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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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meinte im Gesicht des Alten zu erkennen, dass dieser bereits überlegte, wie er sich an die Spitze von Elvens Gefolge setzen konnte, um ihn zu verdrängen. Sein Vater war niemand, der sich freiwillig in die zweite Reihe stellte. Braam ermahnte sich, ihn genau im Auge zu behalten.
    Jeder in seine eigenen Gedanken vertieft, folgten sie den anderen Männern in die Unterstadt.
    Als sie dort ankamen, herrschte Aufruhr – seine Männer trieben die jungen Priesterinnen aus den Häusern ihrer Sippen. Einige klammerten sich an ihre Väter, Mütter oder Brüder, die lautstark gegen die Übergriffe protestierten und dafür nicht selten Schläge von Braams Männern erhielten. Engilianer schlugen Engilianer – das hatte es lange nicht mehr gegeben. Braam verdrängte den leicht bitteren Geschmack in seinem Mund. Elven verstand es, Getreue um sich zu scharen und notfalls mit Gewalt über Engil zu herrschen.
    Die Bewohner der Unterstadt waren verstört, weil niemandwusste, was vor sich ging. Die Sippen, welche von den Übergriffen verschont blieben, standen vor ihren Häusern und verfolgten das Geschehen ängstlich flüsternd.
    »Lasst sie ruhig weinen und jammern!«, rief Braam seinen Männern zu und wandte sich an diejenigen, die zusahen. »Seht her, Menschen von Engil! Das alles habt ihr Lin zu verdanken, eurer Königin! Sie ist aus Engil geflohen und hat euch eurem Schicksal überlassen … Die Priesterinnen Salas müssen sterben, wenn sie nicht zurückkehrt.«
    Die Menge begann aufgeregt zu raunen. Die Priesterinnen weinten noch lauter, als ihnen ihr Schicksal so unbarmherzig offenbart wurde. Braam fuhr sich zufrieden über den Bart, den er sich wachsen ließ, um furchteinflößender auszusehen. Er musste sie zum Reden bringen. Es konnte nicht sein, dass niemand Lins Flucht aus Engil bemerkt hatte. Irgendjemand musste ihr geholfen haben. Als niemand vortrat, fasste Braam einen neuen Entschluss.
    Auch Jevanas Sippe lebte in der Unterstadt. Ihr Vater gehörte zu jenen Taluk, die sich sehr schnell an das bequeme Leben in Engil angepasst hatten und ihr Schwert ohne große Trauer gegen das Leben eines erfolgreichen Händlers eingetauscht hatten. Braam hasste diese Taluk, die ihr Blut und ihren Kriegerstolz so leichtfertig verrieten. Jevanas Vater handelte mit Schalen, Bechern und Platten aus Ton, welche die Frauen seiner Sippe herstellten, außerdem mit Gewürzen und Zierrat, den Frauen mochten. Ein elendes Leben für einen Taluk!
    Wie Braam es erwartet hatte, stand auch Jevanas Vater vor seinem Haus und beobachtete das Geschehen. Sein Blick war düster und verschlossen. Er wusste, dass seine Tochter Lin geholfen hatte, und vielleicht wusste er noch mehr. Braam winkte den gebrechlich wirkenden Mann herrisch heran. Jevanas Vater trug einfeines Gewand aus Schafwolle, das mit gefärbten Stoffbändern abgesetzt war. Seine Füße steckten in neuen Ledersandalen, und sein schütteres Haar hatte er mit Öl geglättet. Dieser Familie ging es viel zu gut!
    »Die neuen Diener des Muruk«, gab der alte Mann ihm stolz und verächtlich zu verstehen. Er war kleiner als Braam und hatte in seinen Augen nichts mehr von einem Taluk – außer dem Stolz, mit dem er seine Verachtung offen kundtat.
    Unter anderen Umständen hätte Braam ihm gezeigt, wer die Macht in den Händen hielt, doch die Dringlichkeit, Lin zu finden, hielt ihn davon ab. »Wir wollen deine Tochter, die zweite Priesterin Salas, sprechen.«
    Der Alte verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte störrisch den Kopf. »Sie ist nicht hier!«
    »Lüg nicht!«, polterte Braam. »Salas Priesterinnen werden in den Tempel der Göttin gebracht. Elven hat angeordnet, dass sie dem dunklen Gott geopfert werden, sobald sein Tempel errichtet ist.« Er machte eine bedeutsame Pause, da er mutmaßte, dass Jevana sich im Haus versteckt hielt und das Gespräch belauschte. War da nicht eine Bewegung hinter dem Türvorhang gewesen? Braam bemühte sich, lauter zu sprechen. »Die Priesterinnen sollen jedoch verschont werden, wenn Lin sich entschließt zurückzukehren.«
    Der Alte öffnete das Maul wie ein Fisch, der nach Luft schnappte. Doch bevor er sprechen konnte, wurde der Webvorhang zur Seite geschoben, und Jevana trat wütend vor das Haus. Sie funkelte Braam an. »So weit geht der elende Diener des Blutgottes also! Zuerst wird Elven die Priesterinnen opfern und dann, wenn ihm ihr Blut nicht mehr ausreicht … Wen wird er dann seinem Blutgott opfern, um ihn zu besänftigen?«
    Braam

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