Feuermohn
meine unsterbliche Liebe gestehe? Dass ich dir einen Heiratsantrag mache? Ich habe weder Lust auf Liebesgeflüster, noch mache ich irgendwelche Versprechungen. Mit Liebe habe ich nichts im Sinn. Ich will das Schöne, das Unkomplizierte für zwischendurch. Auf alles andere kann ich gut und gerne verzichten.“ Ruckartig erhob er sich, suchte nach seiner Kleidung und zog sich an.
Sie wurde blass. „Gar nichts habe ich erwartet. Ich sagte doch, es ist mir nur so rausgerutscht.“
Nachdenkliche Augen, die sie musterten. „Ehrlichkeit ist für mich eine der wichtigsten Lebensmaximen, Anna, und ich möchte auch jetzt ganz offen zu dir sein. Ich halte dich für eine faszinierende Frau. Eine Frau, die das Wunder vollbracht hat, mich um den Verstand zu bringen.“ Er schüttelte bedauernd den Kopf. „Aber sorry, für Liebe bin ich nicht geschaffen. Nun, da es kompliziert zu werden beginnt, schlage ich vor, dass wir unsere Affäre beenden.“
„Aaron … bitte … ich …“
„Nein. Sag jetzt nichts mehr. Ich …“ Er wusste nicht, wie er den Satz zu Ende führen sollte und fluchte leise. „Das Thema ist für mich beendet!“ Er bemühte sich um einen entschlossenen, kühlen Blick, in der Hoffnung, sie so auf Abstand zu halten, was ihm auch gelang.
Anna hatte Mühe, ihre Tränen zu unterdrücken. Seinem Blick wich sie aus, ihr war, als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggezogen.
Er nickte ihr noch einmal kurz zu, dann verschwand er.
Kassandras kalt funkelnde Augen, die ihn im Flur aus einer Nische heraus beobachteten, bemerkte er nicht.
Ein leeres Glimmen lag in ihren Augen. Aaron aus dem Zimmer von Anna kommen zu sehen, war wie ein Schlag ins Gesicht. Sie wusste, dass er viele Frauen neben ihr hatte und immer haben würde. Aber nie hatte er sich mit ihnen in ihren Zimmern getroffen.
Sie hatte ihn am Abend zuvor gesucht, nirgendwo gefunden, ihn später dann mit Anna im Garten gesehen. Dann waren sie in ihrem Zimmer verschwunden. Bis jetzt.
Eifersucht kochte in Kassandra hoch.
Ihr katzenhafter Blick war verschleiert, als sie seiner Gestalt nachblickte.
Kapitel Zweiundzwanzig
Zwei Stunden waren seit Aarons abruptem Weggehen vergangen. Zwei Stunden, die ihr vorkamen wie ein Jahr voller Tränen. Zwei Stunden, in denen es keine Minute gegeben hatte, in der sie nicht sehnsüchtig zur Tür sah, in der Hoffnung, Aaron zu erblicken und das, was er gesagt hatte, reuig zurücknahm, um sie dann stürmisch in seine Arme zu reißen und ihr liebevolle Worte ins Ohr zu flüstern.
Irgendwann kam der Punkt, an dem sie sich selbst auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Aaron hatte entschlossen geklungen. Mehr als entschlossen. Es war ihm ernst! Und sie war eine von vielen Frauen in seinem Leben. Nichts Besonderes also und jederzeit austauschbar. Wieder liefen die Tränen.
Dass dieser Tag einmal kommen würde, hatte sie gewusst. Aber doch nicht so!
Sie seufzte.
Andererseits war es vollkommen egal, welche Methode zum Aus führte. Tränen und Herzschmerz waren sowieso vorprogrammiert; da half auch eine „sanfte Methode“ nichts.
Und nun? Sie barg ihr Gesicht in den Kissen und begann hemmungslos zu schluchzen.
Bilder von ihren gemeinsamen Stunden spulten sich vor ihrem inneren Auge ab. Ihre Haare rochen nach seinem Eau de Toilette, sie hatte seine Stimme noch im Ohr. Das Verlangen nach ihm raubte ihr fast den Verstand.
Ich bin verliebt! O Gott, was bin ich verliebt!
Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, warf sie sich auf den Rücken und starrte mit leerem Blick die Wand an. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, die bruchstückhaft und konfus wild durcheinanderpurzelten.
Das war’s! Es ist zu Ende. Endgültig!
Eine tiefe Leere ergriff sie – Hoffnungslosigkeit – sie begann zu begreifen. Watteartiger Schwindel erfasste sie, in ihren Ohren rauschte es, dunkle Schatten waberten durch ihren Geist. Sie fühlte sich einsam, unendlich einsam.
Nach Hause … sie würde nach Hause fahren, in ihr altes Leben zurückkehren, irgendwie funktionieren, durch die Tage gleiten, und die Gedanken an Aron verdrängen.
Mit wackligen Knien stand sie auf. Sie fühlte sich erschlagen, ihr Kopf schmerzte.
Jede weitere Minute in dieser Villa würde ihr Leiden vertiefen, also beschloss sie, ein Taxi zu rufen, griff nach dem Handy, hielt inne, denn der Gedanke an Joe zuckte plötzlich auf. Seine Einladung … er wollte für sie kochen … heute.
Sie presste die Finger an die Schläfen und atmete tief durch.
Also
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