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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Uhr.
    »Also, GQ, ich zieh Leine. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal in einem Bett geschlafen habe.
    Das ist mein Ziel für diese Nacht – wenn ich nicht in der Dusche umfalle. Wie steht’s mit Ihnen? Ich kann Sie mit ins Hotel zurücknehmen.«
    »Wozu? Schlafen? Das hab ich aufgegeben, es hat meine Angstanfälle gestört«, sagte Quinn und wich seinem Blick aus. »Trotzdem danke, Sam, aber ich werde noch ein bißchen dranbleiben. Da ist etwas hier, was ich einfach nicht sehe.«
    Er deutete auf das offene Fallbuch. »Vielleicht, wenn ich das alles noch ein bißchen länger anstarre…«
    Kovác beobachtete ihn ein paar Augenblicke lang, ohne etwas zu sagen, dann nickte er. »Wie Sie wollen. Bis morgen früh. Soll ich Sie abholen?«
    »Nein. Danke.«
    »Aha. Na dann gute Nacht.«
    Er ging in Richtung Tür. »Sagen Sie Kate hallo von mir.
    Falls Sie sie sehen sollten.«
    Quinn sagte nichts. Volle fünf Minuten lang, nachdem Kovác gegangen war, tat er überhaupt nichts, stand einfach da und dachte, daß Kovác verdammt gut hinsah.
    Dann ging er zum Telefon und wählte Kates Nummer.

KAPITEL 30
    »Kate, ich bin’s. Äh – John. Ähm, ich bin im Büro. Ruf mich an, wenn du dazu kommst. Ich möchte ein paar Punkte dieser Opferkunde mit dir durchgehen und deine Meinung dazu hören. Danke.«
    Kate starrte das Telefon an, als die Leitung verstummte und das Nachrichtenlämpchen zu blinken begann. Ein Teil von ihr fühlte sich schuldig, weil sie nicht abgenommen hatte. Ein Teil von ihr fühlte sich erleichtert. Aber tief in ihrem Inneren schmerzte die verlorene Gelegenheit, ihn auf irgendeine Art zu berühren. Ein schlechtes Zeichen, aber es war da.
    Sie war erschöpft, völlig gestreßt, überwältigt, fühlte sich so niedergeschlagen wie seit Jahren nicht… und sie wollte John Quinns Arme um sich fühlen. Und genau aus diesem Grund hatte sie seinen Anruf nicht angenommen.
    Sie hatte Angst.
    Was für ein mieses, ungewolltes Gefühl das doch war.
    Das Büro war still. Sie und Rob waren die einzigen in ihrer Abteilung, die noch da waren. Rob hatte sich in seinem Büro am Ende des Korridors abgeschottet und schrieb sicher einen langen, gesalzenen Bericht für ihre Personalakte. Auf der anderen Seite des Empfangsbereichs, im Büro des Bezirksstaatsanwalts, arbeiteten noch eine Reihe stellvertretender Staatsanwälte, bereiteten sich aufs Gericht vor, planten Strategien und recherchierten, verfaßten Schriftsätze und Anträge. Ansonsten war das Gebäude praktisch leer. Und sie war mehr oder minder allein.
    Ihre Nerven schmerzten von den vielen Stunden, die sie damit verbracht hatte, sich die Stimme ihrer toten Klientin anzuhören, die ihr beichtete, welche Ängste sie hatte, verletzt zu werden, vergewaltigt, getötet, davor, allein zu sein. Und dann Kates eigene Stimme, die sie beschwichtigte, versprach, auf sie aufzupassen, ihr Hilfe zu besorgen, ein trügerisches Gefühl von Sicherheit in ihr förderte, das Melanie Hessler letztendlich auf die schrecklichste vorstellbare Art das Leben gekostet hatte.
    Rob hatte darauf bestanden, die Bänder immer und immer wieder anzuhören, immer wieder anzuhalten und Teile noch einmal abzuspielen, hatte Kate immer wieder dieselben Fragen gestellt. Als ob das irgendeinen Unterschied machte. Die Cops wollten nichts über die subtilen Nuancen von Melanies Rede wissen. Sie wollten nur wissen, ob Melanie in den letzten paar Wochen ihres Lebens Angst vor irgend jemandem zum Ausdruck gebracht hatte.
    Er hatte sie damit bestraft, das wußte Kate. Sie haßte ihn dafür, weigerte sich aber zusammenzubrechen. So sehr es ihr auch die Seele zerfetzte, sie saß da und ließ es Stunde über Stunde über sich ergehen, bewältigte all seine kleinen Seitenhiebe.
    » Sie hat Ihnen wirklich vertraut, Kate…Es ist klar, daß sie zu Ihnen aufgeblickt hat, Kate… Die arme Frau, sie hatte solche Angst… Stellen Sie sich das vor: Ihr schlimmster Alptraum wurde wahr… Stellen Sie sich vor, welch entsetzliche Angst sie gehabt hat… Das muß sehr schwer für Sie sein, Kate… Sie müssen sich furchtbar fühlen…
    Ganz besonders, nachdem das mit Angie passiert ist…«
    Weiter und weiter und weiter. Kleine, hinterlistige Splitter unter die Haut mit dem meisterlichen Geschick eines Akupunkteurs, aber mit der Absicht, Schmerz zuzufügen, genau so gebohrt, daß der Widerhaken sich verfing.
    Schließlich hatte er den Nerv einmal zu oft getroffen.
    Während er mit den Knöpfen am Tonbandgerät

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