Feuermale
sie zerbrachen und zerfielen.
»Tut mir leid, Em«, flüsterte sie. Sie drückte das Bild zu einem Gutenachtkuß an ihre Lippen, dann steckte sie den Rahmen zurück in sein Versteck, wo die Putzfrau ihn finden und wieder herauskramen würde.
Sie verließ ihr Büro und sperrte die Tür hinter sich zu.
Im Büro gegenüber lief ein Staubsauger. Die Tür zu Rob Marshalls Büro am Ende des Ganges war geschlossen.
Möglicherweise war er noch da, und plante, wie er sie um ihre Abfindungssumme bringen könnte. Oder er war vielleicht nach Hause gegangen, wo ihn… was erwartete?
Sie wußte nicht einmal, ob er eine Freundin – oder einen Freund hatte. Vielleicht war ja Donnerstag sein Abend in der Bowling Liga, sie hatte keine Ahnung. Er hatte innerhalb der Abteilung keine engen persönlichen Freunde. Kate hatte nie gesellschaftlich mit ihm verkehrt, abgesehen von der obligatorischen Weihnachtsparty. Jetzt fragte sie sich, ob er jemanden hätte, zu dem er nach Hause gehen und sich über das Luder im Büro beklagen konnte.
Der Schneefall hörte endlich auf, als sie den Übergang zur Rampe an der Fourth Street nahm. Achtzehn Zentimeter insgesamt hatte sie jemanden sagen hören. Die Straße unten bot ein Chaos, das die Stadtreinigung über Nacht beseitigen würde. Andererseits, um diese Jahreszeit könnten sie vielleicht beschließen, das Zeug einfach liegenzulassen und auf ein paar warme Tage zu hoffen, die der Stadt ein bißchen Geld sparen würden für die Stürme, die ganz sicher in den nächsten paar Monaten kämen.
Sie zog ihre Schlüssel heraus und ballte ihre Faust darum; der längste, schärfste ragte zwischen Zeige-und Mittelfinger heraus eine Angewohnheit aus der Zeit, als sie in den Vororten der Hauptstadt gewohnt hatte. Die Rampe war gut beleuchtet, aber um diese Zeit nachts menschenleer und es machte sie immer nervös, dort allein zu gehen. Heute nacht noch mehr als sonst, nach allem, was vorgefallen war. Dank der Morde und ihrem Mangel an Schlaf lief ihre Paranoia auf Hochtouren. Ein Schatten, der zwischen die Autos fiel, das Kratzen eines Schrittes, das plötzliche Knallen einer Tür – ihre Nerven vibrierten jedesmal bis zum Zerreißen. Der Geländewagen schien meilenweit entfernt.
Dann saß sie drin, die Türen zugesperrt, mit laufendem Motor, fuhr Richtung Zuhause, eine Schicht Spannung löste sich ab. Sie versuchte, sich auf das Lösen der Knoten in ihren Schultern zu konzentrieren. Schlafanzug, einen Drink und Bett. Sie würde ihre Aktentasche mitschleifen und auf Kissen gestützt auf den Laken sitzen, die vom Liebesspiel noch ganz zerknittert waren.
Vielleicht würde sie die Laken wechseln.
Der unternehmungslustige Typ eine Straße weiter hatte fünf Monate im Jahr einen Schneepflug auf seinem Pickup montiert und besserte sein Einkommen auf, indem er Einfahrten freipflügte. Er hatte die Gasse geräumt. Kate würde ihm einen Scheck schreiben und ihn morgen in seinen Briefkasten werfen.
Sie fuhr in die Garage und erinnerte sich zu spät an die kaputte Lampe. Leise fluchend kramte sie die große Taschenlampe aus ihrem Handschuhfach, dann kletterte sie aus dem Truck, zu viele Dinge balancierend.
Der Geruch traf auf ihre Nase knapp eine Sekunde, bevor sie mit dem Fuß in den weichen quatschigen Haufen traf.
»O Scheiße!«
Buchstäblich. »Scheiße!«
»Kate?«
Die Stimme kam aus der Richtung des Hauses. Quinns Stimme.
»Ich bin hier!« rief sie und kämpfte mit der Aktentasche, der Taschenlampe und ihrer Handtasche.
»Was ist los? Ich hab dich fluchen hören«, sagte er und kam herein.
»Ich bin gerade in einen Haufen Scheiße getreten.«
»Was – O Gott, ich riech es. Das muß ein Mordshund gewesen sein.«
Die Taschenlampe klickte an und sie leuchtete hinunter.
»Das kann kein Hund gewesen sein. Die Tür war zu.
Widerlich!«
»Das sieht menschlich aus«, sagte Quinn. »Wo ist deine Schaufel?«
Kate richtete den Lichtstrahl gegen die Wand. »Gleich hier. Mein Gott, glaubst du jemand ist in meine Garage gekommen und hat das gemacht?«
»Hast du eine bessere Theorie?«
»Ich kann mir nur nicht vorstellen, daß irgend jemand so etwas tut.«
»Es ist ein Zeichen von Verachtung.«
»Das weiß ich. Ich meine, warum bei mir? Wen kenne ich, der so etwas Seltsames, so etwas Primitives täte?«
»Wen hast du in letzter Zeit vor den Kopf gestoßen?«
»Meinen Boß. Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß er in meiner Garage in die Hocke geht. Ich möchte es auch nicht.«
Sie
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