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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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treffen wolltest. Ich dachte eigentlich, du würdest versuchen, das Interesse von dir abzulenken.«
    Lenas Freundinnen klappten ihre Bücher zu und steckten sie in ihre Taschen. Lena sah es, machte aber keine Anstalten aufzustehen. »Ich wollte nur hören, wie ihr vorankommt. Meine Eltern erzählen mir ja nie was, und ich hatte Angst, ihr würdet Tryggvi verdächtigen. Eigentlich wollte ich nur abchecken, ob ihr ihn im Visier habt. Dann hatte ich Schiss, dass ihr diese Geschichte rausgekriegt habt und ein Riesending daraus machen würdet. Ich wollte euch nur ein bisschen aushorchen.«
    »Warum hast du gedacht, wir würden Tryggvi verdächtigen?« Dóra sah, dass sich die Freundinnen zum Gehen bereitmachten und versuchten, Lenas Blick zu erhaschen. »Wir haben bis jetzt noch keine bestimmt Person in Verdacht.«
    »Ich hab mir einfach Sorgen gemacht. Vielleicht ist das naiv, aber ich hatte Angst um meine Eltern, die waren total durcheinander wegen eurer Untersuchung. Blöderweise habe ich das irgendwie mit Tryggvi in Verbindung gebracht. Ich dachte, sie hätten mitbekommen, dass er verdächtigt wird. Ich wollte einfach nichts verpassen und dachte, ich könnte ein paar Infos von euch kriegen. Wenn ich nur eure Zeit verschwendet habe, dann tut mir das leid. Ich konnte einfach nicht mehr klar denken.«
    »Du musst doch irgendeinen bestimmten Grund haben zu glauben, dass dein Bruder unter Verdacht steht?« Als Dóra diese Frage gestellt hatte, standen die Freundinnen auf und hantierten mit Lenas Sachen herum: neben den Büchern noch ein dicker Anorak, eine Schultasche und eine Sporttasche. Dóra hoffte, dass sie länger brauchen würden, damit sie noch eine Antwort auf ihre Frage bekam.
    Lena dachte nach. »Nein, eigentlich nicht. Wie gesagt, die Reaktion meiner Eltern hat mich total gestresst. Das hat nichts mit Tryggvi direkt zu tun. Sie waren so komisch, und ich dachte, es wäre wegen ihm. Aber ich glaube, ich weiß jetzt, warum sie sich so aufgeführt haben, es hat nichts mit Tryggvi oder dem Brand zu tun.«
    »Darf ich fragen, warum sie sich so merkwürdig aufgeführt haben?« Dóra sprach schnell, denn die Mädchen waren dabei, Lenas Sachen aufzuheben.
    Lena wirkte wütend, aber nicht auf Dóra. »Ja, das darfst du gerne fragen, das ist mir nämlich scheißegal«, sagte sie, obwohl ihr Gesichtsausdruck vom Gegenteil zeugte, »mein Vater hat eine Geliebte … also das glaube ich jedenfalls.«
    »Aha?« Damit hatte Dóra nicht gerechnet. »Tut mir leid, aber das hat wohl wirklich nichts mit dem Fall zu tun.« Vorsichtig fügte sie hinzu: »Oder ist es eine ehemalige Heimmitarbeiterin oder jemand vom Regionalbüro?«
    »Nein, eine Frau aus der Arbeit. Ich glaube, sie heißt Begga.«
    Die Frau, die den Bericht für Einvarður besser geschrieben hätte, konnte also noch mehr als Sekretariatsarbeit. »Woher weißt du das?«
    Lena wurde auf ihre Freundinnen aufmerksam, antwortete aber trotzdem: »Ich habe meine Eltern überrascht, als sie sich wegen ihr gestritten haben, und sie waren peinlich berührt.« Sie tat so, als würden die Eheprobleme ihrer Eltern sie nicht tangieren. »Sie lassen sich bestimmt bald scheiden, würde mich nicht wundern.« Die Freundinnen kamen neugierig auf ihren Tisch zu. Lena verstummte, und die Mädchen blieben nervös stehen. Die eine hielt Lena ein paar zusammengeheftete Blätter hin, offenbar eine Klausur. Auf dem Deckblatt stand groß und mit roter Schrift die eingekringelte Note 9 , 7 .
    »Wolltest du die in deine Mappe oder in die Tasche tun, Lena?«
    Dóra reichte Lena die Blätter weiter, wobei ihr Blick auf den vollen Namen des Mädchens fiel. »Heißt du Helena?« Was war sie nur für eine Idiotin gewesen. Die SMS !
wie verbrannte sich helena als kind?
    »Ja, warum?« Lena nahm Dóra die Blätter aus der Hand.
    »Ich dachte, du heißt einfach nur Lena, mir war nicht klar, dass das eine Abkürzung ist.«
    »Nein, nein, ich heiße Helena, bin aber immer Lena genannt worden.« Sie stand auf, und ihre Freundin reichte ihr den Anorak. »Ich muss jetzt gehen, ich hoffe, dass ihr … du weißt schon, wovon ich eben geredet habe … dass sie nichts davon mitbekommen … verstehst du?«
    »Könntet ihr vielleicht noch zwei Minuten warten?«, fragte Dóra die beiden jungen Frauen, die dann sofort gingen und sagten, sie würden eine rauchen. Dann wandte sich Dóra wieder an Lena. »Hast du irgendwelche Narben? Ich weiß, dass das komisch klingt, aber ich habe einen Hinweis bekommen, dass du

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