hatte. Der Typ war verquer. Er verschwieg ihnen irgend etwas über diese letzte Nacht mit Jillian und Gott weiß was sonst noch.
    Das Telefon läutete.
    Es stank ihm ungeheuer, daß Bondurant spezielle Behandlung bekam, in Informationen eingeweiht wurde, nicht in die Stadt kommen mußte, um auszusagen. Es war falsch. Sie hätten auch an seinem Käfig rütteln müssen, wie bei jedem anderen.
    Beim fünften Läuten übernahm der Anrufbeantworter, und eine gefühllose Stimme gab Anweisungen. Kovác hinterließ seinen Namen und seine Nummer und eine Bitte um Rückruf.
    Er legte den Gang ein, rollte bis zur Gegensprechanlage am Sicherheitstor und drückte die Klingel. Niemand reagierte. Er blieb noch weitere fünf Minuten da sitzen, dann lehnte er sich wieder auf die Klingel und wieder, gut geschult darin, wie man sich als Arschloch aufführt, um die Aufmerksamkeit von jemandem zu kriegen. Keiner reagierte.
    Die Patrouille einer privaten Wachfirma kam vorbei, und ein Gewichtheber in zackiger Uniform bat ihn um seinen Ausweis. Dann war er wieder allein, konnte weiter Peter Bondurants Haus anstarren und sich fragen, welche Geheimnisse es versteckte.
    Manche gingen nicht an ihr Telefon, wenn es nach Mitternacht klingelte. Aber das galt nicht für die Eltern vermißter Kinder. Vielleicht reagierte Peter Bondurant nie auf seine Torglocke und kauerte in diesem Moment in seinem Bett und wartete darauf, daß der Mob der verzweifelten Armen hereinstürmte und sein Haus plünderte. Aber er hatte die Securityleute nicht angerufen. Routinecheck hatte der Gewichtheber gesagt.
    Sam starrte das Haus an und ließ sich von siebzehn Jahren Erfahrung sagen, daß keiner zu Hause war. Peter Bondurant war nicht zu Hause, mitten in dieser Nacht, in der ihre Zeugin verschütt gegangen war. Peter Bondurant, der Antworten forderte, sich aber weigerte, welche zu geben. Peter Bondurant, der mit seiner Tochter in der Nacht, in der sie verschwunden war, gestritten und dann deshalb gelogen hatte. Peter Bondurant, der die Macht hatte, die Karriere eines Polizisten zu zerquetschen wie eine leere Bierdose.
    Ich bin wahrscheinlich ein Trottel, weil ich hier sitze, dachte er. Vanlees war ihr heißer Tip. Vanlees paßte scheinbar in Quinns Profil. Er hatte eine Vorgeschichte. Er hatte Jillian gekannt, hatte Zugang zu ihrem Haus. Er fuhr sogar die richtige Art von Fahrzeug.
    Aber trotzdem war da noch etwas an Peter Bondurant, das ihm sauer aufstieß. Er konnte es wie Bienenvölker unter seiner Haut spüren, und egal, was passierte, er würde rausfinden, was es war.
    Er seufzte, verlagerte sein Gewicht in eine neue unbequeme Stellung, machte sich auf eine lange Nacht gefaßt und zündete eine Zigarette an. Wofür zum Teufel brauchte er überhaupt eine Rente?
    Die Leichen trieben wie Baumstämme über ihm. Nackte, verfaulende Körper. Zerrissen, zerhackt, von Löchern durchsiebt. Verwesendes Fleisch, geschunden. Fischfutter.
    Aale schwammen durch die klaffenden Löcher in den Leichen aus und ein.
    Quinn betrachtete die Leichen von unten, versuchte jede namentlich im dämmrig blauen wäßrigen Licht zu
    identifizieren. Er hatte keinen Sauerstoff mehr. Seine Lunge brannte. Aber er durfte erst an die Oberfläche, wenn er jede Leiche identifiziert und den dazugehörigen Mörder genannt hatte.
    Die Körper schwankten und wechselten ihre Position.
    Faulende Gliedmaßen lösten sich von Torsi und sanken auf ihn zu. Unter ihm haschte ein Beet grünen Unkrauts wie die Tentakeln eines Kraken nach seinen Füßen.
    Er überlegte fieberhaft. Namen. Daten. Fakten. Aber er konnte sich nicht an alle Namen erinnern. Er kannte nicht alle Mörder. Wahllose Fakten schwirrten durch seinen Kopf. Die Leichen schienen sich zu vervielfachen, trieben hin und her, auf und ab. Ihm ging die Luft aus.
    Er konnte nicht atmen, konnte nicht denken.
    Er schlug mit den Armen, versuchte, etwas zu greifen, um sich daran hochzuziehen. Aber die Hände, die er erwischte, waren kalt und tot und hielten ihn unter Wasser fest. Die Leichen und seine Verantwortung ihnen gegenüber hielten ihn unter Wasser. Sein Gedächtnis raste. Er könnte die Rätsel lösen, wenn nur die Stücke aufhören würden, sich zu bewegen, wenn nur seine Gedanken aufhören würden, vor ihm zu fliehen, wenn er nur atmen könnte.
    Die Leichen über ihm wechselten wieder die Stellung, und er konnte Kates Gesicht auf der

Weitere Kostenlose Bücher