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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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war.
    »Aus den Fotos, die auf dem Laptop gespeichert waren. Es gab ein paar von dem Abend, an dem das Heim abgebrannt ist. Einvarður dachte, er hätte sie gelöscht, aber Dateien werden nur endgültig gelöscht, wenn man ihren Bereich überschreibt. Das wissen die meisten nicht.« Jósteinn gähnte ausgiebig, so als sei er seiner Gäste und des Themas überdrüssig. »Wollt ihr nicht wissen, wer von ihnen das Heim angezündet hat? Das muss ich euch noch sagen. Ich kann euch ja leider keine SMS mehr schicken, um euch auf die richtige Fährte zu bringen.«
    Dóra und Matthias waren auf einmal wieder hellwach. »Willst du damit sagen, dass es nicht Einvarður war?«, fragte Dóra und hoffte, er würde nicht schon wieder mit Mäusen und Gedärmen anfangen.
    »Nein, es war seine Tochter Lena.«
     
    Auf dem Nachhauseweg sprachen sie nicht viel und hingen ihren Gedanken nach. Jósteinns Aussage passte zu allem, was sie bisher herausgefunden hatten, und füllte die Lücken. Auf den Fotos von der Party bei Lena in der Tatnacht trug sie ein weißes, langes Kleid, dasselbe Kleid, in dem Dóra sie auf dem Foto bei ihren Eltern gesehen hatte, das an dem Abend vor der Brandstiftung aufgenommen worden war. Mit dem goldenen Stirnband sah sie aus wie ein Engel – wie der Engel, den Jakob bei der Tragödie im Heim gesehen hatte. Jósteinn hatte Zugang zu sämtlichen Prozessunterlagen gehabt, die Einvarður auf seinem Laptop gespeichert hatte. Er hatte die Facebook-Seite gefunden, Lísas Obduktionsbericht gesehen und das Foto von Friðleifurs verbrannter Leiche entdeckt, das er Dóra per SMS geschickt hatte. Penibel hatte er die Bilder auf der Facebook-Seite mit den Bildern von der Party in der Brandnacht verglichen. Dabei waren ihm einige bekannte Gesichter aufgefallen. Im Laufe der Nacht wurden die Gäste auf den Bildern weniger. Am Ende waren nur noch drei übrig, von denen eine schlief. Der andere Gast war Bjarki, den Jósteinn schon von der Facebook-Seite kannte.
    Das allerletzte Bild war von Lena. Sie beugte sich über den Küchentisch, einen Drink vor sich, mit rußverschmierten Händen und einem schmutzigen weißen Kleid. Kein Wunder, dass ihr Vater das Bild gelöscht hatte. Es bestand kein Zweifel daran, was sie getan hatte.
    Jósteinn hatte auch Margeir ausfindig gemacht und ihn mit SMS -Mitteilungen und Anrufen über Skype belästigt; es war ihm gelungen, an die Kreditkartennummer eines Mitarbeiters im Sogn zu kommen und ein Guthaben zu kaufen. Jósteinn hatte gedacht, dass Margeir stärker in den Fall verwickelt war, weil er auf sehr vielen Fotos auf der Facebook-Seite auftauchte. Jósteinn hatte ihm die Buchstabenreihe von Tryggvis Zeichnungen gesimst, die in Ægirs Bericht über die Fortschritte des Jungen erwähnt wurde. Der Therapeut hatte Einvarður den Bericht nach seiner Kündigung übergeben. Darin stand auch etwas über die Spiegelschrift, und Jósteinn kam darauf, dass man die Buchstaben rückwärts lesen musste. Indem er den Laptop nach den verschiedenen Versionen der Buchstabenreihe durchsucht hatte, hatte er Einvarðurs elektronische Steuererklärung gefunden. Darin stand sein Autokennzeichen. Kein Wunder, dass Einvarður blass geworden war, als er gehört hatte, dass sein Laptop noch in Gebrauch war. Jósteinn hatte herausgefunden, dass eines der beiden Autos der Familie im darauffolgenden Jahr nicht mehr angegeben und durch ein neues Auto ersetzt worden war, ohne dass ein Verkauf erwähnt wurde. Das fand Dóra ziemlich clever, da man sich immer damit entschuldigen konnte, man hätte vergessen, den Wagen abzumelden, obwohl er seit dem Unfallabend in der Garage stand. Tryggvi hatte die Autonummer auf seine Zeichnungen geschrieben. Wahrscheinlich verstand er deren Bedeutung nicht, verband das Kennzeichen aber mit dem Fahrzeug und dem Unfall. Da er alles spiegelverkehrt zeichnete, hatte niemand gemerkt, was er auf seinen undeutlichen Bildern von dem Unfall immer wieder zum Ausdruck bringen wollte. Als Margeir die Nummer auf die beschlagene Scheibe gemalt hatte, hatte der kleine Junge sie spiegelverkehrt gesehen. Dieser Zufall war Jósteinn nicht klar gewesen. Berglind hatte Dóra bestätigt, dass es sich um das Kennzeichen des Autos handelte, das Einvarður vor zwei, drei Jahren benutzt hatte. Sie hatte ihm dabei geholfen, ein Fahrtenbuch zu führen, und das Kennzeichen im Laufe der Jahre viele Male eingetragen.
    »Willst du sofort zur Wache fahren?«, fragte Matthias. Die Lichter der Stadt tauchten am

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