Feuerprinz
und Überlegungen fähig zu sein. Umso erstaunlicher, dass Elven ihm die Kontrolle über sein Greifenheer anvertraute.Schließlich nickte er und antwortete: »Suragon wird Elven seine Königin sowie den Kopf des Halbgreifen bringen. Sag ihm das!«
Beizeiten werde ich mich in seine stinkende Gegenwart begeben
, dachte Braam angewidert,
… aber bestimmt nicht heute noch einmal.
Trotzdem nickte er dem Greif zu.
Er wartete, bis er Suragon und ein paar seiner Greife von der Unterstadt aus in den Himmel steigen sah. Sie boten ein beeindruckendes Bild, denn die Spannweite ihrer Schwingen war groß. Leise fluchend wandte Braam sich ab. Hätte er doch auch fortfliegen können aus dieser verdammten Stadt!
Braam machte sich auf in die Unterstadt und fand das Haus mit dem bunten Webvorhang vor der Tür schnell wieder. Es gehörte dem Vater der zweiten Priesterin Jevana.
Scham, ungebeten ein Haus zu betreten, besaß er nicht. Immerhin war er wieder in Gnade bei Elven aufgenommen worden; auch wenn diese Gnade vielleicht nicht lange andauern würde. Doch er hatte mittlerweile so viel Grauen gesehen, dass er abgestumpft war.
Der alte Mann hinter seinem Verkaufstisch im Vorraum des Hauses erkannte ihn sofort als denjenigen, der die Priesterinnen zusammengetrieben und seine Tochter bedroht hatte. Mit verschlossener Miene trat er ihm in den Weg und postierte sich wie ein Wächter vor der Tür, die in seine Wohnräume führte. »Was willst du hier? Wir haben nichts, was von Interesse für dich oder deinen Herrn wäre.«
Der Alte hatte Mut, das musste Braam ihm lassen. Als besäße er alle Zeit der Welt, sah er sich in dem kleinen Verkaufsraum um, öffnete ein paar der Tiegel, nur um sie dann zurück in die Regale zu stellen. Schließlich, nach angemessener Zeit, wandte er sich dem wartenden Alten zu. »Deine Tochter – wo ist sie? Ich will mit ihr reden.«
»Sie ist nicht hier«, erwiderte der Alte noch immer nicht freundlicher. Die Art und Weise, wie er die Tür in seinem Rücken abschirmte, zeigte Braam jedoch, dass er log. Mit einem einzigen Schlag seiner Hand stieß er den alten Mann in eines seiner Regale. Tiegel mit unterschiedlichem Inhalt fielen auf ihn, und das laute Poltern von zerbrechendem Ton begleitete seine Flüche. »Ich habe keine Zeit«, gab Braam ihm zu verstehen, dann schob er sich durch die Tür an ihm vorbei.
Im Raum hinter dem Laden starrten ihn vier verängstigte Augenpaare an. Eine ältere Frau, wahrscheinlich Jevanas Mutter, und zwei junge Mädchen, ihre Schwestern, sowie ein kleiner Junge saßen auf Kissen in Hausarbeiten vertieft. Der Junge ließ ein rotes Garnknäuel fallen, das Braam vor die Füße rollte, und musterte ihn mit ängstlich geöffnetem Mund. Braam beachtete das Garnknäuel nicht weiter.
»Wo ist die zweite Priesterin Salas?«, sprach er die ältere Frau an.
Mit zitterndem Finger wies sie auf den Hof hinter dem Haus.
Braam bedankte sich nicht und trat durch die Hintertür nach draußen.
Die Luft im Hof war von Kräuterduft erfüllt. Jevana saß inmitten eines kleinen Beetes und jätete Unkraut. Sie trug nicht das Gewand der zweiten Priesterin, sondern ein einfaches Kittelkleid. Doch die Kette mit Salas Tränen lag um ihren Hals. Als sie ihn sah, verschlossen sich ihre Gesichtszüge. »Was willst du hier?«
»Antworten!«
Jevana richtete sich auf und sah hinauf in den klaren Himmel, als stünden die Antworten, welche er suchte, dort geschrieben. Dann seufzte sie traurig. »Es hätte ein schöner Tag sein können. Die Luft ist angenehm, die Sonne brennt nicht zu heiß, ein kühler Wind weht.«
Braam wurde ungeduldig. Was er an Frauen und besonders an Priesterinnen nicht mochte, war ihr geheimnisvolles Gehabe. »Lin ist zusammen mit Degan in den Wäldern von Isnal gesehen worden.« Er konnte sehen, wie ein Funken Hoffnung in Jevanas Augen aufglomm, als sie ihren Blick vom Himmel abwandte und ihn ansah. »Geht es ihnen gut?«
»Noch … Elven hat seine Greife geschickt, Lin zu ihm zurückzubringen und Degan zu töten. Von ihm will er nur seinen Kopf.«
Sie legte erschrocken die Hände vor den Mund. »Sie müssen gewarnt werden!«
Braam wusste, dies war seine Gelegenheit, endlich etwas aus Jevana herauszubekommen. »Warum? Weil sie deine Freundin ist oder die Königin? Was ist Besonderes an ihr, dass sie nicht einfach durch eine andere Königin ersetzt werden kann? Elven benimmt sich wie ein Narr, was sie angeht.«
Sie verschränkte die Arme hinter dem Rücken und runzelte die
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