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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Selbstherrlichkeit des Alten zu bewundern. Er setzte seinen Weg fort und sah sich nicht noch einmal nach ihm um. Ihre Wege führten sie von nun an in zwei verschiedene Richtungen.
    Der Tempel des Blutgottes war beinahe fertig. Ein paar Steine mussten noch bearbeitet werden, bevor sie ihren Platz im Mauerwerk fanden. Die Greife hatten die fehlenden Steinquader aus dem Mugurgebirge herangeschafft. Braam betrachtete das fast fertige Bauwerk mit zusammengebissenen Zähnen. Er würde seinen Fehler wiedergutmachen!
    Kaum hatte er sich entschieden, überkamen ihn Zweifel. Er setzte sich auf einen der Steine und legte den Kopf in den Nacken. Die Nacht war kalt und klar, die Sterne funkelten am Himmel. Erstmals in seinem Leben dachte Braam darüber nach, wie schön ein Nachthimmel sein konnte, wenn man sich die Zeit nahm, ihn zu betrachten. Er hatte in seinem Leben zu wenig auf solche Dinge geachtet und sie als Weiberkram abgetan – und er bereute es. In Muruks Reich gab es keinen Nachthimmel mit Sternen – nur flammendes Feuer, Schmerz und niemals endende Qualen.
Lin ist die Göttin
, flüsterten die Stimmen in seinem Kopf und zwangen ihn dazu, aufzustehen und seinen Blick endgültig vom Himmel abzuwenden.
    Während er den Hügel zum Palast hinauflief, berührte er den Griff seines Schwertes, wie um zu prüfen, ob es noch da war. Der kühle, mit Leder umwickelte Griff schenkte ihm Ruhe und Sicherheit. Er wusste, was zu tun war.
    Im Garten des Palastes begegnete er Dienerinnen und Dienern, die müde an ihm vorbeiliefen und kaum den Kopf hoben, als sie ihn sahen. Sie waren froh, wieder eine Nacht überlebt zu haben,denn wer im Palast diente und jung war, wusste nie, wann Elvens Auge auf ihn fiel. Viele der Mädchen wuschen sich nicht mehr, schwärzten sich die Zähne mit Asche und bemühten sich um Hässlichkeit. Meistens nutzte es ihnen jedoch nichts. Elven wählte seine Opfer willkürlich unter ihnen aus.
    Sobald Braam den Flur des Palastes betreten hatte, konnte er Elven riechen. Diejenigen, die tagtäglich im Palast ihren Dienst verrichteten, mochten sich an den ständigen Geruch nach Tod und Verwesung gewöhnt haben, doch ihm war das nie gelungen. Leichengestank zog den Tod an, der wiederum alle jene mit sich riss, an denen der Geruch des Todes haftete. Braam stieß die Luft durch die Nase und atmete dann flach durch den Mund ein. Alle Menschen hier waren verflucht!
    Vor den großen Türflügeln des Thronsaales blieb er stehen und wartete, bis sein Herz einigermaßen ruhig schlug. Die letzte und größte Schale des Stundenmessers war bereits halb voll. Das bedeutete, dass es an der Zeit war, Engil
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zu sagen. Dies war die Stunde seines Todes. Sein Tod war der Preis, den er zahlen musste, um sein Gewissen reinzuwaschen.
    Leise öffnete Braam einen Flügel der Tür und trat ein. Nur wenige Feuerbecken beleuchteten den Raum, und der Gestank war unerträglich. Elven saß auf seinem Thron, es war totenstill. Die Greife seiner Leibwache hockten auf den Stufen vor dem Thron und hatten ihren Kopf unter eine Schwinge gesteckt. Sie schliefen. Als Braam langsam auf den Thron zuging, erkannte er, dass Elvens Haut schwarz war und sich von den Knochen zu schälen begann. Seine blinden Augen beobachteten ihn.
    Braam schüttelte seine letzten Zweifel ab und trat vor den Thron.
    »Hast du meine Königin gefunden?«, flüsterte Elven mit heiserer Stimme. Das Sprechen fiel ihm schwer.
    »Ja«, war die einzige Antwort, die Braam zustande brachte.
    »Und wo ist sie?«
    »Ich muss dir zuerst etwas Wichtiges sagen. Es geht um den Greifenführer Suragon.«
    Elven nickte kaum merklich und winkte ihn näher heran. Jeder, der es nicht besser wusste, hätte ihn für einen Greis gehalten. Als Braam nur noch zwei Schritte von ihm entfernt stand, konnte er sehen, dass Elvens Kopf nur noch aus einem Schädel mit fauligen Hautfetzen bestand. Erneut spürte Braam, wie er schwach zu werden drohte und darüber nachdachte, Elven eine Lüge ins Ohr zu träufeln. Noch wäre Zeit dazu, noch konnte er sein Leben retten!
    Ein heiseres Lachen kam unerwartet von dem grinsenden Schädelgesicht. »Deine Gedanken sind viel zu laut, als dass ich sie überhören könnte, Braam.«
    Er bemerkte einen unangenehmen Druck auf seiner Stirn und erschrak. Elven wusste längst, weshalb er gekommen war.
    »Du bist hier, um mich zu töten.«
    Braam antwortete nicht. Die Greife hoben die Köpfe und spreizten ihre klauenbewehrten Schwingen. Blaue Augenpaare starrten ihn

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