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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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kaltes Tuch für deine Hand zu holen?« fragte Kate.
    »Mögen Sie denn mein Blut nicht sehen? Ich schon.«
    »Ich würde es lieber nicht auf meinen Teppich tropfen sehen«, sagte Kate mit einem Anflug ihrer üblichen Ironie, mehr, um bei Angie einen Funken zu schlagen, als aus echter Sorge um den Teppich.
    Angie starrte einen Moment auf ihre Handfläche, dann hob sie sie an den Mund und wischte das Blut mit einer liebevollen Geste über ihre Wange.
    Kate erhob sich unauffällig vom Schreibtisch und ging rückwärts zur Tür.
    Das Mädchen sah sie an. »Werden Sie mich verlassen?«
    »Nein, Schatz. Ich werde dich nicht verlassen, ich hole nur das kalte Tuch.«
    Und ruf 911 an, dachte Kate und machte einen weiteren Schritt in Richtung Tür; sie hatte Angst, das Mädchen allein zu lassen, weil sie fürchtete, was sie sich antun könnte.
    Die Türglocke ging, als sie in den Gang trat, und sie erstarrte für eine Sekunde. Ein Gesicht erschien an einem der Seitenfenster, ein runder Kopf über einer aufgeblasenen Daunenjacke, der versuchte, durch den durchsichtigen Vorhang hereinzuschielen. Rob.
    »Kate. Ich weiß, daß Sie zu Hause sind«, sagte er schmollend, klopfte, das Gesicht immer noch ans Fenster gedrückt. »Ich kann Sie da stehen sehen.«
    »Was machen Sie denn hier?« flüsterte Kate barsch und zog die Tür auf.
    »Ich hab vom Büro gehört, daß Sie heute nicht reinkommen. Wir müssen über diese –«
    »Können Sie denn nicht einen Telefonhörer nehmen?«
    begann sie, dann fing sie sich und winkte ab. »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um –«
    Rob sah stur aus. Er kam ein bißchen näher. »Kate, wir müssen reden.«
    Kate biß seufzend die Zähne zusammen. »Könnten Sie leiser sprechen?«
    »Warum? Ist es ein Nachbarschaftsgeheimnis, daß Sie versuchen, mir aus dem Weg zu gehen?«
    »Seien Sie kein Esel. Ich geh Ihnen nicht aus dem Weg.
    Ich hab hier ein Problem. Angie ist aufgetaucht, und ihr Geisteszustand ist ziemlich labil.«
    Seine kleinen Schweinsaugen wurden rund. »Sie ist hier? Was tut sie hier? Haben Sie die Polizei angerufen?«
    »Noch nicht. Ich will die Sache nicht noch schlimmer machen. Sie hat ein Messer, und sie ist bereit, es zu benutzen – an sich selbst.«
    »Mein Gott, und Sie haben es ihr noch nicht weggenommen, Ms. Superwoman?« sagte er, als er sich an ihr vorbei in den Eingang drängte.
    »Ich möchte gerne meine Extremitäten behalten, danke.«
    »Hat sie sich verletzt?«
    »Bis jetzt sind es nur oberflächliche Schnitte, aber einer muß genäht werden.«
    »Wo ist sie?«
    Kate deutete auf das Arbeitszimmer. »Vielleicht können Sie sie ablenken, während ich 911 rufe.«
    »Hat sie Ihnen gesagt, wo sie war? Wer sie entführt hat?«
    »Nicht direkt.«
    »Wenn sie ins Krankenhaus kommt, wird sie aus Haß nichts sagen. Es könnte Stunden oder Tage dauern, bevor wir die Information aus ihr rauskriegen«, sagte er in eindringlichem Ton. »Die Pressekonferenz fängt bald an.
    Wenn wir sie dazu kriegen, uns zu erzählen, was passiert ist, können wir Sabin anrufen, bevor sie vorbei ist.«
    Kate verschränkte die Arme und überlegte. Sie konnte Angie sehen, sie saß noch auf der Couch und zeichnete mit der Fingerspitze Muster in ihre blutige Hand. Wenn Sanitäter kämen, um sie wegzubringen, würde sie durchdrehen, soviel war klar. Aber andererseits, was täten sie ihr an? Versuchen, ihr das, was sie brauchten, aus der Nase zu ziehen, während sie blutend und verletzbar da saß.
    Versuchen, einen Mörder zu fangen.
    Sie seufzte. »In Ordnung. Wir versuchen es. Aber wenn sie mit diesem Messer ernst macht, ruf ich an.«
    Rob schielte sie an. Das Zahnwehlächeln. »Ich weiß, daß Ihnen das wehtut, Kate, aber manchmal habe ich recht. Sie werden sehen, daß dies eins von diesen Malen ist. Ich weiß genau, was ich tue.«

    »Was macht er denn hier?«
    Angie spuckte die Worte aus, als schmeckten sie faulig.
    Rob gönnte ihr auch ein Zahnwehlächeln. »Ich bin nur hier, um zu helfen, Angie«, sagte er und lehnte sich an den Schreibtisch.
    Sie starrte ihn lange und eindringlich an. »Das bezweifle ich.«
    »Es sieht aus, als hättest du ein bißchen Ärger gehabt, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Kannst du uns davon erzählen?«
    »Ihr wollt es hören?« fragte sie mit zusammengekniffenen Augen, und ihre heisere Stimme klang fast
    verführerisch. Sie hob den Kopf und leckte langsam noch einmal das Blut von ihrer Hand, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Wollt ihr wissen, wer mir

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