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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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ich dich eingestellt habe, hättest du einen früheren Sendeplatz kriegen können, und da wolltest du nicht.« Der Radiochef zuckte die Achseln. »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.«
    »Ich wollte schon, ich konnte nur nicht, weil ich noch einen anderen Job hatte. Aber den mache ich schon lange nicht mehr, jetzt ist alles ganz anders. Und da ich letzten Winter die Möglichkeit hatte, dachte ich, das Angebot steht noch.«
    Der Radiochef schnitt eine Grimasse. »So leicht ist das nicht, mein Junge. Seit du bei uns bist, hat sich einiges geändert.«
    Margeir wusste, dass er die Wirtschaftskrise meinte, die alles überrollte, was ihr in den Weg kam. Aber es war unfair, sich darauf zu berufen, denn die Krise hatte einen positiven Einfluss auf die Einnahmen des Senders. »Aber die Hörerzahlen haben zugenommen, und die Werbeeinnahmen sind gestiegen.«
    »Ganz genau.« Die Grimasse wurde von einem seligen Lächeln abgelöst. »Das sind genau die Veränderungen, die ich meine. Die Leute hören uns, weil wir unabhängiges Talkradio machen. Die Innenpolitik hält uns über Wasser. Bei deiner Sendung geht es mehr um …«, der Radiochef suchte nach einem Wort und starrte in die Luft, »… Unterhaltung. Klatsch und Tratsch, Musik und Trallala. Aber die Leute wollen lieber kontrovers diskutieren.«
    »Hast du dir in der letzten Zeit mal meine Sendung angehört?« Da der Chef nicht direkt antwortete, sprach Margeir schnell weiter, denn er wollte sich die Erniedrigung eines Neins ersparen. »Am Anfang war das alles noch mehr auf der Unterhaltungsschiene, musiklastig und so, aber das ist inzwischen ganz anders. Ich mache genau dasselbe wie die Kollegen tagsüber, ich rede mit Hörern, die sich über die Situation im Land aufregen. Die Leute regen sich abends genauso darüber auf wie tagsüber.«
    »Haargenau.«
    Mit dieser Antwort hatte Margeir nicht gerechnet. Stimmte der Mann ihm etwa zu? Sein Tonfall ließ nicht unbedingt darauf schließen. »Was meinst du?«
    »Deine Sendung ist eine Variation dessen, was wir tagsüber machen. Eine schwächere Ausgabe davon. Ich verschiebe doch keine Topleute, um Platz für jemanden zu machen, der nicht den nötigen Biss hat.«
    »Den nötigen Biss?« Margeir wusste genau, was er meinte, und ihm fiel nichts ein, um sich zu rechtfertigen. Er hatte schon oft dasselbe gedacht. Er hatte einfach keine Lust und kein Interesse mehr, redete aus Pflichtgefühl mit den Anrufern und ging immer den Weg des geringsten Widerstands. Er sagte so wenig wie möglich, anstatt seine eigene Meinung zu vertreten und den Hörern zu widersprechen. Eigentlich war er immer derselben Meinung wie die Anrufer, was diese oft irritierte. Die Leute waren es gewöhnt, dass man ihnen widersprach und sie anstachelte, und wussten nicht, wie sie reagieren sollten, wenn ihr Gesprächspartner immer nur sagte:
Ja, genau, das verstehe ich gut.
    »Du weißt schon, was ich meine. Ich habe letztens eine Wiederholung deiner Sendung gehört, und die war wirklich schwach. Man konnte fast spüren, wie dich die Hörer gelangweilt haben. Ich war
so
kurz davor, anzurufen und dir zu sagen, dass du in Zukunft zu Hause bleiben kannst.« Der Radiochef hielt Daumen und Zeigefinger ganz nah aneinander. »Aber ich hatte keine Lust, einen Ersatz zu suchen. Du hast es also meiner Faulheit zu verdanken, dass du noch einen Job hast, und solange sich da nichts ändert, kannst du einen anderen Sendeplatz vergessen. Tagsüber müssen die Moderatoren einfach bissig und provokant sein, nicht im Halbschlaf und kotzend vor Langeweile. Was glaubst du eigentlich, wer in so einer Sendung noch Werbung schalten will?«
    »Und als Co-Moderator? Ich habe überhaupt nichts dagegen, die zweite Geige zu spielen.«
    Der Radiochef schob die Unterlippe vor. »Nee.« Er überlegte kurz und wiederholte dann: »Nee, im Moment läuft alles echt gut. Die Sendungen, für die wir zwei Moderatoren brauchen, sind alle besetzt, und drei Moderatoren wäre totaler Quatsch. Dann haben wir keinen Platz mehr für Studiogäste. Oder willst du dahinter stehen und brüllen, damit man dich hören kann?«
    »Und als Vertretung? Als Springer oder so? Wenn mal jemand krank wird oder Urlaub hat?«
    »Was ist los, Margeir? Hast du vielleicht eine Alte am Hals, die will, dass du abends zu Hause bleibst?«
    »Nein.« Schön wär’s.
    »Was dann? Bisher warst du doch immer zufrieden mit deinem Sendeplatz, oder habe ich da irgendwas falsch verstanden?«
    »Nein, … ja.« Margeir rutschte

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