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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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immer wieder, obwohl sie wusste, dass er ihre Gefühle nicht verstehen würde. Tatsächlich schnellte seine Hand vor und umfasste ihren Fuß. Es gelang ihm jedoch nicht, seine Schwingen zu bewegen. Wie Ballast hingen sie an ihm und behindertenihn in seinen Bewegungen. Es bestand kein Zweifel daran, dass Jayamon sterben würde. Trotzdem war seine Kraft noch immer groß. »Menschin hat den Handel gebrochen. Jevana wird mit Jayamon sterben.«
    »Nein!«, rief Lin vollkommen außer sich und versuchte vergeblich ihren Fuß aus seinem Griff zu befreien. »Hör mir zu, Jayamon!«
    Tatsächlich sah er sie aus seinem blutüberströmten Gesicht an. »Ich bin nicht die zweite Priesterin Salas, und mein Name ist auch nicht Jevana. Ich bin Lin, Hohepriesterin der Göttin und Gefährtin deines Herrn Elven. Du hast mir zur Flucht verholfen, und wenn du mich tötest, wird Elven deiner Sippe keine Frauen mehr geben. Nicht für alles Silber, das ihr dem Mugurgebirge abringt.«
    Einem fühlenden Wesen wäre diese Offenbarung im Angesicht seines Todes gleichgültig gewesen, doch ein Greif dachte logisch, und die logische Konsequenz, die ihr Tod nach sich gezogen hätte, wäre der Verlust der Paarungsmöglichkeit seiner gesamten Sippe gewesen. Jayamon ließ ihren Fuß los. »Lin hat Jayamon getäuscht …«
    Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Noch nie hatte sie jemanden getötet, noch nicht einmal einen Greif! Es war furchtbar, Jayamon sterben zu sehen.
    Der Greif starrte sie aus seinen blauen Augen an. »Warum ist Wasser in Lins Augen?« Seine Stimme war schwach, und sie musste sich anstrengen, zu verstehen, was er sagte.
    »Weil … weil es mir leid tut, dass ich dich töten musste.«
    »Warum? Jayamon … versteht das nicht …«, waren seine letzten Worte. Sein Körper erschlaffte, und sein Kopf fiel auf den Steinboden, wo sich eine Blutlache bildete.
    Lin ging neben ihm in die Knie und überprüfte vorsichtig, ob er wirklich tot war. Sanft legte sie die Hand auf eine Stelle seines langenHaares, die nicht vom Blut verkrustet war. Kurz darauf fuhr sie mit den Fingern über Jayamons Schwingen. Die Federn fühlten sich steif und warm an. Lin fühlte ein tiefes Bedauern. So weich war sein Haar, so schön seine weißen Schwingen. Warum musste ein solch wunderschönes Wesen so leblos sein?

In der Falle
    Unter den gegebenen Umständen hatte Braam beschlossen, dass es an der Zeit war, seinen Vater von seinem Dasein als Falbrindbauer zu erlösen. Er brauchte seine Hilfe, wenn er Lin finden wollte. Zudem spürte Braam, dass sein schneller Aufstieg den Zenit erreicht hatte und jeder falsche Schritt, den er tat, in einen Abgrund führen konnte. Deshalb blieb auch keine Zeit, seinen Vater von Schmutz und Falbrindgestank zu befreien.
    Der Alte trug noch immer seine Bauernkleidung, während er mit Braam und zehn weiteren Männern unter den furchtsamen Blicken der Engilianer Richtung Unterstadt marschierte. Braam lief die Zeit davon. Mit knappen Worten hatte er seinem Vater erklärt, was geschehen war. Elvens Gier nach Blut sowie Vays Tod hatte er dabei vorsichtshalber verschwiegen. Es konnte immerhin sein, dass sein Vater im Angesicht der ganzen Wahrheit ein Dasein als Falbrindbauer vorgezogen hätte.
Bei Sala!
Braam wollte diese verdorbene Suppe einfach nicht allein auslöffeln.
    »Wohin gehen wir?«, wollte der Alte von ihm wissen.
    Braam nickte den zehn Gefolgsmännern zu. »Ihr geht in die Unterstadt und sucht die Sippen von Salas Priesterinnen auf. Treibt die Priesterinnen aus den Häusern und bewacht sie gut! Keine einzige von ihnen darf entkommen!«
    Die Männer machten sich auf den Weg. Braam wandte sich wieder seinem Vater zu. »Wir werden uns um die zweite PriesterinSalas kümmern; Jevana. Lin hat ihr Salas Tränen überlassen, den mächtigen Zauber der Göttin.«
    »Was wollen wir dann bei ihr?«, fragte sein Vater mit gerunzelter Stirn.
    Braam bemühte sich, ihn nicht anzuschreien. Der Alte sollte nichts von seiner Anspannung bemerken. »Sie muss wissen, wo Lin ist. Sie hat ihr zur Flucht verholfen.«
    Der Alte fuhr sich mit einer zackigen Geste durch das fettige Haar. »Dann bin ich jetzt ein Gefolgsmann des Königs von Engil?«
    Braam ärgerte sich, dass sein Vater so schnell in sein altes Selbstvertrauen zurückfand. Trotzdem nickte er. »Du unterstehst meinem Befehl wie alle anderen … Unser beider Leben wird nicht lange währen, wenn wir Lin nicht zurückbringen. Elven ist nicht Tojar.« Braam

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