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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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freudlos. »Ich dachte, Anwälte sollten die Interessen ihrer Mandanten vertreten und nicht mit Beweismaterial zur Polizei rennen.« Ohne die Augen vom Fenster zu lösen, fragte er: »Was hättest du denn an seiner Stelle getan?«
    Dóra hatte wirklich kein Interesse daran, mit Jósteinn über sich zu reden. »Normalerweise händigen Anwälte der Polizei keine Indizien aus, die ihren Mandanten schaden.« Sie erwähnte nicht, dass Jósteinns Verbrechen so abscheulich war, dass sich kaum jemand dafür einsetzen würde, dass er frei herumlaufen durfte. »Aber es ist auch nicht die Aufgabe eines Anwalts, für seinen Mandanten Beweismittel zu unterschlagen. Bist du dir sicher, dass du ihn nicht gebeten hast, das Zeug verschwinden zu lassen? Du warst ja in Untersuchungshaft und hast dir bestimmt Sorgen gemacht, dass die Fotos entdeckt werden.«
    »Nein, so war es nicht. Ich habe ihn nur gewarnt, dass solche Fotos existieren, und ihm gesagt, dass ich sie in einem Blumenkübel auf dem Grab meines Großvaters versteckt habe. Das Grab hat nie jemand besucht, die Fotos waren da vollkommen sicher. Ari hat sie sofort geholt und anonym an die Polizei geschickt. Es kommt sonst niemand in Frage, ich wusste es die ganze Zeit, habe aber erst seit kurzem den Beweis.« Wieder lachte Jósteinn barsch. »Ich habe diesen Computer bekommen, damit die Gerechtigkeit siegt.«
    Dóra und Matthias waren sprachlos. Wenn die Gerechtigkeit am Ende immer siegen würde, säße dieser Mann nicht hier, sondern läge neben seinem Großvater im Grab. Dóra fasste sich als Erste wieder. »Woher wusstest du, dass in dem Computer Dateien waren, die dich betreffen? Du hast doch jede Menge Geräte hier, die überprüfst du doch bestimmt nicht alle so genau. Sind die meisten nicht ohnehin kaputt?«
    »Man kann fast immer noch was retten. Man braucht Zeit und Geduld, aber davon habe ich genug. Ich mache das mit allen Computern, die ich bekomme. Die Leute glauben, man könnte sie nicht reparieren, aber das stimmt oft nicht. Hier hat keiner eine Ahnung, was ich mache, die Aufseher wissen so wenig über Computer, dass ich ihnen erzählen kann, was ich will. Außerdem sind alle froh, dass ich mich alleine in mein Zimmer zurückziehe. Als Einvarðurs Laptop bei mir gelandet ist, war das wie ein Lottogewinn. Nicht nur, weil es seiner war, sondern weil er vergessen hatte, den 3 G-Schlüssel aus der Tasche zu nehmen. Damit bin ich ins Internet gekommen, ohne dass es jemand gemerkt hat, und konnte sogar in der ganzen Stadt rumtelefonieren. Dieser Idiot hatte sein Passwort auf den Schlüssel geklebt.« Er starrte immer noch auf den Schnee vor dem Fenster. »Das war eine nette Abwechslung, und das, was ich auf der Festplatte gefunden habe, hat mir noch mehr Spaß gemacht.«
    Matthias räusperte sich. »Du hast also E-Mails zwischen Ari und Einvarður gefunden, in denen Ari dem Ministerium Beweismittel gegen dich anbietet, wenn ihm im Gegenzug seine Anwaltslizenz wegen drohender Insolvenz nicht entzogen wird?«
    »Nicht nur das.« Jósteinn wandte seinen Blick vom Fenster ab und richtete ihn auf das bestickte Kissen, das er sich beim Hinsetzen auf den Schoß gelegt hatte. »Da waren Mails zwischen Einvarður und anderen Leuten im Ministerium, unter anderem dem Mitarbeiter, der den Fall betreut hat. Nicht, dass ihr glaubt, dieser Einvarður wäre ein Dummkopf. Er hat die Mails aufbewahrt, weil er nur der Übermittler war. Er hat alles so formuliert, dass er ganz gut damit durchgekommen wäre, wenn die Mails an die Öffentlichkeit geraten wären. Wahrscheinlich hätte er als Held dagestanden.«
    »Und die Polizei und die Staatsanwaltschaft haben zugegriffen?« Dóra rückte vorsichtig von einem der Kissen ab, das ihr Bein streifte.
    »Aber ja, natürlich, was ist das schon, irgendeinem Typen befristet das Anwaltsrecht zu entziehen, wenn man mich stattdessen für den Rest meines Lebens hinter Schloss und Riegel bringen kann? Das ist doch nur eine Frage von Interessen«, sagte Jósteinn triumphierend. »Aber die Beteiligten haben übersehen, dass Einvarður dadurch bei Ari was guthatte, einen Gefallen, den er eingefordert hat, als das Heim abgebrannt ist. Er brauchte einen Kontaktmann, der in den Prozess und die Ermittlungen involviert ist. Auch darüber waren Mails da, und ich glaube, er wollte sich wiederum absichern, falls die Sache auffliegt. Die Formulierungen sind sehr vorsichtig, er legt Ari ein paar Dinge in den Mund und kann sich später mit schlechter juristischer

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