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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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einfach von hinten geschnappt«, schlug Tippen vor. »Vielleicht brauchte er sie nicht lange auszusuchen. Vielleicht hat er sie entführt, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren.«
    »Wäre möglich. Aber ich hab ein anderes Gefühl dabei«, sagte Quinn. »Er ist zu geschickt. Diese Frauen sind einfach verschwunden. Keiner hat ein Gerangel beobachtet. Keiner hat einen Schrei gehört. Die Logik sagt mir, sie sind freiwillig mit ihm gegangen.«
    »Und wo ist dann Bondurants Auto?« fragte Liska. »Wir leben in den Neunzigern. Vielleicht hat er ihren Wagen noch.«
    »Also suchen wir einen Killer mit einer Dreiergarage?«
    fragte Adler. »Verdammt, ich hab den falschen Beruf.«
    »Wenn du anfängst, als Lebensunterhalt Exfrauen umzulegen, könntest du die verfluchte Garage mit Porsches vollstopfen«, scherzte Kovác.
    Liska puffte seinen Arm. »He! Ich bin eine Exfrau! «
    »Anwesende ausgeschlossen.«
    Quinn nahm einen kräftigen Zug aus seiner Kaffeetasse, während die Gruppe ihre Witze riß. Humor war ein
    Sicherheitsventil für Cops, mit dem man geregelt den Druck ablassen konnte, der sich bei dem Job innerlich aufbaute. Die Mitglieder des Teams standen in den Startblöcken von etwas, das ohne Zweifel ein langes, unangenehmes Spießrutenlaufen werden würde. Sie mußten Witze hineinquetschen, wo immer sie konnten. Je besser die Einheit sich verstand, desto besser für die Ermittlungen. Normalerweise warf er selbst gern ein paar Witze ein, um das Image vom steifen Agenten etwas aufzubessern.
    »Was die Größe anbelangt«, fuhr er fort, »ist er wahrscheinlich mittelgroß, von mittlerer Statur – stark genug, um eine Leiche herumzuzerren, aber nicht so groß, daß er eine körperliche Bedrohung darstellen könnte, wenn er sich seinem Opfer nähert. Mehr kann ich euch im Augenblick noch nicht geben.«
    »Was? Können Sie nicht einfach die Augen schließen und eine psychische Fotografie oder sowas heraufbeschwören?« sagte Adler, nur halb im Scherz.
    »Tut mir leid, Detective«, meinte Quinn grinsend und hob die Schultern. »Wenn ich Hellseher wäre, würde ich mir meinen Lebensunterhalt auf der Rennbahn verdienen.
    Keine hellseherische Zelle im Körper, leider.«
    »Hätten Sie aber, wenn Sie im Fernsehen wären.«
    »Im Fernsehen hätten wir die Verbrechen in einer Stunde aufgeklärt«, sagte Elwood. »Das Fernsehen ist schuld daran, daß die Öffentlichkeit die Geduld verliert, wenn eine Untersuchung länger als zwei Tage dauert. Das ganze verdammte Land lebt nach Fernsehzeit.«
    »Apropos Fernsehen«, sagte Hamill und hielt eine
    Videokassette hoch. »Ich hab das Band von der Pressekonferenz.«
    Ein Fernseher mit eingebautem Videorecorder auf einem Metallwagen stand neben dem Kopfende des Tisches.
    Hamill schob die Kassette hinein, und sie lehnten sich alle zurück, um sich das anzusehen. Auf Quinns Bitte hatte man einen Videografen von BCA Special Operations diskret unter den Kameramännern der lokalen Sender stationiert, mit dem Auftrag, nicht das Ereignis, sondern die Zuschauer zu filmen.
    Die Stimmen der Bürgermeisterin, Chief Greers und des Bezirksstaatsanwalts dröhnten im Hintergrund, während die Kamera die Gesichter der Reporter, der Polizisten und der Zeitungsfotografen scannte. Quinn starrte die Leinwand an, darauf geschult, die winzigsten Nuancen von Mimik auszumachen: das Funkeln von etwas Wissendem in einem Augenpaar, den Hauch von Selbstzufriedenheit, der Mundwinkel umspielte. Seine Aufmerksamkeit galt den Leuten an der Peripherie der Menge, Leuten, die scheinbar durch Zufall oder aus Versehen da waren.
    Er suchte nach dem nicht greifbaren, fast nicht erkennbaren Etwas, das die Instinkte eines Detectives in Fahrt brachte. Die Erkenntnis, daß ihr Killer möglicherweise dort unter den Ahnungslosen gestanden hatte, daß er, ohne es zu wissen, in das Gesicht eines Mörders gesehen hatte, löste in ihm ein tiefes Gefühl von Frustration aus. Dieser Mörder würde nicht auffallen. Er würde nicht nervös wirken. Er hätte nicht die Spannung, diesen wirren Blick, der ihn verriete, wie das bei unorganisierten Verbrechern oft der Fall war. Er hatte mindestens drei Frauen getötet und war nicht erwischt worden. Die Polizei hatte keine greifbaren Spuren. Er hatte keinerlei Grund zur Sorge.
    Und das wußte er.
    »Naja«, sagte Tippen ironisch. »Ich sehe keinen, der einen extra Kopf bei sich hat.«
    »Wir könnten ihm direkt in die Augen sehen, ohne es zu wissen«, sagte Kovác und drückte den

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