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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Steinboden, als der Greif sie ohne Vorwarnung losließ. Da ihre Gelenke und Gliedmaßen von der Kälte wie abgestorben waren, gelang es ihr nicht rechtzeitig, sich abzurollen.
    »Aua!«, rief sie vorwurfsvoll, was Jayamon kaum einen Blick abnötigte.
    »Menschin ist sicher in Jayamons Versteck.« Er sah über die steinerne Brüstungsmauer des hohen Wehrturmes, auf dem er sie abgesetzt hatte, wie um sich selbst von seinen Worten zu überzeugen.
    Lin rappelte sich auf und humpelte zur Brüstung des Wehrturmes. Hinter der Mauer ging es in die Tiefe. Ihre Angst verwandelte sich in Entsetzen. Sie hätte an so etwas denken müssen – der Turm, auf dem sie festsaß, ähnelte jenem, auf den Xiria damals Degan geschleppt hatte, um sich mit ihm zu paaren. Schwindlig und mit flauem Gefühl im Magen sah sie nach unten und erschrak, als sie Schatten in der Dunkelheit umherhuschen sah. »Schjacks«, flüsterte sie ängstlich.
    »Schjacks wittern Jevana, können aber nicht zu ihr«, erklärteJayamon ihr überflüssigerweise. Es fehlte nur noch, dass er hinzufügte
… und Jevana kann nicht zu ihnen …
Denn genauso war es doch! Sie saß auf diesem Turm fest, der keine Treppe oder einen anderen Abstieg besaß. Es war ein Greifenturm, einst von den Greifen selbst errichtet, damit sie Dungun im Notfall verteidigen konnten. Ein Greif brauchte keine Treppen. Lin trat von der Brüstung des Wehrturmes zurück. Sie musste einen Weg finden, dem Greif klarzumachen, dass dies kein geeigneter Ort war, sie unterzubringen. »Es ist kalt hier oben. Ich werde erfrieren. Außerdem haben Menschen Angst vor großer Höhe. Bring mich woandershin!«
    Jayamon wandte sich ihr zu. Lin bemühte sich, nicht daran zu denken, dass nur sein Schurz und ihr Priesterinnengewand zwischen einer Paarung standen. Kurz schien er über ihre Worte nachzudenken; dann entschied er sich anders. »Jayamon wird Decken bringen, Nahrung und Wasser. Jevana ist sicher in Jayamons Nest.«
    Oh, Sala!
Dies hier war anscheinend sein Brutturm. Er machte einen Schritt auf sie zu, und Lin wich im Gegenzug einen Schritt zurück. Viel Platz blieb ihr nicht auf der Plattform des Turmes. Sie versuchte, Zeit zu gewinnen. »Ich bin müde. Bring mir die Decken und etwas zu essen. Ich muss zuerst schlafen.«
    Der Greif schüttelte den Kopf. »Jayamon wird Jevana bringen, was sie braucht, wenn er sich mit ihr gepaart hat.«
    Lin wusste nicht mehr, womit sie ihn von seinem Paarungstrieb hätte ablenken können. Jayamon zog sich den Schurz von den Hüften. Nun war er vollkommen nackt bis auf den Silberschmuck und die Beinschienen. Lin wich noch einen Schritt zurück und stieß gegen die steinerne Brüstung.
    »Jevana Menschin muss ihr Gewand ablegen.«
    »Ja, gleich«, sagte sie schnell, denn sie fürchtete sich vor demGreifenduft, den Jayamon einsetzen würde, um ihren Willen zu brechen, wenn er bemerkte, dass sie sich der Paarung verweigerte. Für eine Frau war dies die gefährlichste Waffe der Greife, denn sie brach jeglichen Widerstand in ihr.
    Lin tat so, als wolle sie mit einer Hand ihr Gewand abstreifen. Mit der anderen tastete sie hinter ihrem Rücken an der steinernen Brüstung entlang. Ihre Hand fand etwas Raues, Bröckliges … einen losen Stein im Mauerwerk. Wie von selbst umklammerten ihre Finger den Stein und zerrten so lange daran, bis er nachgab und sich aus der Mauer löste. Er war quadratisch und etwa faustgroß. Eine Waffe! Lins Hände schwitzten, während sie ihn hinter ihrem Rücken fest umklammert hielt. »Ich würde gerne erst schlafen«, versuchte sie ein letztes Mal, den Greif zu überzeugen.
    Jayamon trat auf sie zu und begann, ungeduldig an ihrem Gewand zu ziehen. Ihre Bitte rührte ihn nicht. Er wollte nicht mehr warten. »Jevana kann danach schlafen.«
    Lin geriet in Panik. Mit einem Schrei zog sie die Hand mit dem Stein hinter dem Rücken hervor und schlug ihn Jayamon an die Schläfe … einmal, zweimal und dreimal. Sie spürte, wie der dünne Knochen unter ihren Schlägen mit einem leisen Knacken zersplitterte. Jayamon war zu überrascht, um sich gegen die Schläge zu wehren. Beim zweiten Schlag riss die Haut seiner Schläfe. Sofort quoll Blut aus der Wunde. In Rinnsalen lief es über sein Gesicht, und das weiße Haar färbte sich rot. Lin stieß Jayamon von sich und ließ den Stein fallen. Was hatte sie getan? Der Greif taumelte rückwärts und brach vor ihren Füßen zusammen.
    Sie schloss die Augen und begann laut zu schluchzen. »Es tut mir leid«, rief sie

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