Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
befreien, doch je mehr er sich zu befreien versuchte, desto fester wurde der Griff ihrer Hand.Lin stöhnte vor Schmerz. Er hatte ihren Arm durch das Gitter gezogen, so dass ihr Schultergelenk zum Reißen gespannt war.
Sala, gib mir Kraft
, flehte sie stumm die Göttin und damit sich selbst an. Er würde ihr den Arm brechen.
    Lin schloss die Augen und spürte, wie Wärme aus ihrem Herzen in ihre Arme und durch ihre Hand in seine floss. Die Spannung in ihrem Schultergelenk ließ nach, und die Gegenwehr des Schmieds wurde schwächer, bis sie plötzlich ganz erstarb und seine Hand schlaff in der ihren lag.
    Sie konnte hören, wie Jevana ihn ansprach. Verwirrt antwortete der Schmied: »Ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich war gefangen in einem Traum.«
    Nach ein paar leise gewechselten Worten hörte Lin, dass er langsam davonging.
    »Was ist?« Lins Herz schlug hart gegen ihre Rippen, als Jevana flüsterte: »Der Bann ist von ihm genommen! Ich wusste, dass die Göttin uns nicht verlassen hat.«
    Lin atmete tief durch. Ihr blieben noch sieben Tage. Nein, sieben Nächte. Am Tag wäre es zu gefährlich, jemanden in ihre Nähe zu bringen.
Die Zeit wird nicht ausreichen … zu viele stehen unter Elvens Bann.
Trotzdem glomm der Funke einer leisen Hoffnung in ihr auf, der nach und nach zu einem Gedanken der Rebellion anwuchs. Besser sie versuchten es, als dazusitzen und einfach abzuwarten, bis Elven halb Engil abschlachtete. »Bring mir so viele wie möglich. Vor allem Männer, die kämpfen können.«
    »Das werde ich«, hörte sie Jevana auf der anderen Seite der Mauer aufgeregt flüstern, dann verabschiedeten sie sich voneinander. Der Morgen graute, und wenn sie entdeckt wurden, wäre alles vorbei.
    Lin betrachtete ihre Hände und konnte nichts Außergewöhnliches an ihnen finden. Es waren ganz normale Frauenhände, mitschlanken Fingern und nach ihrer Zeit in der Wildnis nicht mehr ganz so sauberen Nägeln. Wie sollten allein diese Hände Engil retten?
     
    Degan erwachte schweißgebadet. Etwas hatte ihn aufgeweckt, und er wusste, ohne weiter darüber nachzudenken, dass es sein schlechtes Gewissen war. Den Abend zuvor war er in den Bach gestiegen und hatte ein Bad genommen. Dinge, an die er lange Zeit keinen Gedanken verschwendet hatte, begannen nun, ihn zu stören. Degan fühlte sich elend … Er wollte sein wildes und unberührbares Herz zurück.
    Die Nacht hatte er allein auf einem Baum verbracht, wo er den vorwurfsvollen Blicken von Belamon, Nona und der Waldfrau nicht ausgesetzt war. Aber wohin er auch floh – sie verfolgten ihn in seinen Träumen.
    Vor ihm knackte ein Ast, so dass Degan in Lauerstellung ging. Seine Ohren waren empfindlich für Gefahr und Geräusche geworden, seit er mit den Greifen lebte. Immerhin – sein Greifeninstinkt für Gefahr schlug noch an. Fast hatte er schon begonnen, wie ein wildes Tier zu fühlen, und dieses freie Leben gefiel ihm. Doch dann war Lin aufgetaucht und hatte all seine Sinne durcheinandergebracht. In ihm kämpfte der wilde Greif gegen den zahmen Menschen, und jeder wollte die Oberhand gewinnen. Degan spürte, wie er mehr und mehr zu Unvorsichtigkeit neigte – eine sehr menschliche Eigenschaft. Früher hätte Suragon ihn nicht überrumpeln können.
    Es war schon fast hell, und als Degan die vermeintliche Gefahr entdeckte, wurde er furchtbar wütend. Keine drei Schritte vor ihm hockte Dawon, eine Schale mit Früchten in den Händen, die er ihm entgegenstreckte. »Degan muss essen.«
    Das Ganze war schon fast peinlich. Belamon hätte ihn ausgelacht!Doch die Wut über seine Unaufmerksamkeit bekam Dawon ab. »Was willst du hier? Haben Nona und die Waldkrähe dich geschickt?« Degan war nicht nach Höflichkeiten zumute. Dawon trampelte wie ein Falbrind auf dem Ast herum, und trotzdem war es ihm gelungen, bis auf drei Schritte an ihn heranzukommen, ohne dass er es bemerkt hatte. Degan spürte mit wachsender Angst, dass er die Wildheit verlor, die ihn seit Xirias Tod davor schützte, sich mit Schmerz, Kummer und Verlust auseinanderzusetzen. Nun kehrten all diese unerwünschten Gefühle zurück und schlugen wie riesige Wogen über ihm zusammen.
    Dawon schien seinen inneren Kampf zu spüren, schüttelte den Kopf und musterte ihn traurig. »Dawon wollte bei Degan sein, bevor die Greife ihn nicht mehr zu ihm lassen.«
    Bei Sala! Jetzt würde er sich auch noch gegenüber Dawon für seine Art zu leben rechtfertigen müssen. Sein Vater war ein seltsames Wesen, das er nie wirklich

Weitere Kostenlose Bücher