Feuermale
Mitternacht angezündet.
Warum sollte Bondurant dann Sonntag morgen in ihr Haus gehen, alles abwischen, die Musik mitnehmen, wenn er nicht schon wußte, daß sie tot war?«
»Warum hat er überhaupt alles abgewischt?« fragte Quinn. »Das Haus gehört ihm. Seine Tochter hat dort gelebt. Seine Fingerabdrücke wären nicht fehl am Platz.«
Kovác warf ihm einen Blick zu. »Außer, sie waren blutig.«
Quinn stützte sich mit einer Hand gegen das Armaturenbrett, als sie einen Abschleppwagen schnitten und Kovác auf die Bremsen stieg. »Fahren Sie einfach nur, Kovác.
Oder wir leben nicht lange genug, um das rauszufinden.«
Dank der Gerüchte über einen Verdächtigen in Gewahrsam hatte sich der Medienzirkus erneut auf der Straße vor Peter Bondurants Haus etabliert. Kameramänner streiften den Boulevard auf und ab und machten Außenaufnahmen des Hauses, während Live-Talente ihre Soundchecks abspulten. Quinn fragte sich, ob sich jemand die Mühe gemacht hatte, die Familien von Lila White und Fawn Pierce auch nur anzurufen.
Zwei Sicherheitsbeamte von Paragon standen mit Walkie Talkies am Tor. Quinn zeigte seinen Ausweis, und sie wurden zum Haus durchgewunken. Edwyn Nobles schwarzer Lincoln parkte in der Einfahrt, neben einem stahlblauen Mercedes. Kovác stellte sich hinter den Lincoln, so dicht, daß sich die Stoßstangen fast berührten.
Quinn warf ihm einen Blick zu. »Versprechen Sie, daß Sie sich benehmen?«
Kovác spielte den Unschuldigen. Er war zum Fahrer degradiert worden und sollte den Wagen nicht verlassen.
Er sollte Peter Bondurants Gesichtsfeld nicht betreten.
Quinn hatte Gil Vanlees’ Enthüllungen für sich behalten, als zusätzliche Vorsichtsnahme. Das letzte, was er brauchte, war Kovác, der sich mit dem Taktgefühl eines wildgewordenen Bullen einmischte.
»Lassen Sie sich Zeit, GQ. Ich werde einfach hier sitzenbleiben und Zeitung lesen.«
Er fischte eine Star Tribüne aus dem Stapel Gerümpel auf dem Sitz. Gil Vanlees nahm die Hälfte der Titelseite ein – Titelgeschichte, Seitenkolumne und ein Foto, auf dem er aussah wie Popeyes Erznemesis Bluto. Kovács Blick richtete sich auf das Haus, musterte die Fenster.
Noble holte Quinn an der Tür ab, runzelte die Stirn und sah an ihm vorbei zum Caprice. Im Wagen hatte Kovác seine Zeitung aufgeschlagen. Er hielt sie so, daß er Edwyn Noble den Stinkefinger zeigen konnte.
»Keine Sorge«, sagte Quinn. »Sie haben es geschafft, den besten Cop an diesem Fall zum Chauffeur zu degradieren.«
»Wie wir hören, ist Vanlees in Gewahrsam«, sagte der Anwalt, als sie ins Haus gingen. Quinn ignorierte das als unwürdiges Thema.
»Er wurde wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet. Die Polizei wird ihn festhalten, so lange sie kann, aber im Augenblick haben sie keine Beweise, daß er der Feuerbestatter ist.«
»Aber er hatte… etwas von Jillian«, sagte Noble mit der Verlegenheit eines echten Prüden.
»Was ihm, wie er behauptet, Jillian gegeben hat.«
»Das ist grotesk.«
»Er erzählt eine sehr interessante Geschichte. Eine, in der Sie und ein Schweigegeld vorkommen.«
Angst blitzte in den Augen des Anwalts. Nur für einen Moment. »Das ist absurd. Er ist ein Lügner.«
»Den Markt hat er nicht unbedingt für sich gepachtet«, sagte Quinn. »Ich will mit Peter reden. Ich habe ein paar Fragen an ihn über Jillians Geisteszustand in dieser Nacht und im allgemeinen.«
Der Anwalt warf einen nervösen Blick zur Treppe.
»Peter empfängt heute morgen niemanden. Er fühlt sich nicht wohl.«
»Er wird mich sehen.«
Quinn begann, die Treppe hochzusteigen, als wisse er, wohin er ging. Noble eilte ihm hinterher.
»Ich glaube, Sie verstehen nicht, Agent Quinn. Diese Sache hat seinen Nerven entsetzlich zugesetzt.«
»Versuchen Sie, mir zu erzählen, daß er was ist: betrunken, voller Beruhigungsmittel, katatonisch?«
Nobles langes Gesicht hatte etwas von einem Maulesel, als ihm Quinn einen Blick über die Schulter zuwarf.
»Lucas Brandt ist bei ihm.«
»Das ist noch besser. Da treff ich zwei Fliegen mit einer Klappe.«
Am oberen Treppenabsatz trat er beiseite und bedeutete Noble voranzugehen.
Das Vorzimmer von Peter Bondurants Schlafzimmersuite war das Glanzstück eines Innenarchitekten, der wahrscheinlich mehr über das Haus wußte als über Peter.
Es war ein Raum, der für einen englischen Lord aus dem achtzehnten Jahrhundert angemessen gewesen wäre, nur Mahagoni und Brokat mit dunklen Jagdgemälden in Goldrahmen an den Wänden. Die mit Golddamast
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