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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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einen Silberbecher fließen lassen. Dann hatte Elven ihm den Becher gereicht. »Ich mache dich zum Anführer der Greife, und ich werde dich besser machen als die anderen deiner Sippe – du sollst klüger sein als dein Vorgänger Jayamon.«
    Suragon hatte nicht verstanden, was Elven ihm sagen wollte, denn bis dahin hatte er gedacht wie alle anderen und war ein untrennbarer Teil von ihnen gewesen.
    »Willst du deine Sippe anführen?«, hatte Elven mit schleppender Zunge und zahnlosem Mund geflüstert und auf das dickflüssige Blut in dem Silberbecher gewiesen. »Dann trink und verstehe.«
    Suragon hatte getrunken und das Brennen kaum ertragen, das mit dem ersten Schluck seine Kehle versengt hatte. Röchelnd war er vor Elven zusammengebrochen. Er hatte geglaubt, der dunkle Gott hätte ihn getötet, doch wie durch ein Wunder war das nicht geschehen. Stattdessen hatte Elvens Blut etwas anderes bei ihm bewirkt. Suragon hatte angefangen, sich selbst wahrzunehmen; nicht als ein Teil seiner Sippe, sondern als ihr überlegen; ganzplötzlich waren Gedanken in seinem Kopf gewesen, die sich von denen der anderen unterschieden.
    Elven hatte gewartet, bis Suragon aufstand und sich im Thronsaal umsah, wie ein Kind, das die Welt um sich herum entdeckt. Dann hatte der dunkle Gott ihm zugeflüstert: »Ich habe dir keine Liebe gegeben und auch keine Weisheit … das alles brauchst du nicht. Ich habe dir etwas anderes gegeben. Etwas, das dich stärker als deinesgleichen macht. Ich gab dir Ehrgeiz!«
    Suragon hatte das erste Mal verstanden, welche Bedeutung hinter diesem Wort steckte.
    Als er jetzt die Menschin aus seinem Versteck im Baum heraus beobachtete, strich er langsam mit den Fingern über den Griff seiner silbernen Peitsche. Ehrgeiz – er hatte die anderen Greife, mit denen er aufgebrochen war, fortgeschickt. Sollten sie sich Frauen suchen und sich mit ihnen paaren. Er – Suragon – würde den Halbgreifen töten und die Gefährtin seines Herrn zurück nach Engil bringen – er allein!
    Die Lichtung wagte er zwar nicht zu betreten, denn die Waldfrauen waren zu mächtig. Sie waren Verkünderinnen und Heilerinnen und standen außerhalb der Macht von Licht und Schatten. Also musste er auf einen geeigneten Augenblick warten. Dann würde er die Königin von Engil gefangen nehmen, sie in einem Baum verstecken und einfach warten, bis der Halbgreif nach ihr zu suchen begann. Leise zog Suragon sich in den Schatten der Blätter zurück. Er wusste, dass er vorsichtig sein musste. Der Halbgreif konnte auch ihn in eines dieser Tiere verwandeln – in so eines wie die Kreatur mit der gebrochenen Schwinge. Suragon musste sehr gut planen, wenn er ihn töten wollte.
    Doch er konnte warten und eine Weile in diesem Baum ausharren – denn er besaß den notwendigen Ehrgeiz dazu.
     
    Belamon hatte sich hinter der Hütte zusammengerollt und schlief. Die Waldfrau hatte seine Schwinge geschient und ihm dann ein Gebräu eingeflößt, das so furchtbar gerochen hatte, dass Lin und Degan die Flucht ins Innere der Hütte angetreten hatten, während Belamon sich laut kreischend über den bitteren Trunk beschwert hatte.
    In der Hütte der Waldfrau gab es Decken, einen Brei aus Getreide und fetten Fleischbrocken und ein warmes Feuer. Lin fürchtete noch immer die Flammen und setzte sich beim Essen seitlich, so dass Degan fragend die Brauen hochzog.
    »Vorhin hast du noch gefroren, und jetzt wendest du dich vom Feuer ab. Das soll einer verstehen.«
    »Ich habe gelernt, das Feuer zu fürchten und den Blick in die Flammen zu meiden«, war das Einzige, was Lin zwischen zwei Löffeln Getreidebrei zur Antwort gab. Noch immer hatte sie keine Ahung, wie viel Degan von ihr und Sala wusste. Waren sie sich denn so unähnlich? Sie war halb Mensch, halb Göttin, er halb Greif, halb Mensch.
Sei nicht dumm!
, maßregelte sie sich stumm, während sie ihren Brei löffelte.
Er spürt sein Greifenerbe, aber du fühlst dich nicht anders als vorher.
Oder doch? Vielleicht empfand sie sich selber nicht als ungewöhnlich – immerhin war die Göttin stets ein Teil von ihr gewesen. Lin stellte ihre Schale beiseite und wickelte sich fester in die Decke, während Degan noch eine zweite Schale des reichhaltigen Breis aus dem Kessel über dem Feuer nahm. Lin fand, dass der richtige Zeitpunkt für ein Gespräch gekommen war. »Warum hast du Hilfe geschickt, als Elvens Greife mich zurück nach Engil schleppen wollten?«
    Degans Blick wurde düster und ablehnend. Es war nicht zu

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