Feuermohn
verdächtig vor. So rieten sie der Tochter, sicherheitshalber ein Sträußlein Thymian vor das Fenster zu hängen. Als sich der Freier in der Nacht wieder näherte, sah er schon von Weitem die Kräuter, blieb wie gebannt stehen, fluchte in ohnmächtiger Wut und fuhr flammend durch die Luft davon.“
„Stellte dieser Bursche symbolisch den Teufel dar?“
„So könnte man es interpretieren. Muss aber nicht sein. Auf jeden Fall hatte er nichts Gutes im Sinn.“
„In Zukunft werde ich stets Thymiansträuße im Haus haben. Für den Fall aller Fälle.“
„Ein weiser Entschluss. Ich spreche aus Erfahrung.“
„Aber böse Geister musstest du noch keine vertreiben?!“
„Bisher nicht.“ Er lachte, wechselte den Pinsel, tauchte diesen in blutrote Tinte. „Übrigens hoffe ich, dass das so bleibt.“
„Ich werde für dich beten!“
„Gern! Apropos bleiben – wie lange bleibst du noch? Beziehungsweise darf ich auch auf Besuche von dir hoffen, wenn deine Arbeit hier erledigt und die Reportage fertig ist?“
Anna zuckte zusammen. Diesem Thema wohnte eine Unaufrichtigkeit inne, die ihr nicht behagte.
„Eine Weile werde ich noch für die Reportage brauchen.“ Sie versuchte ein Lächeln. „Und selbstverständlich werde ich meinen Lehrer auch danach besuchen.“
Joes prüfendem Blick wich sie zunächst aus, aber dann brach es wie ein Sturzbach aus ihr heraus. Details ließ sie aus, erzählte jedoch von der Faszination, die Aaron auf sie ausübte, von ihrem Drang, in seiner Nähe zu sein, obwohl sie wusste, dass es kein Happy End für sie geben würde.
*** Der Stuhl stand in der Mitte des Spiegelsaals. Er war aus Holz und dunkel lackiert. Das Rechteck der Sitzfläche verbreiterte sich nach vorne. Die Lehne bestand aus mehreren senkrechten Holzstreben, die durch drei Querstangen miteinander verbunden waren. Zwischen den runden, glatten Stuhlbeinen verlief seitlich ebenfalls je ein Querholz. Unsicher trat Anna näher, blickte sich um. Sie war allein. Kerzen brannten in jeder Ecke.
Ein Zettel lag auf dem Stuhl. Blütenweiß. Sie nahm ihn an sich und begann zu lesen:
Zieh dich aus und setz dich.
Annas Augen begannen abenteuerlustig zu funkeln. Sie freute sich auf die nächsten Stunden, fühlte sich herrlich lebendig, sinnlich, beschwingt.
Ein Blick in die unzähligen Spiegel ringsherum vervielfältigte die prickelnde Atmosphäre des Augenblicks. Ihre Sinne waren wach, aber auch gleichermaßen benebelt. Sie sogen sich voll mit dieser tosenden Vorfreude, die sie umgab, nahmen die sinnliche Schwere ihrer Fantasien in sich auf und sandten lustvolle Schauer durch ihren Körper.
Anna saß aufrecht auf dem Stuhl. Im ersten Moment fühlte sich das Holz kühl an, aber dann unterwarf es sich ihrem erhitzten Körper.
Sie wusste nicht, wie lange sie so dagesessen hatte, den sehnsuchtsvollen Blick auf die Tür gerichtet, mit einem süßen Ziehen im Schoß.
Als Aaron endlich eintrat, verschlug sein Anblick ihr die Sprache. Seine Attraktivität schien ausgeprägter denn je. Die Haare noch feucht vom Duschen, die Augen wach und gefährlich aufblitzend. Er sah blendend aus. Seine Beine steckten in weißen Hosen, er trug ein hellblaues T-Shirt, das perfekt zu seiner leicht gebräunten Haut passte. Sie rang nach Luft, sog seinen Anblick gierig ein. Sie wollte sich in seine Arme stürzen, sein Eau de Toilette und den unnachahmlichen Duft seiner Haut riechen, ihre Lippen auf seinen Hals drücken. Sie wünschte sich, auf seinen Knien zu sitzen, seine Hände liebevoll in ihrem Haar zu spüren, wollte von ihm in den Arm genommen werden.
Ersehnte aber gleichzeitig unnachgiebige Strenge. Dominanz. Süßen Schmerz.
Der flackernde Kerzenschein brach sich in der Oberfläche des niedrigen Glastisches, der in der Nähe stand, fing sich im Rot der Flüssigkeit, die in einer Glasschale ruhte.
Ihr Herz pochte unregelmäßig. Innerlich unruhig lehnte sie sich auf dem Stuhl zurück, schlug die zitternden Beine übereinander.
„Setz dich anständig hin. Und zwar so, dass du mir deine Möse präsentierst. Ich will schließlich sehen, was du mir zu bieten hast.“
Anna empfand Aarons Blick als beunruhigend, aber auch erregend. Die warme, weiche Spalte, die sie ihm nun offen präsentierte, war nass. Sie rutschte unruhig hin und her. Er trat näher an sie heran, griff nach einer Haarsträhne, ließ sie wieder fallen. Sanft streifte sein Zeigefinger die Linie ihres Halses, während sein Blick auf ihrer bloß liegenden Möse ruhte. Ihr Atem
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