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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Tote für das reinigende Feuer vorbereitet. Er war wütend, dass nicht einem der Diener diese unwichtige Aufgabe zugeteilt worden war, hatte es jedoch nicht gewagt, dies vor Elven auszusprechen. Nun hoffte er mit jedem Tropfen Wasser aus den Händen der steinernen Lalufrau, dass die beiden hinter der Tür bald fertig wären. Es war heiß und ging auf die Gluthitze des Nachmittags zu. Die Körper der Toten würden anfangen zu riechen. Seit seinem Erlebnis im Wald von Isnal war ihm der Gestank nach Tod unerträglich.
    Ungeduldig trat Braam von einem Bein auf das andere. Wie lange waren sie schon da drin und vollzogen die Rituale? Er wusste es nicht. Elven hatte ihm befohlen, vor der geschlossenen Tür zu warten, so lange es eben dauerte.
    Nach einer ihm endlos erscheinenden Zeit öffnete sich die Tür, und heraus trat eine Gestalt, gehüllt in einen grauen Kapuzenumhang, der ihr Gesicht bedeckte. Vor sich her trug sie eine Schale mit Wasser. Braam wurde misstrauisch. »Halt!«, wies er die Gestalt an und trat ihr in den Weg. »Was ist das?« Er wies auf die Schale in ihren Händen und nahm gleichzeitig einen süßlich-faulen Geruchwahr. Sofort waren die Bilder wieder da – der Wald, der abgetrennte verwesende Arm …
    »Leichenwasser vom Waschen der Toten«, raunte die Gestalt, und Braam wurde klar, weshalb sie verhüllt war. Es war die gefährliche Aufgabe der zweiten Priesterin, das Totenwaschen zu übernehmen, während die Hohepriesterin die Gebete sprach. Sofort wich er einen Schritt zurück. Normalerweise wurden die Toten im Tempel gewaschen und auf ihre Reise zu Sala vorbereitet, um die Lebenden zu schützen. Niemand wollte mit den Gerüchen des Todes in Berührung kommen. Sie konnten einen gesunden Menschen zeichnen, so dass der Tod auf ihn aufmerksam wurde und sich ihm zuwandte.
    »Bring das weg!«, blaffte er ungehalten.
    Die Gestalt tat eine angedeutete Verbeugung und entfernte sich den Gang hinunter. Braam sah ihr mit gemischten Gefühlen hinterher. Die zweite Priesterin ging ein hohes Risiko ein, indem sie das Leichenwasser entsorgte. Sie musste es aus der Stadt bringen, um ganz sicher zu sein, den Tod nicht in die Stadt zu locken. Braam schnüffelte an seinen Ärmeln und den Händen. Hatte der Hauch des Todes sich bereits an ihm festgesetzt? Erleichtert atmete er auf, als er feststellte, dass dem nicht so war.
    Er lehnte sich wieder an die Wand und wartete. Mittlerweile war es noch wärmer geworden – die Luft stand förmlich in den Fluren des Palastes. Sein Blick wanderte erneut zu den Stundenschalen. Tropfen für Tropfen fiel in die zweite Schale, die mittlerweile halbvoll war. Wie lange wollten sie die Leichen noch betrauern? Wenn sie noch länger warteten, würde der Totengeruch in den Räumen haften bleiben und das Unglück anziehen. Braam wurde unruhig – sollte er Elven unterrichten? Aber Elven war auf der Baustelle, um die Arbeiten am neuen Tempel zu überwachen, und wurde dabei nicht gerne gestört.
    Eine Weile wartete Braam noch, dann legte er das Ohr an die Tür – kein Laut war durch das Holz zu hören. Ein weiterer Blick auf die Stundenschalen – die zweite Schale war nun zu drei Vierteln gefüllt. Die zweite Priesterin hätte längst zurück sein müssen. Langsam beschlich ihn das ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
    Er nahm all seinen Mut zusammen und öffnete die Tür zur Totenkammer. Der süßlich-faulige Geruch stieg ihm in die Nase, und er musste ein Würgen unterdrücken. Das Herrscherpaar lag noch immer aufgebahrt. Doch warum trug der König auf dem Totenlager nur ein Nachtgewand? Lin kniete vor dem Lager ihrer Eltern, den Kopf mit einem Trauerschal verhüllt, und rührte sich nicht. Braam wagte sich ein paar Schritte in den Raum hinein. »Du musst zum Ende kommen. Der Gestank hier drin ist unerträglich … die Körper müssen ins Feuer.«
    Lin reagierte nicht auf seine Worte, starrte nur weiter auf die beiden Toten.
    »Lin«, sagte er schärfer und ging zu ihr. Ungeduldig packte er ihre Schulter und zog sie hoch. Sie wandte sich zu ihm um und sah ihn an. Braam blieben die Worte im Hals stecken. Sie war nicht Lin! Die Frau, die ihn ansah, war Jevana, die zweite Priesterin. »Wo ist Lin?«
    Die Priesterin antwortete ihm nicht, und Braam bemerkte, dass sie Lins Hohepriesterinnengewand trug … sogar die Kette der Göttin, die Tränen Salas. Sein Verstand brauchte eine Weile, bis er begriff, dann lief er rot an. Sein Blick fiel auf den König im Nachtgewand. Der Umhang! Er

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