Feuerprinz
Stirn. »Wenn ich es dir sage, wirst du ihr dann helfen?«
Braam zuckte die Schultern. »Selbst wenn ich es wollte, wie sollte ich das tun?«
Eine Weile überlegte Jevana, dann nickte sie. Ihre Hoffnung hatte sich in Bitterkeit verwandelt. »Ich sage es dir trotzdem. Ich sage es dir, damit du den Rest deines Lebens Zeit hast, dich schuldig zu fühlen an allem Übel, das über Engil hereingebrochen ist. Denn letztlich warst du es, der Elven den Weg zu ihr bereitet hat.« Sie sah ihm fest in die Augen. »Sie ist die Göttin, die uns allen das Licht hätte bringen können. Sie ist Sala.«
Braam starrte die Priesterin an, als wäre sie verrückt geworden. Dann brach er in lautes Gelächter aus. Wer konnte es ihr verübeln nach allem, was um sie herum geschah? Weiber waren so – sie drehten durch, wenn man ihrem Geist zu viel zumutete. Die zweite Priesterin redete wirr; und doch ließ ihr Blick keinerleiZweifel daran, dass sie selbst glaubte, was sie sagte. »Du glaubst mir nicht!«, stellte sie kühl, jedoch ohne Empörung fest.
Braam wich ein paar Schritte von ihr zurück und bekam plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Das konnte doch nicht sein. Wenn Lin die Göttin war, dann musste er ein Falbrind sein. Es war nicht möglich … doch irgendetwas an dem, was Jevana sagte, berührte Braam tief in seinem Innern, in Gefilden, in die er noch nie vorgedrungen war.
Sie legte eine Hand auf Salas Tränen. »Sie und Degan waren die letzte Hoffnung für Engil.«
»Das ist Unsinn!«, polterte er.
Sie ist keine Göttin, nur ein Weib, das mich zurückgewiesen hat für diesen Angeber Degan … sie hat mich zurückgewiesen!
Braam ließ Jevana stehen und ging zurück in das Haus, vorbei an den Frauen und dem Jungen, die ihm mit ängstlichen Blicken hinterhersahen. Der Alte hatte sich mittlerweile aufgerappelt und damit begonnen, seine durcheinandergeratenen Waren zu ordnen. Erneut stieß Braam ihn zur Seite und rannte dann zur Tür hinaus. Ihm war auf einmal, als ersticke er.
Ein paar Schritte vom Haus entfernt lehnte er sich an einen Baum und legte die Hände vor das Gesicht. Plötzlich interessierten ihn die neugierigen Blicke der Menschen nicht mehr, und es kümmerte ihn auch nicht, dass sie ihn in einem Augenblick der Schwäche sahen. Die Wahrheit brach über ihn herein wie ein tosender Sturm. »All das habe ich nur getan, weil ich es nicht ertragen konnte, von Lin zurückgewiesen worden zu sein. Ganz Engil wird untergehen, weil ich es nicht ertragen konnte!«
Als sie am Nachmittag des nächsten Tages endlich auf eine Waldfrau stießen, war Lin am Ende ihrer Kräfte. Sie hatte Hunger, war steif wie eine alte Katze und fühlte sich schmutzig wie seltenzuvor. Wo Elvens magischer Sturm gewütet hatte, waren weder Wasser noch etwas Essbares zu finden gewesen.
Am Morgen hatte sie zwar ein paar Beeren und bittere Wurzeln gefunden, doch sie hatten sie nur noch hungriger gemacht.
Degan, der Entbehrungen gewohnt war, schlug sich um einiges besser, und sogar Belamon schleppte seine gebrochene Schwinge tapfer hinter sich her, obwohl sich ein Greif so gut wie nie auf lange Fußmärsche einließ und das Fliegen bevorzugte. Lin hatte Degan immer wieder bitten müssen, langsamer zu gehen, was er mit einem unzufriedenen Schnauben getan hatte, nur um kurze Zeit später wieder in einen zügigen Schritt zu fallen. Irgendwann hatte sie es aufgegeben, ihn immer wieder daran zu erinnern, und war stattdessen einfach hinter ihm her gehumpelt.
Trotz der Tortur und des langen Fußmarsches fühlte Lin sich am späten Nachmittag noch nicht so abgestumpft, dass der Anblick einer Waldfrau ihr nicht einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Sie drückte sich, so gut es ging, an Belamons gesunde Schwinge, um sich zu verstecken. Doch die Alte hatte sie längst entdeckt. Mit knotigem Finger wies sie auf Lin und begann ihren Singsang: »Die da bringt uns Lüge und Leid, zu heilen den Greif bin ich bereit, doch schick sie fort, sie bringt Gefahr, ihr folgt des Gottes Greifenschar!«
Lin lief unter all ihrem Schmutz rot an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Waldfrau von ihrer Begegnung mit dem Schjack erfahren hatte. Diese Alten wussten einfach alles! Auf keinen Fall wollte sie Degan noch mehr verärgern oder ihm einen Grund liefern, sie loszuwerden. Sie brauchte seine Hilfe, um Engil von Elven zu befreien. »Was für ein Unsinn«, murmelte sie vor sich hin und hoffte, Degan würde das Gerede der Alten überhören.
»Was meint
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