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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Augen starrten ihn an. »Warum … verbrennst du nicht?«
    Degan spürte die Gefahr und berührte mit der freien Hand Salas Tränen. Der Taluk folgte seiner Geste mit den Augen und entdeckte die Tränen der Göttin an seinem Hals. Ohne Vorwarnung versuchte er, Degan zu Fall zu bringen, indem er ihm den Arm, auf den er sich gerade noch gestützt hatte, auf den Rücken wand. »Gib sie mir!«, zischte er ihm ins Ohr. »Sie werden mir die Ewigkeit hier erträglicher machen.«
    Degan befreite sich aus dem überraschend harten Griff, stolperte jedoch und fiel mit dem Rücken zuerst in den heißen Sand. Trotz des Schutzes der Kette traf die Glut seinen Körper wieglühend heiße Dolche und lähmte ihn kurzzeitig. Mit letzter Kraft rollte er sich zur Seite und kam auf die Beine, während der Taluk auf ihn zustürmte.
    »Gib mir Salas Tränen, Halbgreif!« Der Angriff des anderen ging ins Leere, da Degan zur Seite sprang. Nun stürzte er selbst bäuchlings in den heißen Sand. Degan wich ein paar Schritte zurück. Der Gestank verbrennenden Fleisches stach in seiner Nase. Der Taluk schrie sich die Lunge aus dem Leib, während der Sand ihn bis auf die Knochen verzehrte. Degan rief sich trotz des schrecklichen Anblicks ins Gedächtnis, dass auch sein Schutz begrenzt war. Dies würde ihn erwarten, wenn er Lin nicht fand! Er wandte sich ab und richtete seine Gedanken und Blicke auf den Horizont.
Keine Zeit für Angst oder Zweifel,
begann er sich Mut zuzusprechen, dann lief er, so schnell er konnte, auf die hochzüngelnden Flammen am Horizont zu.
     
    Am Anfang strömte ihm der Schweiß noch wie Wasser aus den Poren, doch irgendwann blieb seine Haut trocken, und ihm wurde klar, dass er kaum noch einen Tropfen Flüssigkeit in sich hatte. Seine Zunge war so geschwollen, dass ihm das Schlucken schwerfiel. Degan meinte, ein Knäuel Falbrindwolle im Mund zu haben, an dem er langsam, aber sicher erstickte. Genau genommen war es ja noch nicht einmal sein Körper, der vertrocknete und verdurstete, denn der lag sicher in Salas Tempel neben dem von Lin. Doch das Reich des Muruk versprach allen, die es betraten, endlose Qualen und ein elendes Leben über das Leben des eigenen Körpers hinaus. Der Gott würde keine Ausnahme machen – auch für ihn nicht!
Vor allem nicht für mich …
    Der Horizont schien weiter von ihm fortzurücken, je näher er ihm eigentlich hätte kommen müssen.
Etwas ist falsch … Der Gott will nicht, dass ich Lin finde!
    Degan blieb stehen und wartete, bis sein pfeifender Atem sich beruhigt hatte. Es wurde immer heißer, und dem Sand entstiegen kochende Dämpfe. Salas Schutz begann nachzulassen. Auf seinen Schultern und Armen hatten sich Brandblasen gebildet. Die Zeit lief ihm davon, und er war dem riesigen Feuer nicht einen Schritt näher gekommen. Degan stemmte die Hände in die Hüften und holte Luft. »Lin!«, rief er in seiner Verzweiflung. »Lin … kannst du mich hören?«
    Obwohl er nicht wirklich daran geglaubt hatte, geschah etwas. Die Flammen am Horizont flackerten unruhig, fast schon, als würden sie gegeneinander kämpfen. Degan spürte, wie seine Beine ihrer Erschöpfung nachgeben wollten.
Ich darf nicht fallen … nicht jetzt, nicht hier!
Mit zusammengebissenen Zähnen ging er weiter. Allein der winzige Lichtpunkt, der sich aus dem Feuer löste, hielt ihn davon ab, aufzugeben. Lin hatte ihn gehört!
    »Geh weiter!«, hörte er eine heisere Stimme flüstern, dann eine andere: »
Er
wird sie nicht gehen lassen, also geh weiter!«
    Entsetzt erkannte Degan, dass sich rings um ihn herum schwarz verbrannte Knochen aus dem Sand gruben – skelettierte Arme, Rippenbögen und Totenschädel, so weit das Auge reichte. »Geh weiter!«, begannen sie im Chor mit heiseren Stimmen zu ihm zu sprechen. »Wenn du es nicht tust, wirst du unser Schicksal teilen und auf ewig im Glutsand brennen, Halbgreif!«
    Degan setzte mit äußerster Anstrengung einen Fuß vor den anderen, angezogen vom Lichtpunkt und angetrieben von den warnenden Stimmen der Gefallenen. Vor seinen Augen tanzten Sterne der Erschöpfung, doch die Toten halfen ihm. »Lin!«, rief er noch einmal, und plötzlich war ihm, als berste eine unsichtbare Wand, die zwischen ihm und dem Horizont gestanden hatte. Nun schien das Feuer so schnell auf ihn zuzukommen, dass er schützend die Hände vor das Gesicht legte aus Angst, die Flammenwürden nichts als verkohlte Knochen von ihm übriglassen. Etwa zehn Schritte vor ihm kam das Feuer zum Stehen. Langsam nahm Degan

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