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Feuermohn

Feuermohn

Titel: Feuermohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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besonderes Highlight an, und auf seinen Fingerzeig hin wurden drei vergoldete Sänften ins Zentrum des Platzes getragen.
    „Ich hätte auch gern eine Sänfte“, hörte Anna eine fröhliche Frauenstimme, und jemand lachte schrill.
    „Aber nur, wenn du sie mit mir teilst“, erwiderte der Mann neben ihr anzüglich. „Die Kissen sehen weich und behaglich aus. Ich wüsste schon, was ich dort mit dir anstellen würde.“ Kollektives Kichern. Anna erkannte Aaron unter den Partygästen und Kassandra. Ihr Gesicht wurde vom Schein der Fackeln erhellt. Sie war wunderschön, hakte sich bei zwei anderen Partygästen ein und führte sie zu Stehtischen, die etwas abseits standen.
    Die Musik verstummte, setzte erneut ein, diesmal sehr viel eindringlicher als zuvor.
    Aus den Sänften stiegen drei Tänzerinnen, die sich würdevoll und anmutig zur Musik zu bewegen begannen. Ihre mit glitzerndem Goldstaub versehenen Körper waren in knappe, weiße Gewänder gehüllt, die an einer Schulter mit silbernen Spangen zusammengehalten wurden, dicke Goldringe zierten ihre Oberarme. Sie tanzten auf bloßen Zehen, führten die Arme in schlangenartigen Bewegungen über dem Kopf.
    Ihre biegsamen Körper waren die reinste Augenweide. Anna beschloss nach unten zu gehen und sich das Spektakel aus der Nähe anzusehen. Kurze Zeit später folgte sie den dumpfen Trommelschlägen und lief durch einen Seitenausgang ins Freie. Unter das Volk mischen wollte sie sich nicht, nur zusehen aus einer Ecke, in der man sie selbst nicht sehen konnte.
    Den Tempeltänzerinnen folgten Feuerspucker. Weihrauchduft stieg ihr in die Nase.
    Ein stattlicher Mann betrat die Szene. Er war altertümlich gekleidet, den Saum seines Umhangs aus nachtblauem Tuch zierten goldene Quasten. Ein türkis schimmernder Siegelring steckte an seiner Hand.
    Eine irdene Schale wurde gebracht. Er nahm sie entgegen, sein Ring blitzte auf. Filigraner, blau schimmernder Rauch stieg aus der Schale empor, verlor sich in den Schatten der Nacht.
    Aus dem Augenwinkel konnte Anna Kassandra erkennen, die lachend ihre Hand auf Aarons Arm legte, ihm etwas zuflüsterte. Eifersucht glomm in ihr auf, Schmerz, Neid und Begehren. Aarons Blick huschte über die anwesenden Gäste. Rasch zog Anna sich noch ein Stückchen weiter in ihr Versteck zurück – eine dunkle Nische inmitten zweier dicken Eichen.
    Die brennenden Fackeln warfen ein rötliches Licht in die Mitte. Anna erblickte Franziska, die in eine Unterhaltung mit einer eleganten Dame vertieft war. Sie wollte ihr zuwinken, verwarf ihre Idee aber wieder. Ein leichter Windhauch streifte Annas Wange. Das Feuer flackerte gespenstisch, von überall her war Lachen zu hören.
    Zwei schillernd gekleidete Frauen in gerafften und drapierten Gewändern tänzelten beschwingt an ihr vorbei durch die Nacht, jede ein Cocktailglas in der Hand.
    Die Trommeln setzten erneut ein, die drei Tänzerinnen traten auf den Mann zu, der immer noch regungslos mit der rauchenden Schale in der Hand in der Mitte des Platzes stand. Jede von ihnen trug einen Korb mit Blüten – Mohnblüten.
    Anna bemühte sich, Aaron nicht aus den Augen zu lassen. Er stand etwas abseits, unterhielt sich mit einem Mann, der ihm erstaunlich ähnlich sah.
    Gleichzeitig verfolgte sie gierig das bunte Treiben, bemühte sich, jede Kleinigkeit detailgetreu mitzubekommen.
    Die Tänzerinnen begannen sich sinnlich zu winden, umrundeten den Mann. Graziös warfen sie mit geschlossenen Augen, das Antlitz dem silbern glänzenden Mond entgegengehoben, ihre Mohnblüten in die Schale. Ihr lieblicher Gesang erfüllte die Luft, sie schwangen ihre Körbchen, entnahmen Blüte für Blüte, bezauberten die Umstehenden mit ihrem Gesang und elfengleichem Tanz. In der Mitte wurde ein Feuer entzündet. Unter lauten Rufen wurde die noch immer rauchende Schale über dem Feuer geleert – ein Meer von Mohnblumen rieselte in die Flammen. Beifall brandete auf.
    Anna versank in einem Taumel an Sinneseindrücken, die sie nicht zu erklären vermochte, und der seltsame Zauber dieser Zeremonie schwappte auf sie über. Als die Ansammlung sich langsam aufzulösen begann, verharrte sie noch eine Weile in ihrer Position. Dann löste sie sich aus dem Schatten.
    Nicht so unauffällig, wie sie gedacht hatte, denn Aarons Blick hatte sie erfasst, ehe sie in den Winkeln des Gartens verschwinden konnte.
    Alexander folgte den Blicken seines Bruders.
    „So nachdenklich? Wer ist das?“
    „Dreimal darfst du raten!“
    „Ich passe!“
    „Anna

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