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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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mehr. Er wußte, wer Jillian getötet hatte.
    Die Presse brüllte Fragen. Blitzlichtgewitter. Peter arbeitete sich seitlich an der Menge entlang, in Richtung Treppe, fühlte sich, als wäre er unsichtbar. Vielleicht war er es. Vielleicht war er bereits ein Gespenst. Sein ganzes Leben lang hatte er eine gewisse Leere gespürt, die nichts hatte füllen können. Vielleicht war er von innen heraus so lange erodiert, daß die Essenz dessen, was ihn menschlich machte, ganz verwittert war und ihn unsichtbar machte.

    Quinn sah Bondurant kommen. Seltsamerweise nahm ihn sonst anscheinend niemand wahr. Keiner schaute genau genug hin, nahm er an. Sie konzentrierten sich auf das Podium und den neuesten Haufen Quatsch, den sie in den Nachrichten und den Zeitungen breitklopfen wollten. Und dann war da noch die Tatsache, daß er ein bißchen schäbig aussah – unrasiert, ungepflegt – nicht der Peter Bondurant mit den feinen Maßanzügen, jedes Haar an seinem Platz.
    Seine Haut war so blaß, sie schien fast durchsichtig, als ob sein Körper sich selbst von innen heraus verschlänge.
    Seine Augen begegneten denen Quinns, und er blieb hinter den Kameraleuten stehen, ohne weiterzugehen. Er umklammerte eine schwarze Tasche.
    Quinns Instinkte schlugen Alarm – gerade als Greer ihn aufforderte, das Podium zu betreten.
    Die gleißenden Lichter blockierten ihm die Sicht auf Bondurant. Er fragte sich, ob Kovác ihn entdeckt hatte.
    »Ich möchte betonen«, begann er, »daß das Verhör eines möglichen Verdächtigen noch nicht die Ermittlung beendet.«
    »Glauben Sie, daß Vanlees der Feuerbestatter ist?« rief ein Reporter.
    »Es wäre nicht ratsam, mich da in der einen oder anderen Richtung festzulegen.«
    Er versuchte, einen Blickwinkel zu finden, aus dem er Bondurant wieder sehen konnte, aber Peter war nicht mehr an derselben Stelle. Seine Nerven spannten sich.
    »Aber Vanlees paßt in das Profil. Er kannte Jillian Bondurant–«
    »Stimmt es nicht, daß er Kleidungsstücke von ihr in seinem Besitz hatte, als er verhaftet wurde?« fragte ein anderer.
    Diese verdammten Lecks, dachte Quinn. Er war mehr darauf konzentriert, Bondurant wieder ins Sichtfeld zu kriegen, als die Reporter. Was hatte er hier alleine zu suchen und noch dazu abgerissen wie ein Landstreicher?
    »Special Agent Quinn…«
    »Kein Kommentar.«
    »Haben Sie irgend etwas zum Fall Bondurant zu sagen?«
    »Ich hab sie getötet.«
    Peter trat hinter dem Kameramann am Fuß der Treppe hervor und stellte sich der Menge. Einen Moment lang realisierte keiner außer Quinn, daß dieses Geständnis von ihm stammte. Dann hob er eine 9mm Halbautomatik an seinen Kopf und Erkenntnis brandete wie eine Woge durch die Menge.
    »Ich hab sie getötet!« schrie Peter noch lauter.
    Er schien schockiert von seinem eigenen Geständnis – mit hervortretenden Augen, weiß wie die Wand und mit offenem Mund. Er sah die Pistole voller Entsetzen an, als hielte sie jemand anders. Er ging seitwärts die Treppe hoch, Augen huschten über die Menge, zu den Leuten in der Nähe des Podiums. Bürgermeisterin Noble, Chief Greer, Ted Sabin – sie wichen alle zurück, starrten ihn an, als hätten sie ihn noch nie zuvor gesehen.
    Quinn hielt seine Stellung auf dem Podium.
    »Peter, leg die Pistole weg«, sagte er streng, das Mikrofon griff seine Stimme auf und ließ sie durch die Halle dröhnen.
    Bondurant schüttelte den Kopf. Sein Gesicht zitterte, zuckte, verzerrte sich. Er umklammerte die Tasche mit der linken Hand. Hinter ihm sah Quinn zwei uniformierte Beamte, die mit gezogenen Waffen in Stellung gingen.
    »Peter, du willst das nicht tun«, sagte er leise, ruhig, rutschte unmerklich vom Podium weg.
    »Ich hab ihr Leben ruiniert. Ich hab sie umgebracht. Jetzt bin ich dran.«
    »Warum hier? Warum jetzt?«
    »Damit es alle wissen«, sagte er mit erstickter Stimme.
    »Jeder soll wissen, was ich bin.«
    Edwyn Noble bewegte sich vom vorderen Teil der Menge zur Treppe. »Peter, tu das nicht.«
    »Was?« fragte Bondurant. »Meinen Ruf schädigen?
    Oder deinen?«
    »Du redest Unsinn!« sagte der Anwalt streng. »Runter mit der Pistole!«
    Peter hörte nicht zu. Seine Qual war fast greifbar. Sie war in dem Schweiß, der ihm das Gesicht hinunterlief. Sie war in seinem Geruch. Sie war in der Luft, die er zu schnell ausatmete.
    »Das ist meine Schuld«, sagte er und die Tränen liefen noch heftiger. »Ich hab das getan. Ich muß zahlen. Hier.
    Ich kann es nicht mehr ertragen.«
    »Komm mit mir, Peter«, sagte

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