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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Drink, glaubte, sie könnte ihn noch schmecken.
    Es gab wichtigere Dinge, über die sie nachdenken mußte. Ob Angie noch am Leben war oder nicht. Ob auch nur der Funken einer Hoffnung bestand, sie wiederzufinden.
    Sie hatte den gefürchteten Anruf bei Rob Marshall gemacht, um ihn über die Lage zu informieren. Er hatte die wenig beneidenswerte Aufgabe, die Neuigkeit an den Bezirksstaatsanwalt weiterzugeben. Sabin würde den Rest der Nacht damit verbringen, sich Foltermethoden zu überlegen. Morgen würde man sie wahrscheinlich auf dem Scheiterhaufen verbrennen.
    Aber eine Konfrontation mit Ted Sabin war ihre geringste Sorge. Nichts, was er ihr antun könnte, würde sie mehr bestrafen können, als sie sich selbst.
    Jedesmal, wenn sie die Augen schloß, sah sie das Blut.
    Ich hätte bei ihr bleiben sollen. Wenn ich dagewesen wäre, wäre sie jetzt noch am Leben.
    Und jedesmal, wenn sie das dachte, verwandelte sich Angies Gesicht in Emilys, und der Schmerz biß tiefer und setzte sich fester. Quinn hatte sie bezichtigt, eine Märtyrerin zu sein, aber Märtyrerinnen litten ohne Sünde, sie hingegen nahm die volle Schuld auf sich. Für Emily. Für Angie.
    Wenn sie nur mit dem Mädchen ins Haus gegangen wäre… Wenn sie sich ein bißchen mehr Mühe gegeben hätte, ihr näher zu kommen… Aber sie hatte sich zurückgezogen, weil ein Teil von ihr dem Mädchen nicht so nahe kommen wollte, nicht soviel Gefühl investieren mochte.
    Herrgott, das war der Grund, warum sie nicht mit Kindern arbeitete: Sie brauchten zuviel, und ihr war das Leidenspotential dabei viel zu bewußt, um soviel geben zu wollen.
    »Und ich dachte, ich habe alles so gut im Griff.«
    Sie erhob sich von der Couch, zweifelnd, ob sie noch ohne Hilfe stehen konnte, und ging zu dem massiven alten Eichenschreibtisch, der einmal ihrem Vater gehört hatte.
    Sie nahm das Telefon und wählte die Nummer ihrer
    Mailbox, spürte, wie der Kloß sich in ihrem Hals bildete, bevor sie den Code eingab. Sie hatte die Nachrichten bereits dreimal abgehört. Sie überging die von David Willis und ihrer Kochlehrerin, bis sie auf die traf, die sie suchte.
    22:05, verkündete die mechanische Stimme. Ein langes Schweigen folgte dem Piepton.
    22:08. Noch ein langes Schweigen.
    22:10. Noch ein langes Schweigen.
    Sie hatte das Handy im Auto gelassen. Hatte nicht wieder rausgehen wollen, weil sie sich fürchtete. Alle Anrufer würden eine Nachricht hinterlassen. Sie würde später die Mailbox abhören, an diesen Gedanken erinnerte sie sich.
    Wenn diese Anrufe von Angie stammten…
    Aber es gab keine Möglichkeit, das herauszufinden, und nichts zu tun, außer grübeln und warten.

    Der Anruf erreichte die 911 Zentrale von Hennepin County um 3:49 Uhr. Ein brennendes Auto. Kovác hörte aus Gewohnheit mit einem Ohr hin. Er war durchgefroren bis auf die Knochen mit Füßen wie Eisblöcke. Schnee blies durch das Fenster, das er einen Spalt offenhielt, um eine Kohlenmonoxydvergiftung zu vermeiden. Vielleicht sollte er diesen Wagen anzünden. Die Hitze könnte sein Blut auftauen und die Mächte, die den Fuhrpark regierten, würden ihm was besseres zuteilen – wie zum Beispiel einen Hyundai mit einem Laufrad samt Hamster unter der Haube.
    Und dann kam die Adresse, und das Adrenalin brannte im Nu die Kälte weg.
    Es war ihnen gelungen, Smokey Joe mit der Versammlung heute abend aus der Reserve zu locken, und wie. Er ließ den Motor aufheulen und ruckte den Wagen weg vom Randstein auf die Straße, einen halben Block von Peter Bondurants leerem Haus entfernt.
    Ihr Killer hatte gerade sein viertes Opfer angezündet… auf dem Parkplatz des Gemeindezentrums, in dem die Versammlung stattgefunden hatte.

KAPITEL 22
    Kate rannte zur Hintertür hinaus, mit halb angezogenem Mantel. Es war ihr gelungen, ein paar Schneestiefel anzuziehen, aber die schweren Sohlen halfen ihr nur wenig, als sie die vereiste Treppe hinunter rannte. Ein ungewollter Schrei entwich ihr bei dem Sturz in den Garten, wo etwa fünfzehn Zentimeter Schnee ihre Landung dämpften. Sie erlaubte sich nicht einmal, Luft zu holen, sondern hielt ihre Beine in Bewegung und rappelte sich hoch.
    Kovác hatte auf dem Weg zum Gemeindezentrum angerufen. Ein brennendes Auto auf dem Parkplatz.
    Berichte, daß jemand im Auto saß.
    Angie.
    Zu diesem Zeitpunkt wußte das natürlich niemand, aber der Gedanke, daß es Angie sein könnte, brannte in Kates Bewußtsein, als sie zur Garage rannte, in ihrer Tasche hektisch nach den Schlüsseln

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