Feuermohn
die größte Mühe geben.“
„Gut!“ Anna atmete tief durch und begann von Beginn an zu erzählen. Sie ließ kein Detail aus.
„Für mich zählt nur noch das Hier und Jetzt. Und die Tatsache, dass ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als auf Aarons Spiele einzugehen. Ich weiß, es hört sich verrückt an, aber ich habe zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, angekommen zu sein, wirklich angekommen.“
Caroline wusste zunächst nicht, wie sie reagieren sollte. „Du lässt dich unterwerfen? Ausgerechnet du?“
„Nicht von jedem. So gut solltest du mich kennen. Also mach dir bitte keine Sorgen. Und halt mir keine Vorträge. Ich weiß, worauf ich mich einlasse, fühle mich lebendig wie nie. Und gerade du als Fachfrau solltest wissen, dass dies eine Facette der Sexualität ist, die grundlos negativ beladen und voller Vorurteile ist. Es geht nicht um Gewalt, sondern um Lustgewinn durch Facetten, die nicht jeder nachvollziehen kann. Es geht um eine Art der sexuellen Stimulation, die ich für mich entdeckt habe. Alles ist vollkommen normal, solange alle Beteiligten sich freiwillig darauf einlassen. Und ich bin freiwillig hier. Also …“
Caroline unterbrach ihren Redeschwall. „Du tust so, als müsstest du mich von irgendetwas überzeugen. Das musst du nicht. Und ich verurteile dich auch nicht. Aber als deine beste Freundin ist es doch erlaubt, mir ein paar Gedanken um dich zu machen. Nicht weil du diese Facetten in dir entdeckt hast, sondern weil ich nie damit gerechnet hätte.“
„Du verachtest mich also nicht?“
„Bist du verrückt? Wieso sollte ich dich verachten?“
„Ich weiß auch nicht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich geschämt, dir von meinen Fantasien zu erzählen. Fantasien, die schon in mir schlummerten, bevor ich Aaron begegnet bin.“
„Hättest du mir davon erzählt, wäre ich jetzt nicht so grenzenlos erstaunt. Aber mal im Ernst: Hätte mir jemand geweissagt, dass ein Mann es schaffen würde, deine bisherige Welt in wenigen Tagen derartig auf den Kopf zu stellen, ich hätte denjenigen ausgelacht. Und dann ausgerechnet Aaron Vanderberg, dein Lästeropfer Nummer eins. Ich zitiere: widerlicher Vorstadtcasanova ohne Profil!“ Caroline lachte kurz auf.
„Tja, so kann man sich täuschen. Und ich habe mich getäuscht. Würdest du ihm gegenüberstehen, du wüsstest, was ich meine. Da war von Beginn an diese Faszination. Es war Magie. Er hat das gewisse Etwas. Ein Charisma, das mich mit einem unsichtbaren Band magisch zu ihm hinzieht. In seiner Gegenwart spüre ich diese ganz spezielle Energie, die die Luft elektrisiert und funkeln lässt.“
„Hm … deine Stimme klingt so wie nie zuvor. Wenn ich es nicht besser wüsste, gäbe es dafür nur eine Erklärung.“
„Und die wäre?“
„Dass du nicht nur körperlich verrückt nach diesem Mann bist.“
„Sondern?“
„Wenn ich nicht haargenau wüsste, dass du eigentlich Lichtjahre brauchst, um jemandem direkten Zutritt zu deinem Herzen zu gewähren, würde ich glatt behaupten, du bist verliebt.“
Anna seufzte leise. „Ja, ich bin verliebt. Es ist ein Gefühl, wie ich es bisher nicht kannte. Plötzlich war es da, überrannte mich, bis ich atemlos war. Die Begegnung mit Aaron brach etwas in mir auf, ohne dass ich mich wehren konnte.“
„Und er? Erwidert er deine Gefühle?“
„Er ist kein Mann für feste Bindungen und große Gefühle. Keiner, den man für sich allein haben kann. Leider.“
„Bitte, pass auf dein Herz auf! Ich möchte nicht, dass es gebrochen wird.“
Geschickt lenkte Anna das Gespräch auf andere Themen. Sie erzählte von Joe, von ihren Fortschritten und von seinen Kräutern. Caroline berichtete von sich und schon bald verloren sie sich in Alltäglichkeiten, sprachen über alte Zeiten und die Absicht, einmal gemeinsam Urlaub zu machen.
Nach dem Telefongespräch fühlte Anna sich herrlich befreit. Sie war froh, endlich alles erzählt zu haben und beglückwünschte sich zu einer Freundin wie Caroline.
Beschwingt wechselte sie ihr Outfit und machte sich kurze Zeit später auf den Weg zu Joe.
„Da ist ja meine Lieblingsassistentin. Setz dich!“ Joes Gesicht erhellte sich, und ein Kranz fröhlicher Lachfältchen um seine Augenwinkel verriet seine Freude über ihren Besuch. Vor ihm auf dem Tisch lag eine dünne Papyrus-Rolle, die er ihr überreichte.
„Für mich?“ Vorsichtig brach sie das smaragdgrüne Siegel auf, hinterließ kleine Wachsbrocken auf dem Tisch, als sie das hauchdünne Papier
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