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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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geführt, weil sie nicht so empfänglich war für diese Art Verbrechen und offene Gewalt. Aber es war überhaupt nicht einfach, stumm zu leiden, Schmerz und Schaden zu kaschieren, um das Image der Familie zu wahren.
    Quinn sagte, es gäbe beträchtliche Zweifel an Jillians Tod, aber das hieß nicht, daß sie kein Opfer war. Als Smokey Joes Komplizin wäre sie nur eine andere Art von Opfer. Der Feuerbestatter selbst war einmal ein Opfer gewesen. Als Kind zum Opfer werden stellte eine der vielen Komponenten dar, derer es zur Entwicklung eines Serienkillers bedurfte.
    Jeder war das Opfer von irgend etwas.
    Kate wandte sich ihren eigenen Notizen über Angie zu.
    Dürftig. Hauptsächlich Eingebungen. Dinge, die sie in den Jahren gelernt hatte, in denen sie Menschen studiert hatte, um herauszufinden, was ihren Verstand und ihre Persönlichkeiten formte. Mißbrauch hatte Angie DiMarco geformt. Wahrscheinlich schon von frühestem Alter an.
    Sie erwartete das Schlimmste von Menschen, forderte sie heraus, es ihr zu zeigen, ihr recht zu geben. Und das war zweifellos immer und immer wieder passiert, weil die Art von Menschen, die in Angies Welt lebten, sich meist schlimmer als erwartet erwiesen.
    Sie erwartete, daß Menschen sie nicht mochten, ihr mißtrauten, sie betrogen, benutzten und sorgte dann dafür, daß sie es taten. Dieser Fall war keine Ausnahme. Sabin und die Polizei hatten sie nur allzu gerne benutzen wollen, und Kate war ihr Werkzeug gewesen. Angies Verschwinden war für sie eine Unannehmlichkeit, keine Tragödie.
    Wenn sie nicht den Status als Zeugin gehabt hätte, dann hätte kein Mensch auf dieser Welt eine Belohnung ausgesetzt oder ihr Foto im Fernsehen gezeigt und gefragt:
    »Haben Sie dieses Mädchen gesehen?«
    Selbst so veranstaltete die Polizei keine umwälzenden Suchaktionen, um sie zu finden. Die Energien der Soko waren alle darauf konzentriert, den Verdächtigen zu finden, nicht die unerlaubt abwesende Zeugin.
    Kate fragte sich, ob Angie vielleicht die Spots in den Nachrichten gesehen hatte. Sie hätte ihren berüchtigten Ruf, die Aufmerksamkeit genossen. Sie hätte sich vielleicht insgeheim eingeredet, daß jemandem tatsächlich etwas an ihr lag.
    »Warum sollten Sie sich drum kümmern, was mit mir passiert?« hatte das Mädchen gefragt, als sie im Gang vor Kates Büro standen.
    »Weil es sonst keiner tut.«
    Und ich hab mich nicht genug gekümmert, dachte Kate mit schwerem Herzen. Sie hatte davor Angst gehabt.
    Genauso wie sie davor Angst gehabt hatte, John zurück in ihr Leben zu lassen. Angst, so tief zu empfinden. Angst vor dem Schmerz, den diese Art von Gefühl mit sich bringen könnte.
    Was für eine armselige Art zu leben. Nein, das war nicht leben, das war schlicht existieren.
    War das Mädchen am Leben? fragte sie sich, stand von der Couch auf und tigerte im Zimmer auf und ab. War sie tot? War sie entführt worden? War sie einfach gegangen?
    Bin ich denn unrealisitisch, wenn ich denke, daß es da überhaupt eine Frage gibt?
    Sie hatte das Blut selbst gesehen. Zuviel davon für eine beruhigende Erklärung.
    Aber wie hatte Smokey Joe wissen können, wo sie war?
    Wie standen die Chancen, daß er sie bei der Polizei entdeckt hatte und ihr ins Phoenix gefolgt war? Gering.
    Was darauf hinaus lief, daß er es irgendwie anders herausgefunden haben mußte. Was wiederum bedeutete, daß er irgendwie Zugang zu dem Fall hatte… oder zu Angie.
    Wer hatte gewußt, wo Angie untergebracht war? Sabin, Rob, die Soko, ein paar Uniformierte, die Urskines, Peter Bondurants Anwalt – und deshalb auch Peter Bondurant.
    Die Urskines, die das erste Opfer gekannt hatten und eine periphere Verbindung zum zweiten. Sie hatten Jillian Bondurant nicht gekannt, aber ihre Verbindung zu diesen Verbrechen hatte Toni Urskine eine Plattform für ihre Sache gegeben.
    Gregg war Mittwoch abend dort im Haus gewesen, als Kate Angie abgesetzt hatte. Nur Gregg und Rita Renner, die allem Anschein nach eine Marionette der Urskines war.
    Kate kannte die Urskines seit Jahren. Toni könnte jemanden zum Mord treiben, aber sie konnte sich nicht vorstellen, daß das Paar selbst diesem Hobby frönte. Aber in Toronto hatte auch keiner die Ken und Barbie Mörder verdächtigt. Und dieses Paar hatte so grauenhafte Morde verübt, daß selbst Veteranen unter den Polizisten während des Prozesses weinend im Zeugenstand zusammengebrochen waren.
    Gott, was für ein unheimlicher Gedanke – daß die Urskines Güte und Fürsorge als Front aufzogen und

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