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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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verstanden hatte. Er besaß das leidende und mitfühlende Herz eines Menschen, der nur lieben, jedoch nicht hassen konnte, und den Drang nach Freiheit, den alle Greife verspürten – ein furchtbares Schicksal, wie Degan fand. Müde fuhr er sich über das Gesicht. »Also, was willst du von mir?«
    Dawon sah ihn so gekränkt an, als hätte Degan ihm gerade seine Faust in den Magen gerammt. »Bei Degan sein, Dawon will nichts weiter.«
    »Also schön«, seufzte er und nahm die Schale mit den Früchten entgegen. Er würde ihm also den Gefallen tun und eine Weile mit ihm zusammen auf diesem Baum herumsitzen.
Mitleid!
Noch so ein überflüssiges Gefühl, das er überwunden zu haben geglaubt hatte. Menschliche Gefühle bedeuteten wenig Freude und viel Schmerz.
    »Degan ist allein, weil er einzigartig ist … wie Nona und Dawon. Aber Nona und Dawon haben einander, Degan hat niemanden«,plapperte Dawon auf ihn ein, während Degan die Früchte aß. »Nona, die letzte Lalufrau, Dawon, der einzige dunkle Greif, und Degan – der einzige Halbgreif.«
    Er tat so, als würde er gar nicht zuhören. Doch Dawon schien das nicht weiter zu kümmern. Er schlang die Arme um seine Knie und sah Degan aus seinen mitfühlenden Augen an. »Lin muss auch sehr allein sein … sicher eine sehr schwere Bürde für Lin, die Göttin zu sein.«
    Das letzte Fruchtstück lag Degan bitter auf der Zunge und wollte beim Schlucken nicht so recht den Hals hinunterrutschen. Wundervoll! Dawon konnte man einfach nicht entkommen. Er bohrte sich geradewegs in jedes noch so versteinerte Herz.
    Degan stellte die Schale beiseite und schüttelte den Kopf. »Die Greife sind in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Belamon ist verletzt. Ich könnte Lin nicht helfen, selbst wenn ich es wollte.«
    »Dawon weiß, wo Degans Greife sind«, erklärte sein Vater und strahlte wie die Sonne. »Dawon kann Degan zu ihnen bringen.«
    »Nein, das geht nicht.« Er hob abwehrend die Hände. Die Greife würden seinen Vater zerreißen, wenn sie ihn zusammen mit ihm sahen. Diesen Befehl hatte er ihnen selbst gegeben, was ihm nun peinlich war. Er hatte den Greifen befohlen, wenn es nötig würde, seinen eigenen Vater zu töten. Dawon wäre nicht viel mehr als eine Art zahmes Haustier für sie. Er bemühte sich, es seinem Vater möglichst schonend zu erklären; doch der dunkle Greif bestand weiter darauf, es zu versuchen – auch alleine, wenn Degan nicht mit ihm kommen wollte.
Soll er doch
, versuchte Degan sich einzureden und erntete dafür einen empörten Verweis von seinem Gewissen.
Er ist dein Vater!
    Schließlich seufzte er und gab sich geschlagen. »Also gut! Ich werde die Greife bitten, mir zu helfen. Sie werden es – wenn überhaupt – für mich tun, nicht für die Menschen«, stellte Degan klar.
    Dawon stand auf und reichte ihm die Hand. »Nona sagt, noch sieben Tage, dann wird Engil dem Gott gehören … und Lin muss in das Reich des Gottes gehen und seine Gefährtin sein; und die Menschen von Engil werden nur noch Dunkelheit kennen. Degan muss sich beeilen.«

Das Greifenheer
    Degan hätte sich weitaus wohler auf Belamons Rücken gefühlt, anstatt wie ein Kleinkind von Dawon durch die Luft getragen zu werden. Doch Belamon lag noch immer mit verletzter Schwinge hinter der Hütte und hatte ihm nur unglücklich hinterherschauen können. Degan beruhigte sich mit dem Wissen, dass Greife sehr gutes Heilfleisch besaßen. Mit Hilfe der Waldfrauen würde Belamons Schwinge schnell verheilen. In ein paar Tagen wäre er mit etwas Glück schon wieder flugfähig. Doch im Augenblick bewachte die alte Waldkröte ihn wie einen bissigen Köter und sorgte dafür, dass der Greif seine Schwinge schonte.
Zumindest entkomme ich der schrecklichen Alten
, dachte Degan, während er in unrühmlicher Haltung von Dawon über den Isnalwald getragen wurde.
    Die Laune seines Vaters war wie zu erwarten heiter bis unbekümmert. Sobald er sich in den Himmel erhoben hatte, redete er ununterbrochen, so dass Degan sich wie eine Maus in den Klauen eines Raubvogels fühlte – nur dass dieser Raubvogel nicht vorhatte, ihn zu fressen, sondern ihn tot zu schwafeln.
    Degan beschränkte sich darauf zuzuhören, ohne zu antworten, was Dawon recht zu sein schien.
    Erst als sie die Grenze des Isnalwaldes überflogen und sich die eisigen Gebirgskappen des Taligebirges vor ihnen erstreckten, beendete Degan sein Schweigen. »Wohin bringst du mich?«, rief er Dawon gegen den Wind zu.
    »Nona hat Degans Greife ins Wiesenland

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