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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Rat zu ignorieren, lag außerhalb seiner Kontrolle. Und dennoch fühlte er, wie die Besorgnis ein weiteres Loch in seine Magenwand sengte.
    Er war derjenige, der das ursprüngliche Profil, das bis aufs i-Tüpfelchen auf Vanlees paßte, erstellt hatte.
    Rückblickend dachte er, er hätte nicht so voreilig mit seiner Meinung sein sollen. Die Möglichkeit von Tandem-Mördern änderte alles. Aber die Presse und diejenigen, die diese Show dirigierten, hatten jetzt Vanlees und schlugen nur zu gerne ihre Zähne in sein Fleisch.
    Die Bürgermeisterin hatte den prachtvollen Eingang an der Fourth Street als Hintergrund für die Pressekonferenz gewählt. Eine Kathedrale aus poliertem Marmor mit einer beeindruckenden Doppeltreppe und Bleiglasfenstern.
    Einer von diesen Plätzen, an denen Politiker auf der Treppe über dem gemeinen Volk stehen und wichtig
    aussehen konnten, wo ihre Haut den Schimmer des Marmors reflektierte und sie strahlender als den durchschnittlichen Bürger scheinen ließ.
    Quinn und Kovác sahen sich aus einer schattigen Nische an, wie die Fernsehleute aufbauten und die Zeitungsleute um die Statusplätze kämpften. Auf der Treppe konferierten die Bürgermeisterin und Sabin, während die Assistentin der Bürgermeisterin Fusseln von ihrem Kostüm bürstete. Gary Yurek war in ein Gespräch mit Chief Greer, Fowler und zwei Captains vertieft, die scheinbar für den Fototermin aus der Täfelung gekrochen waren. Quinn würde sich gleich dem Zirkus anschließen und sein Scherflein dazu beitragen. Er wollte versuchen, der Ankündigung eines Verdächtigen in Polizeigewahrsam einen warnenden Dreh zu geben, auf den sowieso niemand hören würde. Sie würden sich lieber anhören, wie Edwyn Noble Lügen für Peter Bondurant spann: Er stand mit einem Reporter für MSNBC zusammen.
    Keine Spur von Peter. Quinn hatte ihn zwar nicht erwartet nicht nach heute morgen und angesichts der
    Möglichkeit, daß Inzestmutmaßungen an die Medien durchsickern könnten. Trotzdem konnte er nicht umhin, sich zu fragen, wie es mit Peter Bondurants mentalem Zustand aussah und was genau Lucas Brandt dazu gebracht hatte, mit seiner kleinen schwarzen Tasche angerannt zu kommen. Jillians angebliches Ableben oder die Enthüllung dessen, was vor all diesen Jahren passiert sein könnte?
    »Charmie«, sagte Kovác verächtlich mit Blick auf  Yurek. »Prädestiniert für ein Eckbüro. Sie lieben ihn in der Chefetage. Ein Millionen Dollar Lächeln auf den Lippen, das er ohne Zögern zum Arschküssen einsetzen würde.«
    »Eifersüchtig?« fragte Quinn.
    Er schnitt eine seiner Grimassen. »Ich bin dazu geschaffen, in Ärsche zu beißen, nicht sie zu küssen. Wofür brauch ich ein Eckbüro, wo ich doch einen beschissenen kleinen Schreibtisch in einem beschissenen kleinen Kabäuschen ohne anständige Aktenschränke haben kann?«
    »Wenigstens sind Sie nicht verbittert.«
    »Ich bin verbittert zur Welt gekommen.«
    Vince Walsh kündete seine Ankunft mit einem schleimerschütternden Hustenanfall an. Kovác drehte sich um und sah ihn an.
    »Herrgott, Vince, keuch doch einen Lungenflügel raus.«
    »Die gottverdammte Kälte«, beschwerte sich Walsh.
    Sein Teint hatte den gelblichen Ton einer einbalsamierten Leiche. Er reichte Kovác einen großen Umschlag. »Jillian Bondurants Krankenberichte – oder was LeBlanc davon freigegeben hat. Es sind ein paar Röntgenaufnahmen dabei. Wollen Sie sie nehmen, oder soll ich sie beim Gerichtsmediziner vorbeibringen?«
    »Ich bin raus, wissen Sie«, sagte Kovác, nahm aber den Umschlag. »Yurek ist jetzt der Boß.«
    Walsh saugte den halben Inhalt seiner Stirnhöhle in seinen Rachen und machte ein säuerliches Gesicht.
    Kovác nickte. »Ja, das hab ich doch gesagt.«

    Peter wartete, bis die Pressekonferenz im Gang war, dann betrat er das Gebäude. Er hatte Edwyn einfach mit seinem Handy aus dem Wagen angerufen. Noble hatte keine Ahnung, daß er nicht mehr zu Hause war. Peter hatte die Angestellten, die Edwyn postiert hatte, damit sie ihn im Auge behielten, weggeschickt. Sie waren ohne Widerspruch gegangen. Er war schließlich derjenige, der ihre Gehälter zahlte.
    Er kam in die Halle, mit seiner Tasche im Arm, sein Blick schweifte über fünf Dutzend Hinterköpfe. Greer war auf dem Podium und schwafelte in seiner überdramatischen Art über die Qualifikationen des Manns, den er als Nachfolger für Kovác zum Leiter der Soko gewählt hatte.
    Peter hatte keine Lust, sich das anzuhören. Die Soko interessierte ihn nicht

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