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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Spur von Anspannung – das erste Zeichen einer Gefühlsregung, das Braam an ihm zu erkennen meinte.
    »Ich sagte dir doch, dass ich Fähigkeiten besitze, um die Priester mich beneiden würden.«
    Braam nickte dümmlich. Er spürte den festen Griff an seinem Unterarm und fragte sich, ob Elven allein mit dem Druck seiner Finger Knochen brechen konnte. Elvens Blick ließ keinen Zweifel daran, dass seine Geduld am Ende angelangt war. »Wirst du versuchen, mich zu bekämpfen, oder wirst du in meine Dienste treten?«
    Braam schluckte. Elven war der geborene Anführer. Wie hatte er sich derart täuschen können? Sein Widerstand brach wie morschesHolz. Elven hatte ihm soeben das Leben gerettet. »Ich werde dir dienen«, war das Einzige, was er herausbrachte.
    Elven zeigte ein schmales Lächeln. »Dein Leben wird sich bald zum Guten wenden. Ich verspreche es dir.«
     
    Vay hatte ihren Kopf an Lins Schulter gelegt und starrte ängstlich zu Tojar, der neben Ilana auf dem Thronsessel am Ende der großen Halle saß. Der König wirkte verloren inmitten seiner Berater, und die Lehnen aus Bellockholz schienen viel zu groß für ihn. Lin war entsetzt. Ihr Vater schien geschrumpft zu sein in den letzten Stunden. Oder war es nur ihre eigene Angst, die sie dies glauben machen wollte? Sie beobachtete ihre Eltern aus den Augenwinkeln. Sie flüsterten miteinander, und je leiser das Königspaar sprach, desto unruhiger wurde Vay.
    Die große Tafel in der Saalmitte, auf der Diener Brote und Früchte sowie Wein und Gebäck aufgetragen hatten, stand noch immer so unberührt da wie am Vorabend. Niemand hatte Hunger, alle warteten gespannt auf die Rückkehr des Suchtrupps. Geschlafen hatten sie dort, wo sie sich gestern niedergelassen hatten, eingehüllt in ihre Umhänge oder in Decken. Niemand wollte allein sein, man suchte Trost und Sicherheit in der Gemeinschaft.
    Lin schob Vay sanft von sich. Ihre Dienerin war seit den jüngsten Vorfällen wie ein ängstliches Hündchen. »Du solltest dir eine Decke nehmen und schlafen«, versuchte Lin sie zu überzeugen und erntete ein trotziges Kopfschütteln. »Ich habe zu große Angst. Glaubst du, dass der dunkle Gott nach Engil zurückkehrt?« Vays Augen wurden groß, und sie wagte nur noch zu flüstern. »Ich meine, so wie es zu den Zeiten war, als deine Mutter jung war? Die vielen Mädchen, die geopfert wurden, das viele Blut …«
    »Vay!«, versuchte Lin sie zu beruhigen, denn einige ängstliche Augenpaare, die den Gefährtinnen von Tojars Beratern gehörten, sahen bereits zu ihnen herüber. »Hör auf, so zu reden und allen Angst zu machen. Es ist überhaupt nichts sicher … überhaupt nichts, verstehst du? Vielleicht war es nur ein wildes Tier, das sich nach Engil verirrt hat und durch die Feuer in Panik geraten ist … und das arme Mädchen kreuzte zufällig seinen Weg.«
    Vay schüttelte störrisch den Kopf. »Dann hat ein Tier dem Falbrind die Kehle mit einem Messer durchtrennt und in das Getreidesilo geworfen?« Vay war nie besonders respektvoll gewesen, und der Blick, den sie ihr zuwarf, zeigte Lin, dass sie es ihr übelnahm, von ihr belogen zu werden.
    Lin stand langsam auf. Ihre Glieder waren steif vom langen Sitzen. Ohne Vay noch einmal anzusehen, ging sie hinüber zu Tojar und Ilana. Sie achtete nicht auf die fragenden Blicke, die ihr von allen Seiten zugeworfen wurden. Sie war die Hohepriesterin Salas, und sie hatte keine Antworten für sie …
Glücklose Lin … Lin mit den dunklen Visionen …
, flüsterten Stimmen in ihrem Kopf, die eigentlich nicht hätten da sein dürfen. Sie verbarg ihr Gesicht schuldbewusst zwischen dem Vorhang ihrer schwarzen Locken.
    Ilana lächelte ihr aufmunternd zu. Sie trug ein goldig schimmerndes Gewand und saß auf dem kleineren Thronsessel neben ihrem Gefährten Tojar. Ihre Mutter wirkte müde, doch der Anblick ihres Vaters bereitete Lin größere Sorge. Auch Tojar war müde, aber es war keine Müdigkeit, der eine Nacht ausgiebigen Schlafes vorgebeugt hätte. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Ihr Vater war alt – zu alt für einen Krieg gegen den dunklen Gott und seine Kreaturen. Ohne Zögern streckte er ihr eine Hand entgegen. Sie fühlte sich trocken an und war übersät mit blauen Adern. »Es wird alles gut«, flüsterte er, doch in seinenAugen spiegelte sich die gleiche Hoffnungslosigkeit wie in den Augen aller.
    Lin ließ sich von einem der Diener einen Stuhl bringen und setzte sich zu ihren Eltern. »Ich weiß nicht, was wir tun sollen,

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