Feuermale
Frauen aufnahmen, um ihr sadistisches Jagdspiel zu spielen. Aber sie wären doch sicher nicht so dumm, ihre eigene Klientel zur Beute zu machen. Sie würden automatisch verdächtigt.
Und wenn der Mann, den Angie in dieser Nacht im Park gesehen hatte, Gregg Urskine gewesen wäre, dann hätte sie ihn doch im Phoenix erkannt, oder?
Kate dachte an die vage Beschreibung, die das Mädchen von Smokey Joe gegeben hatte, die beinahe Allerwelts-Skizze, versuchte, darin einen Sinn zu finden. War sie so widerwillig, so vage gewesen, weil sie Angst hatte, wie Kate vermutete? Oder weil es wie Angie behauptete – dunkel war, er eine Kapuze getragen hatte, alles so schnell gegangen war? Oder gab es eine andere Motivation?
Die Soko hatte einen heißen Verdächtigen, das wußte Kate. Quinn verhörte ihn wahrscheinlich gerade. Der Hausmeister von Jillians Häuserkomplex. Er hatte keine Insider-Verbindung zum Fall, aber sie nahm an, er könnte Angie gekannt haben, wenn sie in der Gegend des Target Centers, wo er als Wachmann arbeitete, angeschafft hatte.
Aber es ergab keinen Sinn, daß Angie eine Verbindung zu dem Killer hatte. Wenn sie ihn kannte und wollte, daß er erwischt wurde, hätte sie ihn verpfiffen. Wenn sie ihn gekannt hätte und nicht wollte, daß er erwischt wurde, hätte sie den Cops eine klare Beschreibung eines Phantoms zum Jagen geben können.
Und wenn sie in dieser Nacht im Park gar nichts gesehen hatte, warum sollte sie behaupten, sie hätte? Für ein paar Kröten und ein Dach über dem Kopf? Um Aufmerksamkeit zu erregen? Dann hätte es mehr Sinn gemacht, wenn sie sich hilfsbereit und nicht so schwierig verhalten hätte.
Alles an diesem Kind war ein Ratespiel in einem Puzzle, das in ein Rätsel eingewickelt war.
Deshalb arbeite ich nicht mit Kindern.
Aber dieses ist – war – ihre Verantwortung gewesen, und sie würde die Wahrheit über sie herausfinden oder bei dem Versuch sterben.
»Schlechte Wortwahl, Kate«, murmelte sie und machte sich auf den Weg nach oben, um sich umzuziehen.
Zwanzig Minuten später war sie zur Hintertür raus. In der Nacht hatte es weitere drei Zentimeter geschneit, so daß die Landschaft frisch weiß gepudert schien, die Hintertreppe… wo ein Paar Stiefel Spuren hinterlassen hatte.
Quinn war heute morgen zur Vordertür raus, zu einem wartenden Taxi. Und die Spuren waren ohnehin zu klein.
Sie hatten eher die Größe von Kates Füßen, obwohl das nicht unbedingt das Geschlecht bestimmte.
Kate ging vorsichtig an ihnen entlang, folgte ihnen die Treppe hinunter in den Garten. Die Spur führte am Ende der Garage vorbei, weiter nach hinten, durch den schmalen Gang zwischen dem Gebäude und dem grau verwitterten Zaun hindurch, zum Seiteneingang der Garage. Alle Türen waren geschlossen.
Es lief ihr eiskalt über den Rücken. Sie dachte zurück zu gestern nacht, wie jemand ihre Garage besudelt hatte. Sie dachte an das plötzlich kaputte Licht, das Gefühl Mittwoch abend, daß jemand sie beobachtete, als sie von der Garage zum Haus ging.
Sie sah sich um, sah die verlassene Gasse entlang. Die meisten Nachbarn hatten Zäune, die die Erdgeschosse ihrer Häuser vor fremden Blicken schützten. Die Fenster im ersten Stock sahen schwarz und leer aus. Die Nachbarschaft war voller Büroangestellter, von denen die meisten bis sieben Uhr dreißig zur Arbeit aufgebrochen waren.
Kate wich vor der Garage zurück und kramte mit pochendem Herzen in ihrer Handtasche nach dem Handy.
Sie bewegte sich in Richtung Haus, zog das Telefon heraus, klappte es auf und drückte den Power Knopf.
Nichts. Die Batterie hatte während der Nacht den Geist aufgegeben. Die Unannehmlichkeiten moderner Annehmlichkeiten.
Sie hielt den Blick auf die Garage gerichtet, dachte, sie nähme eine Bewegung durchs Seitenfenster wahr. Autodieb? Einbrecher? Vergewaltiger? Verärgerter Klient? Feuerbestatter?
Sie stopfte das Telefon zurück in ihre Tasche und zog die Hausschlüssel heraus. Sie sperrte auf, sperrte hinter sich zu und begann wieder zu atmen.
»Das brauche ich wie ein Loch im Kopf«, murmelte sie und ging in die Küche. Sie stellte ihre Tasche und ihre Handtasche auf den Tisch und wollte gerade aus ihrem Mantel schlüpfen, als sie das Geräusch registrierte. Das leise Raubtierknurren einer Katze. Thor saß unter dem Tisch, fauchend, die Ohren angelegt.
Kates Nackenhaare stellten sich auf, und wieder kroch das beängstigende Gefühl in ihr hoch, beobachtet zu werden.
Die Möglichkeiten schossen ihr durch den
Weitere Kostenlose Bücher