Feuerprinz
Freiheit hat!« Sie schlug sich mit der Faust gegen die Brust. »Aber was ist mit mir? Hat mich jemand gefragt, ob ich das, was das Schicksal für mich vorgesehen hat, will? Ich weiß nichts von der Göttin, nur, dass sie sich in mir verbirgt; und auch das weiß ich erst seit wenigen Tagen. Ich habe keine Fähigkeiten oder Kräfte. Sala spricht ja nicht mal zu mir.« Mit zitternden Händen riss sie die Tür auf. Degan starrte düster vor sich hin. Ihre Verzweiflung wuchs. Er verstand sie nicht! Er glaubte ihr kein einziges Wort! »Ich bin Lin, einfach nur Lin. Ich konnte gar nichts ändern. Nicht an
ihrem
Schicksal, nicht an deinem und schon gar nicht an meinem.«
Sie wandte sich endgültig ab und rannte über die Lichtung, wobei sie spürte, wie ihre unsinnige Liebe zu Degan schwer wie ein Felsbrocken auf ihrem Herz lastete. Dies war die einzige Fähigkeit, welche die Göttin ihr überlassen hatte – ewige und unzerstörbare Liebe zu empfinden. Genau wie für Elven war die Unsterblichkeit ihrer Liebe für sie zum Fluch geworden.
Götterfluch(t)
Braam torkelte durch die Nacht und suchte Streit mit jedem, der ihm zufällig über den Weg lief. Leider vergebens – die Menschen zogen die Köpfe ein und wichen ihm aus. Wer wollte sich schon mit Elvens Gefolgsmann anlegen? Sein Verstand drehte sich vom billigen Wein. Der Wirt hatte den dünnen Fusel Wein des Vergessens genannt, doch er war ein Lügner. Braam konnte einfach nicht vergessen. Sosehr er es auch versuchte; immer wieder musste er daran denken, dass er es gewesen war, der Elven dem Königspaar vorgestellt und damit ganz Engil dem Blutgott ausgeliefert hatte.
Lange hatte er die Wahrheit verdrängt, doch nun holte sie ihn umso grausamer ein.
Er würde sterben, ebenso wie sein Vater und wie alle Menschen in Engil … Er wusste es, wie er wusste, dass die Sterne ewig waren. Was bedeuteten Elven die Menschen? Überhaupt nichts. Wenn Lin nach Engil zurückkehrte, würde der Blutgott seine Opfer fordern … und er würde Rache an den Menschen nehmen, weil Sala ihn für die Menschen verlassen hatte.
Lin ist die Göttin!
Stimmen schrien in Braams Kopf durcheinander, vorwurfsvoll und schrill. Sie wollten nicht mehr verstummen.
Ohne auf die teils ängstlichen, teils verächtlichen Blicke der Engilianer zu achten, stolperte er über die Brücke zurück Richtung Tempelstadt. Mittlerweile hatte er von jenen, die noch nicht Elvens Bann unterlagen, einen Namen erhalten – Bluthund des Königs.
Braam hasste den Namen, weil er ihn so treffend beschrieb. Er schnüffelte herum, bis er seine Beute gefunden hatte, und warf sie dann seinem Herrn vor die Füße.
Während er mit seinem Schicksal haderte, stieß er mit seinem Vater auf der Brücke zusammen. Braam fluchte; dem Alten über den Weg zu laufen war das Letzte, was er brauchte. Im Gegensatz zu ihm trug sein Vater saubere Beinkleider und ein Hemd aus Leder, Schmuck aus Greifensilber und einen verzierten Schwertgurt. Trotzdem haftete der Totengeruch aus Elvens Thronsaal noch an ihm. Braam wollte sich grußlos davonmachen, doch sein Vater hielt ihn am Arm fest. »Warum besäufst du dich, anstatt dich in der Nähe deines Königs aufzuhalten? In letzter Zeit bist du nicht du selbst. Du bringst uns in Gefahr. Die Greife sehen alles und berichten Elven davon.«
Braam sah seinem Vater in die Augen und dachte daran, dass der Alte nun den Posten an Elvens Seite hatte, der eigentlich seiner gewesen war. »Du armer Narr! Er wird uns alle töten«, lallte er und erbrach sich im nächsten Augenblick über das steinerne Brückengeländer in den Fluss.
Danach wurde sein Kopf etwas klarer. Er wandte sich erneut seinem Vater zu, der ihn mit steinharter Miene ansah. »Du verstehst überhaupt nichts«, flüsterte Braam resignierend.
»Nein«, gab der Alte zur Antwort, sein Blick war stolz wie der eines Talukkriegers. »Ich verstehe nicht, wie ich einen so schwachen und nutzlosen Sohn zeugen konnte. Es muss zu viel vom Blut deiner Mutter in deinen Adern fließen. Du bist eine Schande für mich.«
Braam lachte, obwohl ihn die Worte trafen. Er war nicht schwach, und das würde er beweisen.
Sein Vater bedachte ihn mit zweifelnden Blicken. »Halte dich heute Nacht besser vom Palast fern, damit die Greife dich nicht sehen.«
Braam rülpste herausfordernd. »Ich habe genug Wein für diese Nacht gehabt.«
»Eine weise Erkenntnis«, spottete sein Vater und wünschte ihm eine gute Nacht. Braam sah ihm hinterher und kam nicht umhin, die
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