Feuernacht
Ministeriums registriert ist, Einvarður Tryggvason. Die Registrierung ist allerdings schon ziemlich lange her, fast fünf Jahre.« Dóra machte sich eine Notiz und verabschiedete sich.
»Es ist deiner, ein Laptop.« Ihr Blick wanderte von dem Zettel zu Einvarður. »Wo hast du deinen Laptop? Kann es sein, dass noch andere Zugang zu ihm haben? Vielleicht bei dir zu Hause?«
Einvarður starrte Dóra mit offenem Mund an und wandte sich dann hilfesuchend an Matthias: »Das ist völliger Quatsch, ich habe keine Mitteilungen verschickt.« Er stieß sich heftig vom Tisch ab, so dass sein Stuhl nach hinten rollte, und nahm eine schwarze Ledertasche in die Hand. »Das ist mein Laptop. Ich nehme ihn meistens mit nach Hause, und natürlich benutzen Fanndís und Lena ihn schon mal, aber eher selten. Meine Frau interessiert sich nicht besonders für Computer und sucht nur manchmal Telefonnummern raus, und Lena lädt Fotos von ihrer Kamera runter, weil der USB -Anschluss an ihrem Computer zu langsam ist. Ansonsten benutzen sie ihn nie. Sie haben dir genauso wenig gesimst wie ich. Ich nehme den Laptop auch mit zur Arbeit, also muss ihn irgendwer hier im Haus heimlich benutzt haben.«
»Ich habe mindestens einmal mitten in der Nacht eine solche SMS bekommen.« Dóra zeigte auf den Laptop. »Wenn du ihn immer mit nach Hause nimmst, muss sie auch von dort verschickt worden sein.« Sie musste an die Betriebsamkeit im Ministerium denken. »Es sei denn, hier wird auch nachts gearbeitet.«
»Es kommt natürlich vor, dass ich den Laptop mal hierlasse. Es muss bei einer solchen Gelegenheit passiert sein.« Er öffnete die Tasche und holte mit zitternden Händen einen silbernen Laptop mit einem Dell-Logo auf der Klappe heraus.
»Dell?« Dóra nahm den Zettel mit den Infos des IT -Mannes. »Hier steht IBM . Hast du zwei Laptops?«
Einvarður ließ sich den Zettel geben. »Nein, nur den einen, das muss mein alter Laptop sein, der ist schon lange kaputt«, sagte er erleichtert. »Das muss eine Verwechslung sein, den habe ich schon vor Monaten abgegeben, bestimmt vor einem halben Jahr.«
»Und wo ist er jetzt?«, fragte Matthias.
»Keine Ahnung.« Er wurde wieder nervös. »Jedenfalls nicht bei mir.«
»Ich glaube, ich weiß, wo er ist«, sagte Dóra plötzlich aufgebracht. »Hast du den Schlüssel noch oder war der bei dem Laptop?«
»Den habe ich noch.« Einvarður verstummte. »Glaube ich jedenfalls.« Er durchwühlte die Fächer seiner Laptop-Tasche. »Nein, hier ist er nicht. Vielleicht habe ich vergessen, ihn aus der alten Tasche rauszuholen, als der Laptop kaputtgegangen ist. Dann muss er noch da drin sein.«
»Sieht ganz so aus.« Dóras Gedanken wirbelten durcheinander. Jósteinn, dieser Mistkerl. »Schickt das Ministerium defekte Computer ins Sogn?«
Einvarður erblasste. »Ja, ich glaube schon.« Er leckte sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Willst du damit sagen, dass der Laptop in der Anstalt für psychisch kranke Straftäter ist und noch funktioniert?«
Dóra nickte. »Könnte ich mir gut vorstellen.«
»Mein Gott, und ich dachte, er wäre kaputt.« Einvarður atmete unnatürlich schnell ein. »Oh mein Gott.«
Als sie das Ministerium endlich verließen, schneite es immer noch, aber die Geschäftigkeit im Flur hatte, während sie in Einvarðurs Büro gewesen waren, nachgelassen. Bei dem dichten Schneefall konnten sie kaum die gegenüberliegende Straßenseite sehen. Dóra fühlte sich wie eine Figur in einer Schneekugel, die ein Riese kräftig geschüttelt hatte.
»Sieh mal, der Wagen!«, sagte Matthias aus dem aufgeschlagenen Kragen seines Anoraks heraus. »Wie lange waren wir eigentlich da drin?«
Das Auto war von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Nachdem sich die Sache mit dem Laptop geklärt hatte, war Einvarður unruhig geworden und hatte sich nicht mehr auf ihre Fragen konzentrieren können – was Vor- und Nachteile hatte, denn er wurde unvorsichtig. Nachdem Dóra ihm von der Facebook-Gedenkseite an Friðleifur erzählt hatte, sagte er, sie könnten selbstverständlich mit seiner Tochter reden. Das Foto von Lena und den Nachtwächtern schien ihn weniger zu beunruhigen als das Schicksal seines Laptops. Er versuchte, die Sache herunterzuspielen, und sagte, seine Tochter sei eine ganz normale junge Frau, die sich natürlich ab und zu amüsierte. Dass sie sich mit Leuten in ihrem Alter im Heim angefreundet hätte, zeige nur, wie gesellig sie sei. Sie hätte einen großen Freundeskreis mit
Weitere Kostenlose Bücher